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Worum es eigentlich geht:
Kritische Vernunft statt unternehmerischer Kaserne
,,Ich war anfangs schon erstaunt, wie wenig man den Wert der Universität für die wirtschaftliche Entwicklung der wachsenden Metropolregion Hamburg erkennt. In Baden-Württemberg ist das traditionell anders.“
Uni-Präsidentin Auweter-Kurtz, ,,Manche verweigern sich neuen Ideen“, Interview in : Die WELT, 01.06.2009.
,,Der Mensch ist ein nützliches Lebewesen, weil er dazu dient, durch den Soldatentod Petroleumaktien in die Höhe zu treiben, durch den Bergmannstod den Profit der Grubenherren zu erhöhen, sowie auch Kultur, Kunst und Wissenschaft.“
Kurt Tucholsky (als Kaspar Hauser), ,,Der Mensch“, Die Weltbühne, 16.06.1931, Nr. 24, S. 889.
Es geht ein Murren durch die Räume....
In eindeutigen Meinungsäußerungen wird aus der Universität vermehrt scharfe Kritik am autoritären Pragmatismus profitfrommer Wissenschaftspolitik geübt. Diese ist durch die Universitätspräsidentin sehr persönlich repräsentiert. Das ist auf weiteres nicht mehr haltbar.
Über die weitere universitäre Entwicklung entscheidet die gemeinsame Reflexion, die zur tatsächlichen Verbesserung der Wissenschaften führt. Klare und gut tradierte Forderungen - für alle: Frieden, sinnvolle Arbeit, Bildung, Wohlfahrt und Demokratie - sind durch kooperative Aktivität zu erreichen. Kultur, Kunst und Wissenschaft sollen Beweger einer befreienden Entwicklung sein. Die krisenhafte Welt kann das gut gebrauchen.
Denn die Dogmen und Zwänge (Kapital, Ware, Markt und Gewinn) der ,,neuen“ Zeit nach dem vermeintlichen Ende der Geschichte sowie ihre kulturellen Imperative (Konkurrenz, Ordnung und Folgsamkeit) haben soziale Errungenschaften, vernünftige Kultur und rationale Mentalitäten stark deformiert sowie das internationale Zusammenleben zunehmend militarisiert.
Das scheinbar Neue ist somit eigentlich marode. Darin besteht die Krise.
Es ist daher an der Zeit, nachdrücklich zu fragen: Sind die Übel und ihre Verursacher zu tolerieren? Ist solidarische Verständigung wirklich Zeitverschwendung? Muß Rationalität verboten sein? Ist Muße zwangsläufig unproduktiv? Wie ist das Verhältnis von ,,Kennziffern“ zu humanen Ansprüchen?
Und also: Welchen Wert hat die Universität derzeit und potentiell für eine menschenwürdige Entwicklung?
Auf dem Weg zur Befreiung sollten zügig die großmächtigen Pläne zur ,,visionären“ Uni-Verlagerung beerdigt werden. Das schon jetzt restriktive Hochschulrecht (mit BA/MA, Studiengebühren und autokratischem Management) gehört gründlich revidiert. Der hetzende Kennzahlen-Parcours sollte in Richtung kooperativer Wissenschaft verlassen werden. Und es sind konsequente Demokraten, nicht Generäle und Unteroffiziere, die eine vernünftige und gleichberechtigte Gemeinschaft bilden.
Kollektive und individuelle Souveränität ist wesentlich durch solidarisches und aufgeklärtes Handeln - über den Aktendeckel und den Tag hinaus - zu erreichen.