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Gleichheit schafft Frieden

Zum neuen Krieg im Kaukasus

,,Als der Krieg aus war, kam der Soldat nach Haus. Aber er hatte kein Brot. Da sah er einen, der hatte Brot. Den schlug er tot. Du darfst doch keinen totschlagen, sagte der Richter.
Warum nicht, fragte der Soldat.“

Wolfgang Borchert, ,,Lesebuchgeschichten“.

Georgien ist eines der ältesten Siedlungsgebiete der Menschheit. Dort wurde schon vor etwa 7.000 Jahren Kupfer fabriziert und gehandelt. Es gilt als die Geburtsstätte des Weines. In jüngerer Zeit - bis zum Zerfall der Sowjetunion - hatte es eine prosperierende metallverarbeitende und touristische Industrie. ,,Zivilisation“ ist auch dort kein Fremdwort.
Seither hat ein Fünftel der ursprünglich 5,6 Millionen Einwohner das Land - meist in Richtung Russland - verlassen, die sozialistisch verordnete Infrastruktur in Bildung, Kultur, Gesundheit und Sozialem ist für die Bevölkerungsmehrheit zerstört, dafür kann manche(r) jetzt in Tiflis ,,Dior“ und ,,Prada“ kaufen. Eine ebenso atavistisch (,,Ehre“) wie neoliberal (,,Leistung“) orientierte Oberschicht, will endlich auch mal den Dicken machen und dies mit westlicher Hilfe (Geheimdienste, Polizei, Militär) gegen die eigene Bevölkerung durchsetzen. Dafür gibt sie seit Jahren die Unterstützung von CIA und Mossad. Die ,,Gegenleistung“ sind u.a. 1.000 georgische Soldaten im Irak.
Georgien hat auch in diesem Zusammenhang eine NATO-Mitgliedschaft beantragt. Wäre diese schon real, befände sich Deuschland jetzt gemäß herrschender Auffassung ebenso wie die USA im ,,Verteidigungsfall“ gegen Rußland.
Die Region gehört seit mindestens 200 Jahren zu russischem Einflußgebiet. Die Bevölkerung Abchasiens und Südossetiens - zusammen nicht einmal 1,5 Millionen Menschen - haben u.a. deshalb schon zu Beginn der 1990er Jahre für eine Anbindung an die Russische Föderation anstelle einer staatlichen Zugehörigkeit zu Georgien votiert, sich später unabhängig erklärt und dafür nur die internationale Unterstützung Russlands erhalten (anders als der ehedem jugoslawische Kosovo).
In Georgien sind kaum Rohstoffe zu finden, aber der Nachbar Aserbaidschan verfügt über reichliche und größtenteils unerschlossene Öl- und Erdgasquellen, hat jedoch keinen Zugang zum offenen Meer. In West wie Ost wird darauf spekuliert, hier eine ,,zweite Golfregion“ vorzufinden. Sämtliche bekannte us-amerikanische und westeuropäische Ölkonzerne sind im Bau einer Pipeline vom Kaspischen Meer durch Georgien ans Schwarze Meer seit fünfzehn Jahren milliardenschwer involviert. Insbesondere die USA wollen sich deshalb erstmals in ihrer Geschichte auch mit militärischer Gewalt die Hegemonie im Kaukasus erstreiten. (Dabei wird auch immer noch auf den nah gelegenen Iran geschielt.) So ist die fahrlässige militärische Aggressivität der russischen Seite verstehbar, wenn auch unzweifelhaft schädlich.
Weder unter dem Druck von Konzerninteressen noch unter Bomben sind völkerrechtliche Stabilität, Demokratie und Wohlfahrt zu entwickeln. Die Planspiele der Bundesregierung und ihrer EU-Partner für eine ,,stabile demokratische Marktwirtschaft“ in der Region sind in diesem Konfliktfeld darum nicht mehr als sicherheitspolitische Wichtigtuerei.
Der Kampf für Frieden ist international vor allem der Kampf der Bevölkerung für soziale Gleichheit. Diese Auseinandersetzung wird auch und gerade hierzulande zu entscheiden sein. Jede soziale Bewegung ist dabei ein Beitrag zum Frieden. Dieses Motiv kann den Alltag erheblich erhellen.
Hoffnung entsteht durch die eigene sozial verantwortliche Handlungsweise.

V.i.S.d.P.: Niels Kreller, Schützenstr. 57, 22761 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg.
Veröffentlicht am Dienstag, den 12. August 2008, http://www.harte--zeiten.de/artikel_744.html