Menü | Home › Publikationen › BAE!: harte zeiten, Liste LINKS und FSB › vom
Demokratisches Engagement statt Mangelherrschaft - Ein Aufruf
,,Wie steigerte sich der Jüngling [Manager]: »Organisation, Mentalität, Einstellung, Belange: wieso Mensch? Was soll Mensch? Menschen vergehen, Belange bestehen. Das haben Sie nicht begriffen. Sie begreifen nicht das System das doch der Einfachste begreift, wenn er sich ihm opfert!«“
Heinrich Mann, ,,Kobes“, Eine phantastische Novelle über den Industriellen Hugo Stinnes, 1923.
In der Dezembersitzung des Akademischen Senats (AS) sprachen VertreterInnen der Hochschullehrer und Uni- Präsidium stimmlos gegen eine kritische Stellungnahme des Gremiums zur Verlagerung der Universität: Eine Entscheidung des politischen Senats sei abzuwarten; dies sei parlamentarische Demokratie. Die Damen und Herren stehen mit den verfassungsmäßigen Grundlagen dieser Gesellschaft (Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit, Koalitionsrecht, Sozialstaatsgebot, rechtliche Gleichheit und: Menschenwürde) sowie mit außerparlamentarischem Engagement und inneruniversitärer Mitbestimmung nicht auf gutem Fuß. Solche Selbstentmündigung macht jede Demokratie zur Farce. Historische Erkenntnisse gemahnen dringend zur Besserung.
Die politische Hegemonie der Handelskammer, die Fortsetzung neoliberaler Universitätsdestruktion durch ,,Schwarz-Grün“, der autokratische Wirtschaftspragmatismus der Präsidentin Auweter und die demokratieferne Rotstiftpolitik der Kanzlerin Vernau sollten nicht weiter geduldet werden. Deshalb formiert sich auch im AS eine qualifizierte Opposition: So wurde kritisch angemahnt, daß die Umverteilung des Mangels unter dem beschönigenden Namen ,,belastungs- und leistungsorientierte Mittelvergabe“ allen schadet. Notwendig ist hingegen, sich öffentlich für eine Überwindung der konkurrenzverschärfenden Mangelfinanzierung einzusetzen. In diesem Zusammenhang wurde die Ablehnung von Studiengebühren bekräftigt (s. nachstehender Beschluß).
Für die Verwirklichung einer menschenwürdigen Gesellschaft und allgemein nützlicher Wissenschaft und Bildung muß politisch gestritten werden. Das erfordert an der Universität vernünftige solidarische Gegenwehr wider die Installation der ,,unternehmerischen Hochschule“ mit der autoritären Befehlsstruktur des ,,top down Management“, die in der Zentralisierung der Fakultätsverwaltungen, der Anordnungslust der obersten Universitätsleitung und ihren Rede- und Kritikverboten derzeit vielfach und negativ kulturbildend zum Ausdruck kommt: Diese Zumutungen müssen verstärkt ins Licht der Öffentlichkeit gebracht und diskutierbar gemacht werden. Ebenso müssen die inhaltlich und sozial einengenden Studienbedingungen durch verstärktes studentische Engagement für Gebührenfreiheit und eine demokratische Reform des Studium aufgebrochen werden.
Die erforderliche soziale Verwirklichung von Humanität und Wahrhaftigkeit ist kollektives Menschenwerk. Politik ist so kein ,,schmutziges Geschäft“. Akademischer Senat und Studierendenparlament sind hierfür Orte der bereichsübergreifenden Verständigung der Universitätsmitglieder über Vorhaben zur Verbesserung der gemeinsamen Lage.
Auf diese Weise entsteht auch eine neue Sinngebung.
,,Man muß so radikal sein, wie die Wirklichkeit“, heißt es bei Bertolt Brecht.
Erforderlich ist, zu beginnen.