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Ökologisch-moralisches Establishment
oder
Emanzipation als kultureller Genuß
,,Schwarz-Grün gibt das Lebensgefühl in den Großstädten wieder. Die Grünen haben ihre Wahlerfolge gerade in den bürgerlichen Gegenden. Die ökonomische Vernunft der Union und der ökologisch-moralische Impetus der Grünen passen gut zusammen.“
Ole v. Beust: ,,Ich füttere doch nicht die Wähler“, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 1.3.2010.
,,Wer zu verzichten angefangen hat, ist auf Ungerechtigkeit festgelegt. Er muß dauernd neue Rechtfertigung für seinen Verzicht aus seiner Umwelt ziehen. Dahin ist die Ehrlichkeit.“
Christa Wolf, ,,Lesen und Schreiben“, 1968.
Wenn ein ängstlich saturierter Mittelstand ,,Vernunft“ und ,,Moral“ im Munde führt, ist Mißtrauen angebracht: ,,Konsumzurückhaltung“ und ,,Eigenverantwortung“ haben in Lurup noch immer eine andere Bedeutung als auf der Eppendorfer Landstraße.
Die sozialen Zumutungen durch den jetzigen Senat sind weitgehend dieselben wie bei seinen rechts-konservativen Vorgängern: Erhöhte Kita- und beibehaltene Studiengebühren, weitgehend nutzlose Millionengräber (Elbphilharmonie und U4, Tamm-Militaria-Museum), die Randexistenz des sozialen Wohnungsbaus sowie eine restriktive und zuweilen tödliche Innenpolitik (Brechmittel, Abschiebungen), die kapitalfromme Industriepolitik (Moorburg) und das (mühsam vertuschte) Desaster der HSH-Nordbank.
Das ist alles schlecht, teuer und rücksichtslos in Hinblick auf die Bevölkerung und das soziale und kulturelle Gedeihen der Stadt. Die unsägliche Verlängerung der Diskussion um eine (Teil-)Verlagerung der Universität fügt sich hier nahtlos ein. Sinnvoll wäre einzig, die hiesige Sanierung sofort zu beginnen. Gleichzeitig zu planen wäre, wie die Uni unter positiver Aufhebung ihres kulturellen Erbes und als Teil einer sozialen Stadtentwicklung erweitert werden kann.
Das flecktarnfarbene Regierungsbündnis hätte mittlerweile keine Chance auf eine Mandatsverlängerung - wäre am nächsten Sonntag Bürgerschaftswahl.
Die reiche Hansestadt ist in der Krise. Die Universität ist Objekt dieser falschen Politik. Bildung und Wissenschaft - als soziale Entfaltung - sind deshalb oppositionell gefordert: für integriertes Lernen ohne jede Diskriminierung und in jedem Alter; also für gebührenfreie Bildung, ,,Eine- Schule-für-Alle“ und eine emanzipatorische Lernkultur.
Gebraucht werden sinnvolle Antworten auf Fragen, die sehr praktisch sein können: Wie sind Kriege zu beenden und nicht wieder zu beginnen? Wie ist Energie verträglich zu gewinnen? Wie ist atomarer (Waffen-)Müll zu entsorgen? Und wie werden alle satt? Wie lernen alle Menschen das ABC?
Und, die Frage der Orientierung: Gibt es dafür Drittmittel?
Lösungen dafür sind auf keinem Exzellenzparcours und in keinem Assessment-Center zu finden.
Aber mit der Entscheidung für sozialen Menschenverstand - Neugier, Anteilnahme, Kooperationsfreude und Engagement - ist die Uni eine enorm praktische Einrichtung. Dafür muß allerdings, was besser werden soll, auch besser gemacht werden. Infragestellung.