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Der Frieden ist nur ohne Militär zu gewinnen
,,Die Militaristen irren. Es ist gar nicht die Aufgabe der Pazifisten, sie zu überzeugen - sie sollen vielmehr in einem Kampf, der kein Krieg ist, besiegt, nämlich daran gehindert werden, über fremdes, ihnen nicht gehöriges Leben zu verfügen. Man mache sie unschädlich; einzusehen brauchen sie gar nichts. Ich bin für militaristischen Pazifismus.“
Kurt Tucholsky, ,,So verschieden ist es im menschlichen Leben!“, 1931.
Seit die Bundesrepublik sich an Kriegen in aller Welt beteiligt, ist es auf dem Globus nicht gerade friedlicher geworden. Das hätte schon ein Blick in die (deutsche) Geschichte verraten können.
Deutsche Politiker und Militärs fordern weiterhin die Aufstockung des Bundeswehrkontingents in Afghanistan von 3.200 um 1.000 Soldaten, befürworten den Einsatz von Kampfflugzeugen und AWACs und haben im Juli eine aggressive Kampftruppe von 250 Mann (Quick Reaction Force) entsandt. Seit Beginn des ISAF-Einsatzes sind in Afghanistan 26 deutsche Soldaten umgekommen. In der vergangenen Woche ist erstmals bekannt geworden, daß sie nicht nur durch Schützenhilfe für andere NATO-Truppen, sondern eigenhändig Zivilisten erschossen haben.
Die permanenten Kampfhandlungen finden mittlerweile auch im Norden statt, so daß sich jegliche Unterscheidung zwischen dem bundesdeutschen Einsatz und dem sonstigen NATO-Krieg und Besatzungsregime endgültig erübrigt. (Von Beginn an wäre letzteres ohne deutsche Beteiligung schwer möglich gewesen.)
Das Leben in Afghanistan ist als Folge dieses Krieges ein einziger Überlebenskampf. Die Gewaltherrschaft der Besatzer schürt die Gewalt der Bevölkerung. Das Elend ist kulturell und sozial vollendet. Auch deshalb lehnt die Mehrheit der bundesdeutschen Bevölkerung mit steigender Tendenz diesen Kriegseinsatz ab. Die Bundesregierung forciert ihn dagegen bisher mit großer parlamentarischer Mehrheit und ist immer noch bemüht, den täglich brutalisierten Krieg als friedens- und stabilitätsfördernde Maßnahme zu verkaufen. Diese rücksichtslose Politik entspricht den geschäftlichen Forderungen der großen deutschen Konzerne, die im Schlepptau der us-dominierten Erdöl- und Erdgas-Industrie im gesamten Nahen- und Mittleren Osten räuberisch ihre Geschäfte betreiben.
Deshalb ist dringend öffentliches Engagement für den sofortigen Abzug aller NATO-Soldaten aus Afghanistan zu entfalten. Der aufklärende Einsatz für die uneingeschränkte Hegemonie des Zivilen fördert ein soziales Zusammenleben der Menschen - regional und international.
Anstelle einer Verlängerung und Ausweitung des Bundeswehrmandats, sollte im Oktober im Bundestag der Truppenabzug beschlossen werden. Das erhöht auch den internationalen Druck auf die USA, Krieg und Besatzung zu beenden, auch den Irak zu verlassen und weder im Kaukasus noch im Iran neue gewaltsame Konflikte zu beginnen.
Demokratie, kulturelle Freiheit und sozialer Fortschritt sind sowieso nur gegen das militärische Regime zu erringen. Das soldatische Unwesen von Befehl und Gehorsam ist einer humanen Entwicklung wesensfremd.
Frieden und die gesellschaftliche (politische und soziale) Verwirklichung menschlicher Freiheit gedeihen nur gemeinsam.