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Für Veränderungen, die Verbesserungen sind
,,Der Kritik tritt Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU) entgegen. »Es soll alles besser werden, aber verändern darf sich nichts. Diese Stimmung erlebe ich häufiger in dieser Stadt.«“
Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU), Die Welt, ,,Uni-Umzug in den Hafen wird wohl platzen“, 15.12.2008.
,,Hamburg!
Das ist mehr als ein Haufen Steine, Dächer, Fenster, Tapeten, Betten, Straßen, Brücken und Laternen. Das ist mehr als Fabrikschornsteine und Autogehupe - mehr als Möwengelächter, Straßenbahnschrei und das Donnern der Eisenbahnen - das ist mehr als Schiffssirenen, kreischende Kräne, Flüche und Tanzmusik - oh, das ist unendlich viel mehr. [...] Mehr, mehr als ein Haufen Steine! Das ist Tod und Leben, Arbeit, Schlaf, Wind und Liebe, Tränen und Nebel! Das ist unser Wille zu sein: Hamburg!“
Wolfgang Borchert, ,,In Hamburg“, Das Gesamtwerk, Hamburg: Rowohlt 1949.
Wolfgang Borchert, Kind dieser Stadt, wirkte engagiert als Schriftsteller für den Frieden. In der erniedrigenden Wirklichkeit des (Nach-)Krieges gab er der kulturellen Möglichkeit eines würdigen Zusammenlebens Aller dichten literarischen Ausdruck. Sein Werk läßt erkennen, welche bedeutsamen Potentiale menschlicher Entfaltung schon unter den Bedingungen der allseitigen Konkurrenzgesellschaft hervorgebracht werden können. Humanität und geistige Produktivität bedingen einander. Möglichkeiten der Veränderungen erhalten so Sinn und Gestalt.
Auch Hamburg - als Hafenstadt mit einem reichhaltigen aufklärerischen und arbeiterbewegten Erbe - kann eine Anregung zu emanzipatorischem Handeln sein.
Die Universität sollte hier eine Stätte der (Selbst-)Aufklärung der Gesellschaft sein.
Authentische Reformen haben dieses Ziel.
Dagegen steht die praktizierte neoliberale Ideologie mit drei Hauptdokrinen:
1.) Der Kapitalismus, also Ausbeutung, Konkurrenz, Marktgeläute, Fremdbestimmtheit der Arbeit, ökonomische und kulturelle Depression bzw. flatternde Euphorie, sei natürlich. Ewig.
2.) Politik sei folglich und folgsam die Verwaltung von Sachzwängen.
3) Wissenschaft sei eine rein sachliche Dienerin.
Besonders seit in Hamburg die CDU regiert und die Handelskammer das politische Handeln dominiert, prägt dieser praktizierte Zynismus das gesellschaftliche Leben der Stadt und auch die Hochschulpolitik: Der Abbau demokratischer Partizipation, die Einführung von Studiengebühren, die ökonomistische Reduzierung des Studiums auf Prüfungen und die aufreibende Arbeitsintensivierung zur Organisiation dieser Zerstörungen sind die Bausteine dieser Politik. Opposition dagegen hat es immer gegeben.
Deshalb ist die Universität nicht wie geplant zerschlagen und privatisiert worden, sind nicht 50 Prozent der Geisteswissenschaften verschwunden, sind die Studiengebühren nicht 2.500 Euro hoch und sollen noch immer Forschung und Lehre eine Einheit bilden. Die neoliberale Rechnung wird immer ohne die realen Menschen gemacht und geht deshalb nie auf.
Rational erforderlich ist wieder die mündig-kooperative Neuordnung der Universität im Einklang mit dem allgemeinen Wohl: Studieren, Lehren und Forschen für eine gerechte, demokratische und friedliche Welt; produktive Kooperation und wirklich demokratische Partizipation (auch über die ,,Fakultäts“-Grenzen hinweg), das tätige Lernen aus der Geschichte sowie internationalistisches, wissenschaftliches Engagement für den Frieden sollten wegweisend rekonstruiert werden. Das Desaster der gestuften Abschlüsse muß beseitigt werden. Auch Gebührenfreiheit und eine bedarfsorientierte Finanzierung des Lernens und der Bildungseinrichtungen sind zu erstreiten. Absurde Pläne zur Universitätsverlegung müssen ad acta gelegt werden. Die Leitung der Universität sollte nicht länger im Gegensatz zur gesellschaftlichen Verantwortung der Wissenschaften handeln.
Diese Möglichkeiten sind couragiert wahrzunehmen, auch bei den Wahlen zum Akademischen Senat und Studierendenparlament.
Von allen, für alle.