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Darf die Uni politisch sein?
,,Die Seinsweise des neuen Intellektuellen kann nicht mehr in der Beredsamkeit bestehen, dieser äußerlichen und dem Moment verhafteten Antriebskraft der Affekte und Leidenschaften, sondern in der aktiven Einmischung ins praktische Leben, als Konstrukteur, Organisator, »dauerhaft Überzeugender«, weil nicht bloß Redner - und gleichwohl dem mathematisch-absrakten Geist überlegen; von der Technik-Arbeit gelangt er zur Technik-Wissenschaft und zur geschichtlichen humanistischen Auffassung, ohne die man »Spezialist« bleibt und nicht zum »Führenden« (Spezialist Politiker) wird.“
Antonio Gramsci, Gefängnis Hefte (12, §3), ,,Über die Geschichte der Intellektuellen“, 1932.
,,Übrig bleiben wird eine klassenlose Gesellschaft, in der alle zur Intelligenz gehören.“
Jürgen Kuczynski, ,,Die Intelligenz“, Berlin (DDR) 1987.
Die für fast alle gleiche Wirklichkeit ist unter anderem ein rauher sozialer Alltag, der Konkurrenz, Kriege, soziale Ungesichertheit und kulturelle Armut beinhaltet.
Lernen wir nun dafür, die menschliche Lebenswelt allseits förderlich umzugestalten?
Oder für das individuelle Durchmauscheln in widrigen Umständen, die so immer neu - unmündig - Bestätigung erhalten?
In diesem Spannungsfeld sind Bildung und Wissenschaft (inklusive ihrer selbstverwalteten Entwicklung) immer ein soziales Verhalten zur gesellschaftlichen Welt, also ,,politisch“.
Soweit dies nicht kritisch reflektiert wird, erfüllt die Universität eine dienende Funktion. Anstelle der Veränderung der Gesellschaft nach humanen Bedürfnissen, soll die Anpassung des Menschen an die Anforderungen der Ausbeutungsgesellschaft forciert und eingeübt werden. Diese negative Tendenz ist seit 2001 durch die extreme Standortpolitik der CDU-Regierungen gesteigert worden: Entdemokratisierung (Abschaffung von Gremien, Fakultätenbildung, Einführung des wirtschaftsnahen Hochschulrats), die selektierende Kommerzialisierung (Studiengebühren, leistungsorientierte Mittelvergabe, Out¬sourcing und ,,Privat-Public-Partner-Ship“) sowie Normierung (BA-/MA-Studiengänge und ,,StiNe“) sind die drei Knuten, mit denen die Universität und ihre Mitglieder für das geschäftliche Kalkül der großen Mitglieder der Handelskammer gefügig gemacht werden sollen. - Wer hierin auf ,,Modernität“, ,,Effizienz“ und Aufgabenfleiß setzt, wird vom neoliberalen Hauptstrom mitgezogen.
Der Degradierung des Menschlichen (des allgemein nützlichen Engagements, der solidarischen Gemeinschaft, der hilfreichen Wahrheit und selbst-bewußten Kultur) sollte also entgegengewirkt werden: Durch die handlungsrelevante Aneignung des humanistischen Erbes der Menschheitsgeschichte, durch kooperative Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen, technischen und kulturellen Hervorbringungen und die kritische Orientierung gemäß so¬zialer Vorbilder. So können alle ihre Lebensbedingungen souverän begreifen und positiv verändern.
Die Zukunft kommt aus der Geschichte.
Diese kritisch-analytisch Auseinandersetzung der Wissenschaften mit der schwer unerträglich unzulänglichen gesellschaftlichen Realität ist eine notwendige Attacke gegen alle Hindernisse menschlicher Emanzipation. In dieser Weise macht das Lernen einen produktiven Sinn.
Mit dieser Ambition kann auch die weitgehende positive Veränderung der Universität erstritten werden: Die umfassende Demokratisierung der Selbstverwaltung (inklusive einer politisch streitbaren studentischen Interessenvertretung), ein egalitäres Lehr-Lernverhältnis, die soziale Offenheit des Hochschulzugangs sowie eine bedarfsgerechte öffentliche Finanzierung.
Das Leben ist immer politisch. Die Richtung ist entscheidend.
Wer mag nicht Teil der Lösung sein?