Menü | Home › Publikationen › harte zeiten › Flugblatt von harte zeiten vom
Es gibt nur eine Alternative
"Wer ist Osama Bin Laden wirklich? Er ist der dunkle Doppelgänger des amerikanischen Präsidenten. Er ist aus der Rippe einer Welt gemacht, die durch die amerikanische Außenpolitik verwüstet wurde, durch ihre Kanonenbootdiplomatie, ihr Atomwaffenarsenal, ihre unbekümmerte Politik der unumschränkten Vorherrschaft, ihre kühle Missachtung aller nicht-amerikanischen Menschenleben, ihre barbarischen Militärinterventionen, ihre Unterstützung für despotische und diktatorische Regimes, ihre wirtschaftlichen Bestrebungen, die sich gnadenlos wie ein Heuschreckenschwarm durch die Wirtschaft armer Länder gefressen haben."
Die indische Schriftstellerin Arundhati Roy im September 2001.
Die Spitzenpolitiker und Militärs der USA, Großbritanniens und der Bundesrepublik sind sich einig, daß für "Stabilität" und "Entwicklung" eine Fortsetzung des Engagements der Nato-Streitkräfte in Afghanistan erforderlich sei.
Tatsächlich hat der Krieg gegen Afghanistan das Land in das tiefste Elend gestürzt. Es hat keine politische Souveränität, keine eigene Wirtschaft, deshalb auch keine Fähigkeit zur Versorgung mit Lebensmitteln, seine Bevölkerung lebt großenteils auf der Flucht und ohne Arbeit, ohne Bildung, ohne Hoffnung. Der daraus folgenden Bürgerkrieg wird mit ausländischen Waffen und Geldern geschürt. Zudem ist das geschundene Land seit 2001 mit tatkräftiger Unterstützung us-amerikanischer Logistik der größte Opium-Produzent der Welt geworden. 92 Prozent seiner Wirtschaft unternehmen dieses gesellschaftlich zerstörende Geschäft.
Der imperiale Angriff auf Afghanistan vom Oktober 2001 war vom Pentagon lange geplant als hegemoniepolitische Absicherung der aggressiven US-Wirtschaftspolitik im Nahen Osten und dem Kaukasus. Diese Strategie dient der Aufrechterhaltung eines an sich maroden und leicht zu delegitimierenden Wirtschaftssystems, das den Profit erbarmungslos über das allgemeine Wohl stellt. Wirtschaftliche und machtpolitische Interessen sollen gegen die großen Konkurrenten der USA, insbesondere gegen China und Russland so in Stellung gebracht werden. Das Schmiermittel dieser gefräßigen Maschinerie ist nach wie vor Öl. Diese Zusammenhänge sind vielfach analysiert und kritisiert worden, auch vor dem Beginn des "Krieges gegen den Terror".
Der Krieg wurde deshalb politisch erst durchsetzbar, als sich die verbreitete Empörung und Verzweiflung angesichts der Attentate auf das World Trade Center ausnutzen ließ und Kritiker wie die engagierte Schriftstellerin Roy mit heuchlerischer Moral angefeindet wurden. Jetzt ist Afghanistan eine Kolonie, ein militärisches Protektorat. Die Bundesregierung trommelt nun dafür, diesen Zustand gegen den Willen der Bundesbürger (76 Prozent) verlängern und verschlimmern zu helfen. Bis zum 13. Oktober soll der Bundestag die Verlängerung des Bundeswehrmandats für diesen Einsatz beschließen. 3500 Soldaten sollen die westlichen Streitkräfte auch weiterhin verstärken.
Es hat sich bewahrheitet: Krieg schafft nur Krieg, Besatzung ist keine Souveränität, massenhafte Armut ist kein Wiederaufbau und Gewalt ist keine Demokratie. Den fortwährenden Lügen sollten deshalb mit erhöhtem Engagement aufklärend begegnet werden.
Nur ein vollständiger Abzug aller Truppen eröffnet für Afghanistan die realistische Möglichkeit, durch ziviles Engagement und die gemeinsame Anstrengung der eigenen Bevölkerung zu einer friedlichen und produktiven Entwicklung zu finden. Soziale und kulturelle Wiederaufbauhilfe wird dann sicher unterstützend erforderlich und möglich sein.