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Die Verwirklichung des Guten gegen Diktatur und Krieg
Zum 69. Jahrestag der Reichspogromnacht

,,Sogar unsere vornehmen Industrieritter sind nicht bloße Egoisten, die nur für sich stehlen, sondern sie wollen den schnöden Mamon erwerben, um Gutes zu tun; in den Freistunden, wo sie nicht von ihren Berufsgeschäften, z.B. von der Direktion einer Gasbeleuchtung der böhmischen Wälder, in Anspruch genommen werden, beschützen sie Pianisten und Journalisten, und unter der bunt gestickten, in allen Farben der Iris schillernden Weste trägt mancher auch ein Herz, und in dem Herzen den nagenden Bandwurm des Weltschmerzes.“
Heinrich Heine, Geständnisse, März 1854

Die Menschheit hat besseres verdient, als daß ihr eine (ökonomische) ,,Elite“ vorsteht, die auch noch dunkle Emotionen hat und diese dann gewaltlüstern verbreitet. Romantische Gefühligkeit hat in deutschen Landen nicht nur die Förderung düster-ahnungsvoller Künste bewirkt, sondern auch die Sehnsucht nach ,,Weltgeltung“ legitimiert. Im zwanzigsten Jahrhundert konnte in diesem mystischen Gewande gleich zwei Mal der europäische Kontinent in Krieg und Elend gestürzt werden. Die kämpferische Befreiung davon legte ernüchternd das bare Kalkül als Ursprung der machtbesessen Ambitionen frei. ,,Nie wieder!“ bedeutet seither das aufgeklärte Engagement für die Überwindung der politisch-ökonomischen und der geistig-kulturellen Wurzeln von Krieg und Diktatur. Deshalb erinnern wir uns:

In der Nacht des 9. November 1938 wurde durch SA und andere Nazi-Organisationen im ganzen Gebiet des ,,Deutschen Reichs“ ein brutaler Gewaltexzess gegen Menschen jüdischer Kultur organisiert. Der systematische Terror brachte Erniedrigung, Zerstörung und Mord über Tausende. Diese brutale Nacht bedeutete eine Steigerung der anti-jüdischen Politik der Nazis. Sie sollte vor allem die ,,Entjudung“ der Wirtschaft beschleunigen. Die ,,Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben“ vom 12. November 1938 vollendete diese Etappe und markiert den Übergang zur technokratisch-industrialisierten Judenverfolgung, die in der systematischen Massenvernichtung von etwa 6 Millionen Menschen ihren grausame Zuspitzung erfuhr. Von der intensivierten Raubmordpolitik erhoffte sich die braune Diktatur die kriegswichtige Stabilisierung der durch die extreme Aufrüstung schwer belasteten Volkswirtschaft. Insbesondere profitierten dabei große ,,arische“ Unternehmungen, z.B. das Warenhaus ,,Horten“, die Deutsche Bank und die Dresdner Bank.

Dieser exzessiven Barbarei war die systematische Verfolgung aufgeklärter Gegenkräfte vorausgegangen. Auch von der Universität Hamburg wurden demokratisch orientierte, humanistische Kräfte vertrieben. Besonders Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, auch Studierende, jüdischer Herkunft waren schon seit Ende der Zwanziger Jahre mit faschistischer Hetze bedroht und wurden seit 1933 aus dem Universitätsleben eliminiert.

Wahrhaftigkeit und Courage, Solidarität und Aufklärung, Friedensliebe und der menschliche Kampf für die Verwirklichung sozialer Gleichheit sollten durch den Faschismus selbst als kulturelle Erfahrungen und Perspektive ausgerottet werden. Dieses menschenwidrige Ansinnen konnte nicht gelingen. Die internationale Mobilisierung gegen die braune Diktatur und den Krieg basierte auf dem humanistischen Erbe der Menschheit und entwickelte es wirksam weiter. Eine Gesellschaft des Friedens, der sozialen Gleichheit und der solidarischen Entwicklung ist durch diesen Kampf neu mit Anspruch und Praxis erfüllt.
Der Verwirklichung einer Welt, in der Krieg und Unterdrückung für immer überwunden sind, gilt das tätige Gedenken. Die Wissenschaften - Aufklärung und kooperative Entwicklung zur Überwindung gesellschaftlicher Übel - müssen dafür entscheidendes leisten.

"Und wenn jeder im Volke in den Stand gesetzt ist, sich
alle beliebigen Kenntnisse zu erwerben, dann werdet ihr
bald ein intelligentes Volk sehen."

Heinrich Heine a.a.O

V.i.S.d.P.: Olaf Walther & Golnar Sepehrnia, c/o Studierendenparlament, VMP 5, 20146 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg
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Veröffentlicht am Sonntag, den 4. November 2007, http://www.harte--zeiten.de/artikel_656.html