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Schlecht bekomm's!

,,Abendblatt: Sie weigern sich, das Wort »Krieg« anzuwenden...
Jung: Unsere Strategie der vernetzten Sicherheit ist genau kein Krieg. Krieg ist immer allein militärisch. Auch in der deutschen Bevölkerung versteht man unter Krieg ja etwas ganz anderes. Bei Krieg denken die Menschen sofort an Bombennächte und ähnliche Szenarien. Aber das ist nicht die Situation in Afghanistan. Da haben wir es auf der Gegenseite nicht mit Soldaten zu tun, sondern mit Terroristen. Das sind hinterhältige, feige Anschläge, die dort von ihnen ausgeführt werden.“

,,Verteidigungs“Minister Franz Josef Jung (CDU) im Hamburger Abendblatt, 28.01.2009.

,,Noch der niedrigste Pazifismus hat gegen den edelsten Militarismus tausendmal recht!“
Kurt Tucholsky, ,,Gegen das Remarque-Filmverbot“, in: Die Menschenrechte, 20.03.1931.

Von Deutschland ist noch nie ein Krieg ausgegangen. Denn schließlich hat es im Weltkrieg I nicht nur 8,5 Millionen Tote und im Weltkrieg II 60 Millionen Tote gegeben, sondern auch: Krankenschwestern, Ingenieure, Verwaltungsbeamte, Funker, Köchinnen und Kraftfahrer, die hinter der Front tätig waren. Es handelte sich also nicht um einen ,,allein militärischen“ Einsatz.
Gegen Afghanistan wird kein Krieg geführt, denn schließlich fallen die Bomben und Raketen auch tagsüber, fallen sie in der Wüste und in Bergen, auf Dörfer und in Schulen und nicht über deutschen Großstädten.
Weil die bewaffneten Kämpfer aus Afghanistan keiner regulären Armee angehören, sind sie rechtloses Freiwild. Das ist seit Hitlers Ostfeldzug inklusive ,,Partisanen-Bekämpfung“ gute deutsche Tradition.
Aus der Geschichte kann man lernen, muß man aber nicht.
Wenn man aber nicht lernt, daß von ,,deutschem Boden nie wieder Krieg ausgehen darf“, daß diese Lehre aus den genannten Menschheitsverbrechen auch Eingang in das Grundgesetz gefunden hat, daß es keine ,,gezielten Tötungen“ gibt, sondern jede militärische Gewalt zuförderst die Zivilbevölkerung drangsaliert und daß Besatzung und Befreiung grundverschiedene Handlungsweisen sind - dann sollte man kein öffentliches Amt bekleiden, sondern mit einer gegenüber Kriegshetzern und -verbrechern intoleranten Öffentlichkeit (und dann auch Gerichtsbarkeit) vertraut gemacht werden.
Dafür ist allerdings erforderlich, daß die nicht nur geschichtlich begründete Abneigung der ,,deutschen Bevölkerung“ gegen jeden Krieg neue alltagspraktische Geltung erhält.
Es bleibt dabei: Bei den Feldzügen im Nahen- und Mittleren Osten geht es nicht um Frauenemanzipation, Demokratie oder friedliches Zusammenleben, sondern um die Durchsetzung der Interessen von Rüstungs-, Öl- und Energiekonzernen insbesondere aus den USA. Mit ihnen zieht ein Rattenschwanz ,,ziviler“ Industrien, mit denen auch in deutschen Landen uneingeschränkt viel Geld gemacht wird. Franz Josef Jung ist ein stramm konservativer Politikmanager für dieses ökonomische Establishment.
Wer nicht auf ein human qualifiziertes Geschichtsbewußtsein, wohl aber auf Deutschlands Weltgeltung und die damit verbundenen Zinksärge verzichten mag, tut gut daran, dies auch engagiert auszudrücken.
Gelegenheiten dafür sind allerorten zu schaffen.

V.i.S.d.P.: Niels Kreller, Schützenstr. 57, 22761 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg.
Veröffentlicht am Donnerstag, den 29. Januar 2009, http://www.harte--zeiten.de/artikel_824.html