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Kautschukblümchentischdeckchen
Oder: Genug ist genug

,,Es war keine Liebesheirat, doch die Beziehung hat sich als stabil erwiesen und der Ton zwischen beiden Partnern ist entspannt: Vor einem Jahr hat der schwarz-grüne Senat in Hamburg die Arbeit aufgenommen.“
Die Welt, ,,Eine glückliche Vernunftehe“, 6. Mai 2009.

Das ,,Intelligenzblatt“ des Springerkonzerns zündet dem schwarz-grünen Senat ein Lichtlein an. Viel Glück und vie-hiel Segen ...

Es ist erstaunlich, welche Bindemittel doch Regierungsämter und Redaktionssessel freisetzen können. Befremdend wirken angesichts von Bankenkrise, nutzlos kostspieligen Bautätigkeiten, Massenerwerbslosigkeit, Kinderarmut, Wohnungsnot, Studiengebühren, Schulchaos, koma-saufenden Jugendlichen sowie einem immer höheren Krankenstand in öffentlichen und privaten Unternehmen Begriffe wie ,,Stabilität“, ,,Reibungslosigkeit“, ,,Harmonie“ und ,,Ergänzung durch Gegensätze“. Hier soll der Bevölkerung mentaler Baldrian gleich literweise verabreicht werden.

Das ist weder schmackhaft noch bekömmlich.

Das familiäre, blühende, grünende, beschauliche, wachsende, weitsichtige, talentierte und repräsentierliche Hamburg ist jedenfalls nicht:

Ein Beitrag zur Beendigung von Kriegen, zur Beseitigung von Rüstungsproduktion und -exporten (wessen Hafen, ist der Hafen?), Gesundheit und Wohlfahrt, engagiertem demokratischem Diskurs, sozialer Progression und Bildung für Alle, Solidarität, Wahrhaftigkeit, rationaler Schönheit und grenzenloser Weltoffenheit.

Schöntun kann (nerv-)tötend sein.

Die Stadt steht fortgesetzt unter privatwirtschaftlichem Kommando. Leistungsdrill an Schulen und Hochschulen, eine denkwürdige Asozialität von Leuten in Leitungsfunktionen, Willkür und Gehorsam, Mißachtungen und Devotionen sprechen Bände davon.

,,Die Wirtschaft“ wird umgarnt. Man beziehungsweise frau will ihr sogar eine willfährige Universität auf dem Kleinen Grasbrook erfinden. In der faden Hafen-City wird unkorrigiert weiter geklotzt. In Moorburg soll bald schmutzig geschlotet werden. Einen Jahreshaushalt der Freien- und Hansestadt hat man an die Gläubiger der HSH-Nordbank verpfändet. In den Schuldnerberatungen ist derweil Gedränge. Der Goldregen blüht. Geld regnet weiter himmelan.

Krise? Welche Krise?

Auch Schwarz-Grün ist die Krise. Unter der schmierigen Oberfläche kulminieren die Probleme und schwillt der berechtigte Unmut vieler.

Ein Jahr ist übergenug. Es muß vieles dringend anders und alles besser werden.

Die Duldsamkeit zu beenden liegt nicht in der Hand der ,,da Oben“.

Vernunft und Menschlichkeit - auch demokratische Bildung, förderliche soziale Bedingungen und nicht zuletzt Muße - wollen erstritten sein.

V.i.S.d.P.: Niels Kreller, Schützenstr. 57, 22761 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg.
Veröffentlicht am Mittwoch, den 6. Mai 2009, http://www.harte--zeiten.de/artikel_843.html