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Zynisch ist nicht sozial

Oder: Was kommt nach dem Neoliberalismus?

,,Thomas Straubhaar, Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts: »Die Höhe der Sozialleistungen bestimmt, ab welchem Lohn ein Mensch bereit ist zu arbeiten. « Seine Rechnung: Wer den gewerkschaftlich geforderten Mindestbruttolohn von 7,50 Euro pro Stunde bekommt, hat netto nur zwei Euro pro Stunde mehr als ein
Hartz-IV-Empfänger. Straubhaar weiter: »Bei einem niedrigeren Hartz-IV-Regelsatz würde sich eigene Arbeit
vergleichsweise besser lohnen und der Anreiz arbeiten zu gehen wäre stärker. « Dem stimmt auch Holger Schäfer, Arbeitsmarktexperte des Instituts der deutschen Wirtschaft (DIW) »im Prinzip« zu: »Wenn gar keine Leistungen mehr gezahlt würden, müssten alle Menschen sich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen, weil sie ansonsten verhungern müssten. «“

BILD am SONNTAG, 7.9.2008 (Thomas Straubhaar lehrt an der Uni HH Wirtschafts-,,Wissenschaft“.)

Schon im Rahmen eines kapitalistischen Wohlfahrtsstaates wird eigentlich die Höhe der Sozialleistungen daran gemessen, wieviel ein Mensch für ein halbwegs auskömmliches Leben braucht.
Darüberhinaus ist allerdings auch unabweislich: die gängige Produktionsweise und soziale Struktur ist von Massenentlassungen, Armut, Konkurrenz, Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen, taumelnd kultivierter Dummheit und Kriegen nicht zu trennen. Erhebliches kulturelles Leiden ist eine Folge. Die meisten Menschen sind deshalb nicht mehr mit dieser drückenden Enge ihrer Lebensverhältnisse einverstanden.

Wie, woher und wohin ist aber Besserung zu erwarten?

Von BILD und wohlbestallten Ideologie-Predigern der Handelskammer (s.o.) verständlicherweise nicht. Ihrethalben sollen sich alle in das vermeintlich ewige Steigen und Fallen der Konkurrenzgesellschaft dankend und dienend, dienend und dankend einordnen. Das Leben als Überlebenskampf. Der Mensch vegetiere als ,,Leistungsträger“ und Reiz-Reaktions-Tierchen. Hunger - hier und heute - sei erlaubte Größe der Einschüchterung zur Erzeugung von willfährigen Werkzeugen der Ausbeutung. Hier wurde prokapitalisitsche Ideologie gleich literweise gekübelt.

Diese derbe Reaktion hat immer in kollektivem, geistigen und politischen Einsatz für eine humane Entwicklung ihren streitbaren Widerpart. Die Verwirklichung einer wahrhaft nützlichen Produktionsweise, eines kooperativen Miteinanders, sozial gesicherter Lebensbedingungen, zivilisierter Konfliktlösung, ein vernünftiger Umgang mit der Natur sowie die Entfaltung aller in Bildung, Arbeit und Kultur, - all diese nötigen Verbesserungen bedürfen der Verbesserer.
Es war auf diesem Globus schon einmal friedlicher, demokratischer und sozialer. Das kann es auch wieder und mehr denn je werden. Arbeit muß nicht auf ewig einem mehr oder weniger kärglichen Lohn und den Zwecken ersichtlich überflüssiger Arbeit-,,Geber“ dienen.

Bildung, Wissenschaft und auch ,,Wirtschaft“ erhalten nur dadurch eine zufriedenstellende Perspektive.
Deshalb ist auch der Kampf gegen Studiengebühren gleich welcher Art engagiert weiterzuführen.

V.i.S.d.P.: Niels Kreller, Schützenstr. 57, 22761 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg.
Veröffentlicht am Sonntag, den 7. September 2008, http://www.harte--zeiten.de/artikel_752.html