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Das gute Klima: Eine soziale Herausforderung

,,Aber es gibt einen Krisengewinner: das Klima. Läuft die Wirtschaft nicht rund, geht der Verbrauch von Kohlenstoffen - Öl, Gas, Stein- und Braunkohlen - um den Erdball zurück, und die menschengemachten Emissionen von Kohlendioxid werden geringer.“
Andreas Mihm, ,,Krisengewinner“, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.12.2009.

,,Eine globale Erderwärmung um 2 Grad Celsius entspräche einem Temperaturanstieg von 3 bis 3,5 Grad in Afrika. Die Pan African Climate Justice Alliance schätzt, dass dann weitere 55 Millionen Menschen von Hunger bedroht und 350 bis 600 Millionen unter Wassermangel leiden würden. Erzbischof Desmond Tutu drückte es folgendermaßen aus: »Wir stehen vor einer Katastrophe von gigantischen Ausmaßen. Bei dem global angestrebten Ziel von 2 Grad Celsius wird Afrika zum Backofen und verliert jede Hoffnung auf Entwicklung.«“

Naomi Klein, ,,Handzahm in die Katastrophe“, Frankfurter Rundschau, 24.12.2009.

Die kanadische Aktivistin thematisiert - gegen verbreitete Verharmlosungen - den Zusammenhang von Klimaerwärmung und zynischer Geschäftspolitik aus den industriellen Zentren der Welt. Zugunsten des gewinnbringenden Handels mit Emissionsrechten und ebenso einträglicher wie schädlicher Technologien wird eine vernünftige Politik der Senkung von Schadstoffausstößen von den Regierenden behindert. Das Prinzip ist einfach: Wer es sich leisten kann, darf die Atmosphäre weiterhin verschmutzen. Der ,,Himmel“ als Quelle der ,,Wertschöpfung“ für die Reichsten... .

Die politischen Administratoren des globalen Kapitalismus haben eine weitere Volte zu seiner Verteidigung geschlagen, als sie beim Kopenhagener Gipfel unverbindlich erklärten, die Erderwärmung auf 2 Grad ,,begrenzen“ zu wollen. Das geht auf Kosten und zu Lasten der Weltbevölkerung, nicht nur in den ärmsten Ländern. Die Versorgung mit Energie, Lebensmitteln, vernünftigen Hygiene- und Gesundheitseinrichtungen und anständigem Wohnraum ist weltweit so mangelhaft, daß alle fünf Sekunden ein Kind unter 10 Jahren stirbt. Dennoch - so prangert der UN-Ernährungsexperte Jean Ziegler an - will die UNO ihre Entwicklungsprogramme kürzen. Die reichen Länder nehmen die ökonomische Krise zum Vorwand, ihre Zuwendungen einzudampfen.

Diese Politik negiert: Humanität, Frieden und eine Sicherung der natürlichen und sozialen Lebensgrundlagen. Für die Verwirklichung dieser Maßstäbe muß die sozial und ökologisch zerstörerische Profitorientierung kooperativ und aufgeklärt angestrebt werden. Eine menschengerechte und demokratische Ausrichtung der Produktion industrieller Güter und Lebensmittel ist sozial und ökologisch unerläßlich. Insbesondere die Energiegewinnung und Verteilung muß dafür aus der Hand bornierter Monopoleigner allgemeinwohlförderlich befreit werden. Dies würde zugleich erheblich zur Zivilisierung der internationalen Beziehungen beitragen.

Gegen diese Perspektive wird oft der Verzicht auf Wohlfahrt und auf höhere gesellschaftliche Produktivität (,,Wachstum“) als eigentliche Lösung des Klima- Problems gepriesen: Weniger Produktivität = weniger Menschen = weniger ,,Schmutz“ - das ist die fatalistische Gleichung. Sofern aber der Mensch des Menschen größter Feind sein soll, verneint er sich selbst im Einzeln und als Gattung.

Wohlfahrt, Demokratie, Frieden und eine lebenswerte Zukunft sind globales Menschenwerk. Die Menschheit stellt sich nur Aufgaben, die sie auch lösen kann. Es ist also höchste Zeit, dem wissenschaftlichen und technischen Voranschreiten (erneut) humanen Sinn zu geben.

V.i.S.d.P.: Niels Kreller, Schützenstr. 57, 22761 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg.
Veröffentlicht am Montag, den 4. Januar 2010, http://www.harte--zeiten.de/artikel_921.html