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Zum Geleit XLVIII

Genesung
oder
Das richtige Verlasssen des Falschen

1) Schlicht Licht

,,Eines Tages, es mochten zehn oder zwölf vergangen sein, seit Hans Castorp bettlägrig geworden war, pochte es um diese Stunde, das heißt: bevor Joachim vom Abendessen und von der Geselligkeit zurückgekehrt war, an die Stubentür, und auf Hans Castorps fragendes Herein erschien Lodovico Settembrini auf der Schwelle - wobei es mit einem Schlage blendend hell im Zimmer wurde. Denn des Besuchers erste Bewegung, bei noch offener Tür, war gewesen, daß er das Deckenlicht eingeschaltet hatte, welches, von dem Weiß der Decke, der Möbel zurükkgeworfen, den Raum im Nu mit zitternder Klarheit überfüllte.“
Thomas Mann, ,,Der Zauberberg/Ewigkeitssuppe und plötzliche Klarheit“, 1924.

Auch der Schnupfen als ,,Schicksal“ kann zum Ausdruck des gelebten Fatalismus werden: Weitgehend Dumpf, dunkel, ganz Körper, Jammer, trompetendes Schneuzen, betreutes Opfer mit Empfindungsfetzen - bei Männern: Wehleid; bei Frauen: Leidweh -, wird sich der Zeit überlassen. Vitamin C ersetzt die Hoffnung. Die Republik greift zum Taschentuch. Wer macht Licht?

2) So oder so

,,Alle Staatsgewalt geht von Volke aus.“
Artikel 20/(2) Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, 1949.

Bei Regenwetter und bei aufgespannten Bankenschutzschirmen ist es umgekehrt.

3) Anzeichen

,,Wiedersehen
Ein Mann, der Herrn K. lange nicht gesehen hatte, begrüßte ihn mit den Worten: >Sie haben sich gar nicht verändert.< >Oh!< sagte Herr K. und erbleichte.“

Bertolt Brecht, ,,Geschichten vom Herrn Keuner“, Erstveröffentlichungen ab den 1930er Jahren.

Das Entweichen der Gesichtsfarbe zeigt meist Gefährdungen an. Kehrt die Färbung ins Antlitz zurück, ist häufig eine relevante Erkenntnis entstanden. Daraus läßt sich immer etwas machen.

4) Die Besonderheit des Allgemeinen

,,Wissenschaft im Dienst der Menschen: Durch ein breites Angebot wissenschaftlicher Dienstleistungen sowie durch Krankenversorgung auf dem neuesten Stand der Forschung dient die Universität dem Wohl der Menschen und der Erfüllung öffentlicher und gesellschaftlicher Aufgaben.“
,,Leitbild“ der Universität, 1998.

Gesundheit ist die Möglichkeit der Erkenntnis des sozialen Zusammenhangs, die Entwicklung der kooperativ sinnvollen Handlungsweise respektive der nützlichen gemeinsamen Gestaltung der Bedingungen menschlicher Kultur. Körper und Geist gehören zusammen. Beide vertragen keine Züchtigung, sondern bedürfen vernünftiger Entfaltung.
Zwischen der ,,Wachsenden Stadt“ und dem ,,Leitbild“ bestehen gewisse Unterschiede.

Veröffentlicht am Mittwoch, den 21. Januar 2009, http://www.harte--zeiten.de/dokument_822.html