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Die Wahl des Hochschulrats: Anlaß zu widerstrebendem Handeln

,,Ihr braucht keine Heime für eure Lungen,
keine Renten und keine Versicherungen.
Ihr solltet euch allesamt was schämen,
von dem armen Staat noch Geld zu nehmen!
Ihr sollt nicht mehr zusammenstehn -
wollt ihr wohl auseinandergehn!
    Keine Kartelle in unserm Revier!
    Ihr nicht.
        Aber wir.“

Kurt Tucholsky, ,,Die freie Wirtschaft“, 1930.

Michael Moore (Bowling for Columbine, Fahrenheit 9/11) klärt mit seinem neuen Film ,,Sicko“ kompromißlos über das gesundheitspolitische Desaster der Profitgesellschaft auf. Am Beispiel US-amerikanischer Versicherungskonzerne wird die vielfach todbringende Geldgier der großen Unternehmen analytisch auseinandergenommen. Den positiven Kontrast bilden die erkämpften Gesundheitssysteme Kanadas, Groß-Britanniens, Frankreichs und Cubas. Hier sind die materiellen und geistigen Potentiale der Gesellschaften für ein menschenwürdiges Leben Aller deutlich vorgezeichnet. Es ist ein mutiges Plädoyer für Humanität: ,,Do something!“

Diese Aufforderung zu oppositionellem Handeln sei mit Nachdruck auch an die Mitglieder des Akademischen Senats (AS) weitergegeben: Der AS benennt vier Mitglieder des Hochschulrats. Vier weitere werden vom politischen Senats (zur Zeit CDU) benannt; zusammen wählen sie ein Neuntes.
Mit Handelskammerauftrag von der CDU durchgesetzt, ist der Hochschulrat ein externes Gremium, das Richtungsentscheidungen für die Universität trifft. Unter anderem ernennt es die Uni-Leitung. Die ,,gesellschaftliche Repräsentanz“ dieses Organs ist politisch gewollt von der großen privaten Wirtschaft dominiert. Es wirken derzeit mit: British American Tobacco, der Nahrungsmittelkonzern Unilever und die HaSpa. (An Münchener Universitäten sind SIEMENS, die BMW-Familie Quandt und Amigo Stoiber vertreten).
Diese Konstellation ist eine autoritäre Mißachtung der (gewählten) universitären Gremien, ein ignorantes Verhältnis zu Studierenden und Angestellten und damit die Negation von Wahrhaftigkeit, Kooperation und Humanität als Grundlagen und Zweck produktiver Wissenschaften: Kommando statt Vernunft.

Kurz vor der Bürgerschaftswahl und damit vor einer möglichen Änderung der gesetzlichen Grundlage und stadtpolitischen Konstellation soll dieses Regime für vier Jahre verlängert werden. Dieser durchschaubaren Absicht ist inhaltlich und personell entgegenzuwirken. Die oppositionellen Aktivitäten aus der Universität sollten zudem nachdrücklich auch eine Demokratisierung der Universität zum Ausdruck bringen: Die gesellschaftliche Nützlichkeit von Bildung und Wissenschaft wird in sozial offenen und demokratisch verfaßten Hochschulen durch das kollegial ermittelte Gesamtinteresse der Universitätsmitglieder am besten realisiert. (Eine ausreichende öffentliche Ausstattung sollte dafür auch erkämpft werden.)
In diesem Zusammenhang könnte dann auch ein Hochschulrat, demokratisch gewählt und zusammengesetzt aus humanistisch orientierten Persönlichkeiten aus Wissenschaften und ,,öffentlichem Leben“, Gewerkschaften und anderen, wirklich repräsentativen gesellschaftlichen Großgruppen sowie unter Einbeziehung von Hochschulmitgliedern, als beratendes Gremium sinnvoll sein.
Der Akademische Senat hat dies auf studentisches Betreiben als Gegenposition zu der Drägerschen Gesetzesänderung von 2003 (HochModernG) bereits gefordert. Das bleibt
richtig.

Das Gedeihen von Wissenschaft und Menschen erfordert die Befreiung aus dem Korsett des Geschäftsmäßigen. - Wer öffnet die Schnüre?

V.i.S.d.P.: Olaf Walther, Golnar Sepehrnia & Christian Sauerbeck, c/o Studierendenparlament, VMP 5, 20146 Hamburg.
Herausgegeben von: FachschaftsBündnis - Aktive für demokratische und kritische Hochschulen,
harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg
und Liste LINKS - Offene AusländerInnenliste . Linke Liste . andere Aktive
Veröffentlicht am Donnerstag, den 29. November 2007, http://www.harte--zeiten.de/artikel_667.html