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Wer hat Zeit zum Lesen?
,,Dabei verkenne ich natürlich nicht, dass ein Bürgermeister und sein Senat für eine Stadt wie Hamburg Visionen und Vorstellungen davon haben müssen, wie Hamburg zukünftig einmal aussehen soll, wie sich Hamburg als lebenswerte, weltoffene und lebendige Stadt optimal entwickeln und gegenüber der weltweiten Konkurrenz behaupten kann.“
Bürgermeister Christoph Ahlhaus, Regierungserklärung vom 15. September 2010.
,,Nimmt man alles zusammen, was wir über den Ursprung und die Fortentwicklung der Kultur beobachten konnten, überliefert erhielten und durch tieferes Nachdenken erkannt haben, müssen wir zu dem wichtigsten und unabweisbaren Schluß gelangen: Die gesamte menschliche Kultur ist ein Werk des gesellschaftlichen Zusammenwirkens vieler, ist ein Werk der Masse.
[...] Und ebenso wie die Not ist das Wohl der Völker als das eigene Werk der Millionen möglich.“
Rosa Luxemburg, ,,Die Menge tut es“, 1916. In: Werke, Band 4, Berlin 1974.
Hamburg ist eine reiche Stadt, weil ihr Hafen und Internationalität, Aufklärung und Arbeiterbewegung, Friedensengagement und studentische Proteste dauerhaft einen fortschrittlichen Dreh geben. Damit sind die Erwartungen an menschenwürdige Lebensverhältnisse stets gewachsen. Dagegen haben Handelskammer und CDU-Senate die Stadt auf das Bestehen in der ,,weltweiten Konkurrenz“ gestriegelt, um den hanseatischen Global Players (Airbus, Otto, Tchibo, ...) Maximalprofite zu organisieren. Das hat uns Kommerzkultur, privatisierte Gesundheit und Bildung, geschliffene soziale Errungenschaften und damit einen ruppigen Alltag gebracht. Diese Politik fortsetzen zu wollen, ist der konzeptionelle Bankrott der schwarz-grünen Landesregierung.
Eine neue Etappe sozialer Aufklärung und Fortschritts muß beschritten werden. Dafür haben die Hochschulen herausgehobene Bedeutung: Erstens ist Wissenschaft Humanität und Wahrheit verpflichtet oder sie ist keine. Zweitens ist die Massenuniversität Ausdruck davon, daß tendenziell alle Arbeit intellektuelle wird. Drittens hat die soziale Basis der Universität (die Studierenden) vergleichsweise bessere Möglichkeiten in der Entscheidung für eine kritische Lebensweise. Viertens verfügt die Verfaßte Studierendenschaft durch die studentische Bewegung der 1960er und 70er Jahre über entwickelte Strukturen der demokratischen Willensbildung und des kollektiven gesellschaftlichen Eingreifens.
Also prima Möglichkeiten, die weltweite Krise sinnvoll zu beantworten: Durch das Engagement für Frieden, eine menschengemäße Wirtschaft, sozialen Fortschritt und lebendig streitbare Kultur. Produktives Lernen, aufklärende Wissenschaft und souveränes Eingreifen für eine bessere Welt sind die gegensätzliche Orientierung zu ,,Effizienz“ und ,,Leistung“ für Profite und Karriere. Wirkliche Neugier, produktive Muße, soziale Anteilnahme, gegenseitige Ermunterung kommen erst im kritischen Engagement für eine menschliche Gesellschaft zur Geltung. Es ist an uns Studierenden, diese Möglichkeiten zu realisieren und zu erweitern.
,,Aber Herr Professor. Das hier ist doch eine Sprechstunde. Unsere Sprechstunde. Wir wollen hier mit Ihnen über Ihre Lehrinhalte diskutieren.
Renke schrie: Roter Terror.
Nein, sagte der Student durchs Megaphon. Das soll eine rationale Diskussion sein.“
Uwe Timm, ,,Heißer Sommer“, Roman, 1974.
Durch den kulturellen Bruch (,,Nein.“) - mit dem irrationalen Zyklus von Boom-Krise-Boom-Krise-Boom sowie den abgeleiteten Forderungen an das Studium (ABK-Kurse, Regelstudienzeit, Stine-Kontrolle, Noten/ Prüfungen, Studiengebühren, Selektion) - wird von studentischer Seite in gesellschaftlich notwendiger Weise eingegriffen. Mit Wissenschaftlichkeit und Solidarität - vom Menschen für den Menschen also - läßt sich die Welt zum besseren bewegen.
Kandidierendenliste zur Studierendenparlament in der Legislatur 2011/2012
harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive