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Uni bleibt!

Der Unsinn wird abgelehnt
Bericht von der öffentlichen Anhörung des Wissenschaftsausschusses

,,Anstatt sich dezidiert an den wirklichen gesellschaftlichen, ja staatsbürgerlichen Bedürfnissen zu orientieren, - die primär in über Bildung vermittelter Partizipation bestehen - und gezielt in deren Befriedigung zu investieren, sorgt sich das ganze Land um den Absatz deutscher Luxuslimousinen.“
Albrecht von Lucke, ,,Die gefährdete Republik, Von Bonn nach Berlin 1949 -1989 - 2009“, Berlin 2009, S. 92.

Das Absurde ist nicht zwangsläufig die einzige Antwort auf die Krise. Man kann dagegen die Potentiale des Humanen als angewandtes Wissen auch in einer restriktiven Gegenwart entfalten. Das ist Wissenschaft. Sie ist Teil sozialer und geistig-kultureller Konflikte in der Gesellschaft.

Dieser Impetus wurde am 28. April in der öffentlichen Anhörung des Wissenschaftsausschusses der Hamburgischen Bürgerschaft über die Pläne zur Univerlagerung vielfältig zur Geltung gebracht. Aus dem Kreise der etwa 400 Anwesenden wurde den Abgeordneten des Landesparlaments und der sprachlosen Uni-Präsidentin die unbedingte Ablehnung der Verlagerung der Universität auf den Kleinen Grasbrook angriffslustig vorgetragen:

Eindeutig Nein! gilt den sozial ignoranten und kasernierenden Bauplänen. Mit überdimensionierten Maßen sind unverhohlene partikulare Geschäftsinteressen sowie auch phantastische Kosten verbunden. Attackiert wurden die Propaganda-Lügen, durch welche der fortschrittliche Gehalt der Uni Hamburg delegitimiert werden soll. Das Vorhaben der Senatorin, an das sich die Uni-Präsidentin bindet, berücksichtigt weder kritische Lehren aus den monolithischen Erziehungsblöcken der Nazizeit, noch die negativen Erfahrungen mit deren gemilderten modernistischen Variationen, die andernorts entstehen. Verwehrt wurde sich gegen die Doktrin einer Universität als Lernfabrik einer ,,wissensbasierten“ Standortgemeinschaft im internationalen Wirtschaftskrieg. Abgelehnt wird das hohle Pathos gläserner Visionen (mit oder ohne ,,Sprung über die Elbe“), deren Verwirklichung nur Mißmut schaffen kann.

Dagegen wurde die Universität als zukunftsbildender Gedächtnis- und Kritik-Ort, als Stätte demokratischer Auseinandersetzung und Architektur, als Spiegel sozialer Widersprüche und des Kampfes für gesellschaftliche Verbesserungen gewürdigt. Das Erfordernis und die Möglichkeit einer bedarfsgerechten Sanierung und sozialen Erweiterung in der entwickelten Verbindung mit dem Stadtteil wurden befürwortet und belegt. Universität, Wahrheit und Humanität sollten Leitlinien des weiteren Prozesses sein. Verlesen wurde die Resolution der studentischen Vollversammlung für eine sofortige Beendigung der teuren Inszenierung zugunsten von Gebührenfreiheit, Demokratisierung, bedarfsgerechter öffentlicher Finanzierung, zügiger baulicher Verbesserung und einer sinnreichen Studienreform ,,von unten“. Erinnert wurde an kritische Voten bereits zweier Fakultätsräte und des Studierendenparlaments.

Der Idiotismus des ,,Rucks“, der durch die Universität gehen soll, ist kenntlich gemacht worden. Die weitere Diskussion sollte sich vor allem darum drehen, wie die Universität geschichtsbewußt und vorausschauend in Eimsbüttel entwickelt werden kann.

(Dafür muß auch das weltanschaulich motivierte, personalpolitische Moorhuhn-Schießen gegen aufrichtig artikulierte Ansprüche der Mehrheit der Universitätsmitglieder durch die oberste Universitätsleitung unterlassen werden. Wir sind nicht im Wald!)

Kritik ist die geistige Prämisse aller Problemlösung.

Luscht oder Fruscht - das ist hier die Frage. Luscht oder Fruscht - das ist hier die Frage.

V.i.S.d.P.: Olaf Walther, Golnar Sepehrnia & Christian Sauerbeck, c/o Studierendenparlament, VMP 5, 20146 Hamburg.
Herausgegeben von: FachschaftsBündnis - Aktive für demokratische und kritische Hochschulen,
harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg
und Liste LINKS - Offene AusländerInnenliste . Linke Liste . andere Aktive
Veröffentlicht am Montag, den 4. Mai 2009, http://www.harte--zeiten.de/artikel_844.html