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Den Bachelor abschaffen!

Ein Beitrag zur Überwindung der (Bildungs-)Krise

,,Die Reform gewinnt an Zugkraft, die Umstellung auf die gestuften Studiengänge macht gute Fortschritte. Immer mehr Hochschulen in Deutschland sind für den internationalen Wettbewerb gerüstet.“
Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU), Pressemitteilung vom 18. 03.2009.

,,Ist denn kein Unterschied zwischen Gerechtigkeit und Schinderei?“ (247)
Georg Christoph Lichtenberg, ,,Einfälle und Bemerkungen“, Heft C, 1772-1773.

Die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Annette Schavan, ist geradezu existentialistisch: Das Bachelor- und Master-Studiensystem sei gut, weil es sei. Tatsächlich ist ,,BA/MA“ nichts als das Studieren nach Kreditpunkten, Noten, Scheinen und eine Dauerprüferei, also studieren mit der Angst im Nacken. Dieses Gehoppel hat mit Menschenwürde, Demokratie, Gerechtigkeit oder aufgeklärter Wissenschaft gar nichts zu tun.

Die abstrakte Leistungsnorm, auf die damit alle getrimmt werden sollen, ist die ökonomische Verwertung auf dem Arbeitsmarkt. Man diene dem Standort. Der matt glanzvolle ,,Wettbewerb“ ist die alltags-kriegerische Rangelei um Aufstieg und Degradierung. Das dabei zugrundegelegte Menschenbild ist weltfremd und zynisch, die Bildungspolitik entsprechend technokratisch hölzern.

In Hamburg ist die strukturelle Urheberin dieser Hetze die Handelskammer. Politisch wird diese Bildungsdeform vor allem von der CDU forciert. In der Universität trifft die fiskalisch erpreßte (siehe auch die sogenannten Ziel- und Leistungsvereinbarungen zwischen Behörde und Universität) Durchsetzung der neuen Studiengänge weitgehend auf negative Resonanz. Auch in anderen Bundesländern und in den ebenfalls vom diesem ,,Bologna- Prozeß“ betroffenen EU-Staaten gibt es erhebliche Widerstände gegen die Fortsetzung dieser bildungspolitischen Misere.

Die verbreitete Kritik an der Einführung von ,,BA“ und ,,MA“ hat ihre Ursache darin, daß ein produktives gesellschaftliches Zusammenleben die allgemein nützliche Kooperation und nicht die ,,Output“- fixierte Konkurrenz zum Inhalt hat. Eine konstruktive Entwicklung von Erkenntnissen für die soziale Entfaltung bildet eigentlich Sinn und Zweck der Wissenschaften. Frieden, Demokratie, soziale Progression, eine menschenwürdige Kultur und verantwortliches Handeln sind der vernünftige Gehalt analytischer Weltaneignung. Die souveräne Persönlichkeit entfaltet sich am besten gemeinsam mit anderen und im Einklang mit dem allgemeinen Wohl.

Das Bachelor-/Master-System steht dazu im Gegensatz. Es folgt den Prämissen des Marktes. Der Markt ist aber blind für menschliche Bedürfnisse und Fähigkeiten und kennt nur, was sich verkaufen läßt. Kritische Vernunft ist hingegen unverkäuflich respektive unbestechlich. Die neuen Studiengänge sind ein gravierender bildungspolitischer Beitrag zu der derzeitigen gesellschaftlichen Krise und gehören schleunigst abgeschafft.

Erforderlich ist die Rekonstruktion humanistischer Bildung, ihre soziale Verallgemeinerung (das heißt auch: Gebührenfreiheit!) und alles in allem eine solidarische Lebensweise.

Das schafft Frohsinn statt Unsinn und Verdruß.

V.i.S.d.P.: Olaf Walther, Golnar Sepehrnia & Christian Sauerbeck, c/o Studierendenparlament, VMP 5, 20146 Hamburg.
Herausgegeben von: FachschaftsBündnis - Aktive für demokratische und kritische Hochschulen,
harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg
und Liste LINKS - Offene AusländerInnenliste . Linke Liste . andere Aktive
Veröffentlicht am Mittwoch, den 25. März 2009, http://www.harte--zeiten.de/artikel_840.html