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Sie hat uns verziehen

Zum ,,Reue“-Brief der Präsidentin

,,Mir und dem ganzen Präsidium ist inzwischen klar geworden, dass wir durch die Fülle der laufenden Veränderungsprozesse und deren Tempo weiten Teilen des wissenschaftlichen Personals und des technischen und Verwaltungspersonals sowie vielen Kolleginnen und Kollegen zu viel zugemutet haben. Wir bedauern dies sehr.“
Uni-Präsidentin Auweter-Kurtz: Offener Brief an die Mitarbeiter, 23. Juni 2009.

,,Die Anstalt dient einem Zweck: Menschen sollen in ihr aufbewahrt, gebessert, gedrillt, erzogen, zur Arbeit angeleitet werden ... aber in allen regiert über Menschen und Sachen der soziale Geltungsdrang einer herrschenden Klasse.“
Kurt Tucholsky, ,,Die Anstalt“, 1929.

Wir sind tief mit Dank erfüllt. Quälend hat uns und die anderen Mitglieder der Universität belastet, daß unsere norddeutsche Schludrigkeit der zügigen Durchsetzung von Buchhalterei und Studiengebühren, der STiNE-Kontrolle, den leistungsfördernden BA/MA-Hierarchien, dem schwäbischen Dialekt als Präsidialsprechen sowie eindeutigen Befehlsstrukturen im Wege stand. Wir bedauern sehr, daß dieser Reformprozeß durch uns verzögert wurde und wollen uns nun, da wir mit Demutungen von Oben zu rechnen haben, um eine saubere und geräuschlose Abwicklung der Universität bemühen.

Besonders froh sind wir, daß die Präsidentin kein Wort über den leidlichen Streit zur Uni-Verlagerung äußert. Wir konnten das Thema auch nicht mehr hören; die Diskussion hat den Kräften der Beharrung und der geschichtsverliebten Schwadroniererei über Demokratie, soziale Offenheit, sogenannte gesellschaftliche Verantwortung und bauliche Ästhetik zu viel Raum gegeben.

Wir freuen uns, daß wir der Präsidentin blind, taub und gefühllos vertrauen können. Sie hat nahezu alle ehemals kontroversen Themen offen und diskutierenswert angesprochen: BA/MA, STiNE, die Exzellenzinitiative, die Kennzahlen/das Rechnungswesen, die Verwaltungshierarchisierung sowie ihren zweifellosen Führungsstil und damit deutlich gemacht, daß sie die Themen kennt und sicher konkrete Problemlösungsvorschläge hat. Wir müssen einfach folgen.

Besonders wichtig ist die tiefe Einsicht der Präsidentin, daß Wahlen zu Dekanatsämtern nicht zu beachten sind, sondern der Fakultätsrat sich im Konsens mit ihr auf eine würdige Vertretung des Präsidiums in der Fakultät einigen darf.

Sehr erfrischend ist die klare Ordnung. Die feinsäuberliche Unterscheidung zwischen professoralen Kollegen, niederen Mitarbeitern und dem unerwähnten Nichts (Studierende) verdeutlicht uns - Halt gebend! - wo unser Platz ist.

Unsererseits bedauern müssen wir besonders, daß wir der Präsidentin ,,unterstellt“ haben, sie arbeite nicht konsensorientiert, sie sei nicht gesprächsbereit bzw. an der Meinung der Universitätsmitglieder nicht interessiert, es herrsche gar ein Klima der Angst. Daß es sich hierbei lediglich um Mistverständnisse handelte, ist uns nun klar geworden.

Wir schlagen deshalb vor, dass wir ein großes Versöhnungs-Fescht auf dem Campus veranstalten, auf dem wir das Leitbild der Universität verbrennen.

Geißel, Rosenkränze, Säcke und Asche teilt Herr Luckow dann persönlich aus.

,,Ihren Bildungsauftrag sieht die Universität in der Entwicklung von Sachkompetenz, Urteilsfähigkeit und der Fähigkeit zu argumentativer Verständigung auf wissenschaftlicher Grundlage. Für alle Menschen will sie ein Ort lebenslangen Lernens sein und ein öffentlicher Raum der kulturellen, sozialen und politischen Auseinandersetzung.“
Leitbild der Universität Hamburg.

Der Brief der Präsidentin kann auf der Site des Hamburg Abendblattes eingesehen werden: http://www.abendblatt.de/hamburg/article1064425/Der-Brief-der-Uni-Praesidentin-im-Wortlaut.html

V.i.S.d.P.: Olaf Walther, Golnar Sepehrnia & Christian Sauerbeck, c/o Studierendenparlament, VMP 5, 20146 Hamburg.
Herausgegeben von: FachschaftsBündnis - Aktive für demokratische und kritische Hochschulen,
harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg
und Liste LINKS - Offene AusländerInnenliste . Linke Liste . andere Aktive
Veröffentlicht am Freitag, den 26. Juni 2009, http://www.harte--zeiten.de/artikel_861.html