Menü | HomePublikationenharte zeiten › Artikel 3 einer Zeitung von harte zeiten vom

Erkennen und Handeln:

Gebührenfreiheit ist eine kommunikative Angelegenheit

„Dickhäuter.
Ein Elefant von vorn sieht fast
So aus wie ein Nilpferd von rückwärts.
Sie tragen beide schwere Last,
Manchmal pechwärts und manchmal glückwärts.
Sie tragen unter zementiger Haut
Viel Weiches und viel Zartes.
Wer richtig in ihren Rachen schaut,
Gewahrt es.“

Joachim Ringelnatz, Flugzeuggedanken, 1929.

Seit 2004 werden in Hamburg Studiengebühren erhoben.
Mit Boykotten und Protesten konnte bereits ihre
Senkung und „Nachlagerung“ bewirkt werden. Als
Kampfmittel zur sozialen Ausgrenzung und zur Erzwingung
eines braven Schnellstudiums werden sie aber
auch von „Schwarz-Grün“ beibehalten. Diese durchschaubare
Absicht wird zunehmend kritisch beantwortet.
Das spiegelt sich - Transferleistung des Senats -
nicht zuletzt in der Abschaffung des Büchergeldes an
Schulen. In der Uni ist es so gelungen, daß der Akademischen
Senat und vier (von sechs) Fakultätsräten fordern,
Studiengebühren bei der anstehenden Novellierung
des Hamburgischen Hochschulgesetzes
(HmbHG) abzuschaffen.

In dieser Lage wirbt nun Wissenschaftssenatorin Gundelach
in Vertretung des sogenannten Sozialsenators
halsstarrig für die Verdopplung von Kita-Gebühren. Es
gelänge damit trotz knapper Kassen, die Qualität der
Tagesstätten zu erhöhen. Für die Uni projektiert sie eine
künftige Studierendenzahl von 26.000; vor zehn Jahren
waren es (mit der nun angegliederten HWP)
44.000, zur Zeit dümpelt die Uni bei 38.000 Studierenden
herum, während die Zahl privater Bildungsträger
ständig steigt. Qualität und Privilegien setzt sie also
gleich.

In dieser Politik offenbart sich ein konservatives Weltbild,
demzufolge jeder in einer sozial hierarchischen
Gesellschaft den Platz einnehmen soll, der ihm angeblich zusteht - gemäß sogenannter Leistungsfähigkeit
und Begabung, womit nie mehr gemeint ist, als der Inhalt
der Geldbörse und die (meist erpreßte) Bereitschaft,
diesen durch Dienstbarkeit aufzubessern. Aber
Erpressungen funktionieren nur dann, wenn nicht darüber
gesprochen und solidarisch gehandelt wird.

Gegen die konservative Entfaltungs- und Vernunftbehinderung
muß deshalb die gesellschaftliche Notwendigkeit
vermehrt wissenschaftlich qualifizierter Arbeit,
solidarischer Kooperation und das Recht auf persönliche
Entfaltung in einem demokratischen Gemeinwesen
politisch zur Geltung gebracht werden. Hier geht es um
ein humanes Erfordernis, das durch gemeinsame kritische
Erkenntnis für die Verbesserung der Lebensbedingungen
Gestalt annimmt, wenn dafür der eiserne Kokon
vermeintlicher Konkurrenzstärke verlassen wird.

Die Unterschriftenaktion „Für die Gebührenfreiheit
des Studiums“ als hamburgweite Kampagne, mit der
auch Nichtstudierende dieses Interesse zur Geltung
bringen können und sollen, wird dafür auch in diesem
Semester fortgesetzt. Gebührenfreie Bildung für Alle
wird Tatsache, wenn sich darüber handlungsorientiert
verständigt wird.

Alle Infos und die Listen: www.gebuehrenfreiheit.de


Wir über uns

V.i.S.d.P.: Niels Kreller, Schützenstr. 57, 22761 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg.
Veröffentlicht am Montag, den 5. April 2010, http://www.harte--zeiten.de/artikel_945.html