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Ole für gutes "Klima"

Oder: Die Energiekonzerne als Umweltschützer

"Beim Klimaschutz darf es keine Denkverbote geben. [...]
In Deutschland gibt es genug Atomkraftwerke. Wichtig ist, daß wir die Laufzeiten verlängern. Davon dürfen nicht allein die Energieversorger profitieren. Längere Laufzeiten müssen zu einer Senkung der Strompreise führen - und zu Investitionen in den Klimaschutz. [...]
Wir alle wissen doch: Es gibt eine Grundangst in der Bevölkerung vor der Atomkraft, und das Problem der Endlagerung ist nicht gelöst. Aber das Problem des Klimaschutzes ist dringender als das der Endlagerung."

Ole von Beust in der BILD, 28.01.2007.

Der Bürgermeister der rechtesten Landesregierung der Republik plappert mit der BILD über die Frage "Wie politisch ist das Private?" Seine Antwort ist ein seichter Schwall von Belanglosigkeiten: "Privatleben", "Homosexualität" und "väterliche Liebe" und ebenso oberflächlicher Verlogenheit: "Wichtig ist, dass man sich seinen Mitmenschen gegenüber anständig verhält ... und keine Bigotterie an den Tag legt." Beiläufig wird der Leser informiert, daß zum Klimaschutz längere Laufzeiten der Kernkraftwerke erforderlich seien.

Der Vorschlag des neuen Leiters der CDU-Kommission für Klima, Umwelt und Verbraucherschutz, Ole von Beust, die Kernkraftwerksbetreiber zu fördern ist die Bigotterie. Denn Energie ist auf Höhe der gesellschaftlichen Entwicklung ein Grundbedürfnis aller Menschen. Die Nutzung der Kernenergie gefährdet hingegen die gesamte Menschheit: Die Kernwaffenproduktion ist auf dem wissenschaftlich-technische Stand der sogenannten "zivilen" Kernenergienutzung der BRD spätestens seit den 1970ern möglich, die Hochrüstung wird in einer wachsenden Anzahl von Ländern bis zum zigfachen nuklearen Overkill realisiert. Der Super-GAU von Tschernobyl wird keine Ausnahmen einer ansonsten "sicheren Technologie" bleiben, wenn der Ausstieg nicht umgehend vollzogen wird. Der verbleibende radioaktive Müll wird die Menschheit noch für Jahrhunderttausende gefährden. Insofern ist die Frage einer dem Mensch und seiner Umwelt gemäßen Produktionsweise von Energie ein relevanter Forschungsgegenstand. Die Kernenergiekonzerne beabsichtigen jedoch größtmögliche Gewinne und ermöglichen dabei die größtmögliche Zerstörung. Wer, wie die CDU mit Klimaschutz durch Kernkraft, sie noch fördert, macht den Bock zum Gärtner.

Die Studierendenbewegung der 1968er erkannte das Problem, daß Wissenschaft in der bürgerlichen Gesellschaft immer in dem Widerspruch steht, nützliche Erkenntnisse unter der permanenten Dominanz privat-ökonomische Interessen schaffen zu sollen und deshalb prinzipiell umkämpft ist. Unter dem Druck gewinnbringender Verwertung wird aber jeder Fortschritt der Wissenschaft ein Schritt fort von der Menschheit: Vernunft wird Unsinn, Wohltat Plage.

Der Kampf um die Demokratisierung der Hochschulen, soziale Öffnung und kritischen Gesellschaftsbezug der Wissenschaften schafft die Voraussetzungen, daß die Hochschulen zur Hebung des Lebensniveaus aller beitragen. In Studium, den Gremien der akademischen Selbstverwaltung und der studentischen Interessenvertretung muß dafür über Ziel, Zweck, Sinn, Inhalt und Methode des Wissen-schaffens gestritten werden.

Wissenschaft auf Höhe der Zeit ist Opposition zu schlechten gesellschaftlichen und politischen Bedingungen. Die Universität - und das heißt ihre Mitglieder - hat hierfür besondere Bedeutung in dieser Stadt.

Teil 1/3 der Zeitung: Nein: Vergiftung des Denkens, Verdrehung der Taten - Ja: Solidarität ist das vernünftige Programm

Teil 2/3 der Zeitung: Zwei große Aufgaben - Den Krieg beenden - Frieden schaffen.

V.i.S.d.P.: Niels Kreller, Schützenstr. 57, 22761 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg.
Veröffentlicht am Montag, den 26. März 2007, http://www.harte--zeiten.de/artikel_561.html