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,,Uni bleibt“, um besser zu werden - Eine Ermunterung
,,Die leitenden Staatsmänner und Generale übernehmen >die Verantwortung< für das Schicksal, das sie den Völkern auferlegen. [...]
Und in der Tat haben jederzeit die Verantwortlichen auch nur dann die Konsequenz aus ihrer Übername der Verantwortung ziehen müssen, wenn das Volk Geschichte gespielt hat.“
Alfred Polgar, ,,Verantwortung“, 1919.
Die feuchten Pläne der Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach, die Universität in die Elbe zu versenken, sind noch nicht gänzlich irrelevant. Eine Verlegung der gesamten Einrichtung auf den Kleinen Grasbrook ist allerdings zunehmend unwahrscheinlich.
Gegen den Realwitz spricht das deutliche Contra von Universitätsmitgliedern und Anwohnern, das bisher in knapp 10.000 Unterschriften für den Verbleib und die vernünftige Sanierung zum Ausdruck kommt. Auch haben bereits das Studierendenparlament und die Fakultätsräte Erziehungswissenschaft/Psychologie/Bewegungswissenschaft sowie Geisteswissenschaften kritisch Stellung genommen. Die ehemaligen Universitätspräsidenten, ein Oberbaudirektor a.D., Stadtplaner, Kunsthistoriker und Architekten haben begründet und öffentlich opponiert. Die Bezirksversammlung Eimsbüttel hat parteiübergreifend die Universität verteidigt. Die LINKE und die SPD in der Bürgerschaft sind eindeutig in der Ablehnung des wahnwitzigen Vorhabens. Auch bei GAL und CDU rührt sich eine lauter werdende Ablehnung. Und selbst die Handelskammer entzieht dem politischen Senat an diesem Punkt ihre Unterstützung.
Gemeinsamkeiten der Kritik liegen bei der zu erwartenden Verschwendung von menschlicher Geduld, Arbeitskraft und gesellschaftlichen Ressourcen. Auch gilt der Ort der geplanten Neuerrichtung als dezentral und unzulänglich; er wird genutzt und ist verplant. Zudem ist hinlänglich bekannt, daß die mangelnde Pflege, Erneuerung und Kapazität der bisherigen Gebäude durch dieselben politischen Akteure verschuldet ist, die nun protzige Umzugs-Pläne verfolgen.
Die eigentliche Quelle der senats-kritischen steifen Brise ist allerdings, daß die Universität als demokratische Gründung den Leitlinien der Aufklärung nicht nur in Bildung und Wissenschaft, sondern auch in ihrer architektonischen Formgebung entsprechen sollte. Sie ist ,,im Herzen der Stadt“ gewachsen, mit der jüdischen Tradition des Grindelviertels bewußt verbunden und in ihrer baulichen Gestaltung ist sie Ausdruck der zivilisatorischen Durchbrüche von 1919, 1945 und 1968. So schafft sie - wenn sie sich kritisch zu ökonomistischer Einflußnahme und politischer Willkür entwickelt - rundherum eine Kultur gesellschaftlich vernünftiger Entwicklungsfreude. Dafür gibt nach wie vor kritisches studentische Engagement den Takt an.
Die Senatorin versucht nun aus der selbstkonstruierten Falle zu entkommen, indem sie einen Teilumzug der MIN-Fakultät nahelegt. Doch auch diese Vision ist Nonsense. Die Universität ist im besseren Falle eine Kooperationsgemeinschaft von Natur- und Gesellschaftswissenschaften - auch örtlich und baulich.
Wegen des großen Drucks soll es nun doch ab April eine halbwegs öffentliche Diskussion zu den Verlagerungsplänen geben. Ende des Jahres soll dann die Bürgerschaft entscheiden.
Wachsame Einmischung ist also weiter geboten. Die Zeit der kleineren und größeren Übel sollte beendet werden. Opposition ist Trumpf. Und sticht.