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Brief an das Präsidium und die Mitglieder des Akademischen Senats

vom 11. Januar 2009

Brief an das Präsidium und die Mitglieder des Akademischen Senats

,,Man hat die Politik die >Kunst des Möglichen< genannt, und tatsächlich ist sie, eine kunstähnliche Sphäre, insofern sie, gleich der Kunst, eine schöpferisch vermittelnde Stellung einnimmt zwischen Geist und Leben, Idee und Wirklichkeit, dem Wünschenswerten und dem Notwendigen, Gewissen und Tat, Sittlichkeit und Macht. Sie schließt viel Hartes, Notwendiges, Amoralisches, viel von >expediency< und Zugeständnis an die Materie, viel Allzumenschliches und dem Gemeinen Verhaftetes ein, und schwerlich hat es je einen Politiker, einen Staatsmann gegeben, der Großes erreichte und sich nicht danach hätte fragen müssen, ob er sich zu den anständigen Menschen zählen dürfe. Und dennoch, sowenig der Mensch nur dem Naturreich angehört, sowenig ist die Politik nur im Bösen beschlossen.“
Thomas Mann, ,,Deutschland und die Deutschen“, 1945.

Sehr geehrtes Präsidium,
liebe Kolleginnen und Kollegen -

das frisch begonnene Jahr hält viele außergewöhnliche Herausforderungen bereit.

Wo soll es hingehen mit der menschlichen Welt?

Tatsächlicher Frieden, engagiert praktizierte Demokratie, die Schaffung sozialer Gerechtigkeit - also eine zivilisierte Entwicklung der internationalen Gemeinschaft - sind in neuer Dimension zu bewältigende Aufgaben, auch für die Wissenschaften.

Die Vereinten Nationen haben kürzlich ihr humanitäres Engagement im Gazastreifen eingestellt, da ein Konvoi des UNO-Hilfswerks UNRWA von der israelischen Armee beschossen worden ist.

Diese Entscheidung macht unter anderem deutlich, wie weit die militärische Eskalation in diesem Gebiet gediehen ist. Da - insbesondere tiefliegende - Konflikte sozialen und kulturellen Ursprungs keinesfalls dauernd und zufriedenstellend militärisch zu lösen sind, ist die Forderung nach einem sofortigen Stopp der Kriegshandlungen unbedingt zu erfüllen.

Die Weitreichenheit des Konflikts macht allerdings eine umfassende und langfristige Lösung erforderlich.

Deshalb schlagen wir dem Akademischen Senat vor, eine Veranstaltung für eine Friedenslösung in Nahost zusammen mit dem IFSH zu organisieren.

Damit griffe der AS auf eine Tradition der Hamburger Universität zurück, die mit den beiden Veranstaltungen ,,Frieden für Jugoslawien“ (im SoSe 1999 eingeladen von Konzil und Fachschaftsrätekonferenz) und ,,Frieden in Nah-Ost“ (im SoSe 2007 eine Iniative aus dem AS, realisiert vom Uni-Präsidium und dem IFSH) konstituiert wurde.

Wir setzen auf Ihre Geneigtheit.

Mit freundlichen Grüßen

Golnar Sepehrnia      Olaf Walther

Veröffentlicht am Sonntag, den 11. Januar 2009, http://www.harte--zeiten.de/dokument_818.html