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Nein: Vergiftung des Denkens, Verdrehung der Taten
Ja: Solidarität ist das vernünftige Programm

"Die Einkommens- und Beschäftigungschancen einer Region sind im hohen Maße von der Humankapitalausstattung abhängig. Die Akkumulation von Humankapital wird zunehmend zu einem treibenden Faktor des wirtschaftlichen Wachstums."
"Leitbild: Wachsende Stadt", Regierungsprogramm der CDU- Senate seit 2001.

"Ich möchte Student sein, um mir einmal anhand einer Wissenschaft langsam klarzumachen, wie das so ist im menschlichen Leben."
Kurt Tucholsky, "Ich möchte Student sein", 1929.

Der Mensch handelt wie er denkt. Lernen hat also eine bestimmte Bedeutung.
Soweit der Markt regiert, und das ist derzeit sehr weit, stehen Vernunft und Wahrheit nicht hoch im Kurs. Wissenschaft und Bildung für die tendenzielle Verbesserung der Bedingungen menschlichen Lebens bedürfen deshalb einer couragierten Entwicklung durch alle, die am Bildungsprozeß beteiligt sind. Die menschliche Gestaltung der Lebensbedingungen durch die Erkenntnis von Ursachen, Zusammenhängen, Formen (und Alternativen!) gesellschaftlicher Entwicklungsprozesse ist heftig eingeschränkt durch den permanenten politischen und sozialen Druck der privat-ökonomischen Gesellschaft.

Der regierende CDU-Senat hat in den letzten fünf Jahren erheblich dazu beigetragen. Mit der abstrakten, eisigen Degradierung des Menschen zur "Humankapitalausstattung" des "Wirtschaftsstandortes Hamburg" haben die Konservativen artig ihre Funktion als politischer Arm der "Pfeffersäcke" (Handelskammer) erfüllt. Privatisierungen, Kommerzialisierung von Bildung und Kultur, Sozialabbau, rabiate Polizeieinsätze, mehr Abschiebungen, das Vergammeln öffentlicher Infrastruktur und gleichzeitig heftigste Förderung großer Konzerne dienen der Auslieferung der Stadt ans große Geld.

Entsprechend sollen auch Bildung und Wissenschaft zurechtgebürstet werden. Studiengebühren und die ruppigen BA/MA-Studiengänge (dafür auch "STiNE") sind dafür von Wissenschafts-"Manager" Dräger mittels Entdemokratisierung, fiskalischer Erpressung und bürokratischer Gängelung gegen den erheblichen Widerstand aus den Hochschulen vorerst (und abgeschwächt) durchgesetzt worden. Mit diesen strengen Reglementierungen des Lernens (teuer, schnell und leistungsorientiert) soll "Universität" in eine hetzende, disziplinierende und isolierende Lernkaserne gewandelt werden. Das so gedrillte Menschenmaterial tue dann brav am Arbeitsplatz seinen Dienst, um im internationalen Krieg der "Standorte" gewinnbringend verheizt zu werden.

Das menschliche Bedürfnis der Erweiterung der eigenen Handlungsmöglichkeiten durch Kooperation und Erkenntnis (Lernen!) soll also ausnahmslos verdreht und vergiftet werden. Diese Pervertierung persönlicher Absichten und menschlicher Entwicklung lebt davon, daß sie (noch) mehrheitlich, wenn auch mit zunehmendem Unwillen mitgemacht wird.

Worauf es also ankommt, ist: den Hauptstrom zu verlassen,
die gemeinsame Lebenslage als solche zu begreifen,
die Ursachen und Verursacher der Drangsale zu erkennen, zu benennen und zu bekämpfen,
dafür aus besseren Zeiten für bessere Zeiten zu lernen
und sich für andere bewegend zu Engagieren.

Das studentische Leben, Fachschaftsräte, gesellschaftskritische (hochschul-)politische Gruppen und soziale Bewegungen bieten hierfür gehaltvolle Möglichkeiten, Erfahrungen und Perspektiven. Der Boykott der Studiengebühren sollte deshalb als Kristallisationspunkt aufklärenden Engagements verstanden und realisiert werden.

Wer kooperiert, lernt immer. Die Waffe der Verständigen ist die Solidarität.

Teil 2/3 der Zeitung: Zwei große Aufgaben - Den Krieg beenden - Frieden schaffen.

Teil 3/3 der Zeitung: Ole für gutes "Klima" - Oder: Die Energiekonzerne als Umweltschützer

V.i.S.d.P.: Niels Kreller, Schützenstr. 57, 22761 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg.
Veröffentlicht am Montag, den 26. März 2007, http://www.harte--zeiten.de/artikel_563.html