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Zum Geleit XLI

Aufgerafft
oder
Die Neubestimmung der Vernunft

1) Naheliegende Korrekturen

,,(30) Trost
Nie verläßt uns der Irrtum, doch zieht ein höher Bedürfnis
Immer den strebenden Geist leise zur Wahrheit hinan.“

Friedrich Schiller, ,,Tabulae Votivae“, Gedichte 1795-1802.

Wer bislang den Glauben verfestigt hat, nur Mitmachen sei vernünftig, halte inne, schaue um sich und prüfe, was aus dieser Welt derweil geworden ist und ob daran nicht etwas und etwas mehr zu ändern wäre. Er (oder Sie) wird Verwandte dabei entdecken.

2) Zu behebende Unterschiede I

,,Das Land, in dem man Milch und Honig schlürfte,
Wir suchen's alle, doch wir finden's kaum -
Drum gaukeln wir uns vor im Traum,
Als ob es so was wirklich geben dürfte.
Ach, wenn ich es im Wachen wiederfände -
Da ist es hübsch und angenehm zu sein!
Der Flüchtling findet hilfsbereite Hände.
Er kauft sich ein.
Kann so was sein?
Jawohl: in Liechten - meinem Liechtenstein.“

Klaus Mann, ,,Liechtenstein“, 1933; Text für die ,,Pfeffermühle“, das Kabarett seiner Schwester Erika.

Dem Lande entgehen, nicht erst seit gestern, Mittel für Bildung, Gesundheit, Kultur, soziale Vorsorge und Verkehrswege auf stillen und verstohlenen Wegen.
Das ist mehr als ein Kavaliersdelikt. Allgemeiner Schaden verlangt spezielle Ahndung sowie die Präzisierung der kritischen Maßstäbe.

3) Zu behebende Unterschiede II

,,Schade, daß das Wort Fleisch
Allein noch nicht sättigt, schade
Daß das Wort Anzug so wenig warm hält.“

Bertolt Brecht, ,,Notwendigkeit der Propaganda“, Gedichte 1934-1939.

Wer die Gelegenheit hatte, den vertrauensvoll lächelnden Bürgermeister zu entdecken, sollte sich fragen, wie dieser präsentierte Frohsinn mit der gewachsenen Not der letzten Jahre zu vereinbaren ist. Gegensätze bilden das perspektivische Denken und sind eine Schulung für das tätige Erkennen.

4) Engagement

,,Heiteres, etwas nebliges Herbstwetter. - Das Ergebnis der Zürcher Wahlen läßt die Verhältnisse beim Alten, d.h. eine große sozialdemokratische Majorität bleibt bestehen. Die >Nationalen Fronten< erhalten 9 Sitze. [...] Der Ausgang der Wahlen ist günstig für Erikas Kabarett, gegen das schon hakenkreuzlerische Drohungen laut geworden waren.“
Thomas Mann, Tagebucheintragungen vom 25. September 1933.

Politik ist eben günstiger oder ungünstiger für Wissenschaft, Kunst und das soziale Leben. Die Realisierung der Menschenwürde bedarf des Engagements aller. Drohungen dagegen verdienen keinerlei Gültigkeit. Geltung, wem Geltung gebührt.

Veröffentlicht am Mittwoch, den 5. März 2008, http://www.harte--zeiten.de/dokument_704.html