Menü | HomePublikationenharte zeiten › Flugblatt von harte zeiten vom

Schwarz-Gelbe Hegemonie?
Oder
Große Schritte sind erforderlich

,,Für die herkömmlichen Lehrbücher mag es nicht die Stunde sein; aber für ein Lehrbuch wäre es die richtige Stunde, nämlich für Ludwig Erhards Wohlstand für alle. Das wäre die richtige Lehre: sich auf die Kräfte der sozialen Marktwirtschaft nicht nur in Worten, sondern auch in Taten zu besinnen. Eine Lehre des Wirtschaftswunders, eine Lehre der sozialen Marktwirtschaft ist: Aufschwung gibt es nur, wenn sich Leistung für die Bürger lohnt.“
Guido Westerwelle, FDP, Bundestagsrede zum ,,Konjunkturprogramm“, 14.01.2009.

,,Geld-?
Erfolgreiche Prokuristen pflegen mit einer Stimme zu sprechen, die nach gebratenen Gänsegrieben schmeckt, etwas Geld ist scheußlich. Viel Geld ist schön. Und bis in den Schlaf verfolgt mich der müde, völlig gleichmütige Blick des blauen Augapfels mit den schweren Augenlidern: das Gesicht der wahrhaft reichen Leute.“

Kurt Tucholsky, ,,Ein Pyrenäenbuch/Ausflug zu den reichen Leuten“, 1927.

Schwarz-Gelb sind die politischen Farben der ganz alten Bundesrepublik. Ludwig Erhard, der dicke Deutsche mit der Sieger-Zigarre, war in den 1950ern der liberale Ökonom mit konservativem Weltbild und Parteibuch. Beides erlaubte klar zu sehen: Wachstum (von Bäumchen und Profiten) gelingt auf Ruinen am besten. Das kann man ,,Freiheit“ oder ,,Soziale Marktwirtschaft“ nennen.

,,Die Krise“, auf die nun bei ihm Antwort gesucht werden soll, ist der Kapitalismus selbst. ,,Frei“ ist hier letztlich nur das gewinngroße Eigentum. Und auch das ist einzig frei zur Zerstörung: von Arbeitsplätzen, Sozialsystemen, vernünftiger Unternehmensbesteuerung und natürlichen Ressourcen. Fressen oder gefressen werden ist das sozialdarwinistische Prinzip der marktwirtschaftlichen Konkurrenz. Regulierungen können dies nicht außerkraft setzen. Je mehr sie - wie in den letzten Jahrzehnten - zurükkgedrängt werden, desto mehr dominiert die kulturelle, ökonomische, soziale, politische Kriegführung.

,,Die Krise“ ist der offene Ausbruch dieses gesellschaftlichen Irrationalismus. Und auf Ruinen gedeihen die Profite.

Krise bedeutet Entscheidung.

Soll die tumbe Gewinngier weiter global und lokal entscheiden?

Sollen gehetzte Mittelständler, die sich immer zukurzgekommen fühlen, Politik und Ökonomie dominieren?

Soll jeder respektive jede selbst sehen, wo er bzw. sie bleibt?

Oder sollte es einen neuen Aufbruch des sozialen, friedliebenden, analytischen, argumentativen, bissigen, kulturell interessierten und politisch engagierten Lebens geben?

Letzteres erfordert eine bewußte Parteinahme gegen die Konkurrenz.

Von diesem Standpunkt läßt sich auch die Perspektive echter Verbesserungen erkennen: Das gemeinsame soziale Engagement für aufgeklärte Bildung, kritische Kultur, sinnvolle Arbeit und ein friedliches Zusammenleben für Alle ist das gleiche Interesse der übergroßen Mehrheit der Menschen. Von dieser naheliegenden Einsicht sollte man sich auch von liberalen Lautsprechern nicht abbringen lassen.

V.i.S.d.P.: Niels Kreller, Schützenstr. 57, 22761 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg.
Veröffentlicht am Dienstag, den 20. Januar 2009, http://www.harte--zeiten.de/artikel_823.html