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,,Strategiewechsel“ oder Frieden?
Frage: ,,Gibt es inzwischen einen Konsens in der Regierung über das weitere Vorgehen in Afghanistan und Pakistan? ... Haben Sie den Eindruck, daß das Ende noch zu wenig klar definiert ist, im Hinblick darauf, was das ultimative Ziel dort ist?“
Gates: ,,Ich glaube nicht, daß das Ende die entscheidende Frage ist. Ich denke, es gibt nur - es ist ein schwieriges Problem und zu versuchen, neue Ansätze und neue Initiativen zu finden, die die Aussichten für unseren Erfolg erhöhen, ist harte Arbeit, ehrlich gesagt. Und das ist ein Bereich, in dem ich - im Gegensatz zu Irak und einigen der anderen Probleme, das ist ein Bereich, in dem ich schon etwas unsicher bin in meinen eigenen Überlegungen, was der richtige Weg nach vorn ist. Ich war sehr besorgt über ein zeitlich nicht beschränktes Engagement einer wachsenden Zahl von Soldaten aus einer Vielzahl von Gründen, einschließlich der Größe unserer Präsenz in Afghanistan und meiner Sorge, daß die Afghanen beginnen, uns nicht als ihre Partner und Verbündeten zu sehen, sondern als Teil ihres Problems. Und so sind diese - es handelt sich um sehr schwierige Fragen.“
US-Verteidigungsminister Robert Gates bei einer Pressekonferenz am 18.03.2009.
In der letzten Woche hat die US-Regierung nun ihre neue ,,Strategie“ für Afghanistan verkündet, rund um den NATO-Gipfel sollen die Verbündeten davon überzeugt werden. 21.000 zusätzliche Soldaten sollen vor allem beim Aufbau der afghanischen ,,Sicherheitskräfte“ helfen, um langfristig die Arbeit der Besatzer in die Hände der Regierung in Kabul zu übergeben. Zudem möchte Präsident Obama erheblich mehr Mittel in den zivilen Wiederaufbau in Pakistan und Afghanistan investieren, wobei stärker als bisher die Zusammenarbeit mit Rußland und sogar Iran gesucht werden soll. Dieser ratlose ,,Strategiewechsel ist für die US-Politik ist das ein Fortschritt in Richtung Zivilisierung und Kooperation. Dennoch schaffen Kriege keinen Frieden.
Wirklich erforderlich ist international wie regional eine Richtungsumkehr. Denn während der letzten Jahrzehnte haben durch militärisch forcierte Ausplünderung natürlicher Ressourcen einerseits und nichtmilitärischen Krieg der Wirtschaftsstandorte mittels Privatisierungen, Steuersenkungen, Abbau von Sozialstaatlichkeit und Senkung der Reallöhne andererseits die Privatvermögen einiger weniger und die darauf basierenden Finanzmarktspekulationen phantastilliardische Dimensionen erreicht. Der teure lange Krieg in Afghanistan dient ebenso und weiterhin der gewinnbringenden Kapitalinvestition (speziell auch der Rüstungsindustrie), dem Zugang zu natürlichen Ressourcen in der Gesamtregion, der Erschließung von Märkten und Arbeitskräften sowie der Festigung der geostrategischer Vormachtstellung. Dieses globale Geschäft war unmenschlich und zerstörerisch, als es noch profitabel war, jetzt ist es zudem bankrott. Die Ratlosigkeit des politische Establishments (s. R. Gates) in den USA und hier ist insofern erstens hausgemacht und zweitens nicht unser Problem. Perspektive hat dagegen die Friedensbewegung.
,,Anstatt nur vernünftig zu sein, bemüht euch
Einen Zustand zu schaffen, der die Unvernunft der einzelnen
Zu einem schlechten Geschäft macht!“
Bertolt Brecht, ,,Was nützt die Güte“, 1935.
Die internationalen Aktionen der Friedensbewegung - hierzulande die Ostermärsche - sollten zu entwaffnenden Manifestationen aller Vernünftigen entwickelt werden. Das Ende der Kriege ist die nötigste aller Verbesserungen.