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Zum Geleit XXXIV

Wer wagt die große Ambition: Frieden?!

1) Lernresistenz


"Wir haben alle unterschätzt, wie viele Aufständische auftauchen und zusammenfinden würden und dass sie versuchen würden, uns zu stoppen, nachdem wir die Taliban in Afghanistan und Saddam im Irak beseitigt hatten. Wir haben unterschätzt, wie tief dieses Problem geht. Aber ich finde, dass unsere Antwort nur sein kann: Wenn sie uns hart bekämpfen, müssen wir zurückschlagen. Wir müssen geradestehen. Wir müssen sie bekämpfen, überall."
Tony Blair, scheidender britischer Premierminister, nach dem "G8-Gipfel" im "SPIEGEL-Gespräch", "SPIEGEL" 24/2007.

"Zurückschlagen", "Geradestehen", "Bekämpfen" - "überall": Nicht alle werden aus Fehlern klug, nicht jeder lernt aus Tat-Sachen; die Bevölkerung lehnt den Krieg ab, der Premier scheidet in Erstarrung.
Krieg nährt die Folgegewalt. Nur Frieden schafft Frieden als zivile Entwicklung.

2) Zusammenhänge


"Die Rüstungskonzerne Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und Rheinmetall haben gute Chancen für eine Beteiligung am größten europäischen Militärprojekt für gepanzerte Fahrzeuge. Das britische Verteidigungsministerium hat jetzt den neuen Transportpanzer Boxer als eines von drei Modellen ausgewählt, das in die Endrunde für das Projekt FRES (Future Rapid Effect System) mit umgerechnet 24 Mrd. Euro Gesamtvolumen kommt. Dabei sollen insgesamt 3000 bis 4000 Fahrzeuge - auch andere als der Boxer - für unterschiedliche Aufgaben bestellt werden."
Gerhard Hegmann, "Briten liebäugeln mit deutschen Panzern", "Financial Times Deutschland", 11.6.'07, S. 3.

Nach Kurt Tucholsky ist die Weltwirtschaft verflochten. Laut Bertolt Brecht kommt die Roheit von den Geschäften, die sie, die Roheit, nötig mache.
Wahrheit hilft abzurüsten.

3) Abwägung


"Wenn (wie es in dieser Verfassung nicht anders sein kann) die Beistimmung der Staatsbürger dazu erfordert wird, um zu beschließen, ob Krieg sein solle, oder nicht, so ist nichts natürlicher, als daß, da sie alle Drangsale des Kriegs über sich selbst beschließen müßten (als da sind: selbst zu fechten, die Kosten aus ihrer eigenen Habe herzugeben; die Verwüstung, die er hinter sich läßt, kümmerlich zu verbessern; zum Übermaße des Übels endlich noch eine den Frieden selbst verbitternde, nie (wegen naher, immer neuer Kriege) zu tilgende Schuldenlast selbst zu übernehmen), sie sich sehr bedenken werden, ein so schlimmes Spiel anzufangen [...]".
Immanuel Kant, "Zum ewigen Frieden", 1795.

Das "schlimme Spiel": Die Vergeudung der Arbeit und der Industrie; die Erziehung zu Befehl und Gehorsam; die Beugung der Wahrheit und des Rechts; die Zerstörung von Jahrtausenden in Sekunden; ein verzerrtes Bild des Menschen von sich selbst.
Mit Bildung, Gesundheit und Kultur hat dies nichts zu tun.

4) Die Konsequenz


"Du. Forscher im Laboratorium. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst einen neuen Tod erfinden gegen das alte Leben, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!"

Wolfgang Borchert (1921-1947), "Dann gibt es nur eins!".

Das "NEIN!" ist: aufgeweckt, vielfältig, notwendig, persönlich, gemeinsam - für Verstand und Leben.

"Nachts darf der Schriftsteller die Sterne begucken. Aber wehe ihm, wenn er nicht fühlt, daß sein Haus in Gefahr ist. Dann muß er posaunen, bis ihm die Lungen platzen."
Wolfgang Borchert, "Der Schriftsteller".

Aufmerksamkeit kann weitergegeben werden.

Golnar Sepehrnia, Olaf Walther
Hamburg, den 14. Juni 2007

Flugblatt

nächste Sitzung des Akademischen Senats

Veröffentlicht am Dienstag, den 12. Juni 2007, http://www.harte--zeiten.de/dokument_597.html