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Kritische Kooperation:
Das positive Nein zum alltäglichen Unsinn
"Die Zeiten sind längst vorbei, wo man das Menschliche in verschiedene Sphären eingeteilt sehen konnte, von denen die eine die politische war: eine Sonder-Sphäre, um die man sich nicht zu kümmern brauchte. Die Frage des Menschen, das Problem der Humanität steht längst schon als unteilbares Ganzes vor unseren Augen und ist als Ganzes dem geistigen Gewissen auferlegt."
Thomas Mann, Ansprache zu Heinrich Manns siebzigsten Geburtstag, 2. Mai 1941 (auf einer nachgeholten Feier).
Auf dem "freien" Markt soll jeder seinen unmittelbaren Vorteil realisieren. Alle werden auf diese Weise zu Gegnern. Eine universell nützliche und erfreuliche Wissenschaft ist so nicht möglich. Wer Besseres will, ist in diesen Zeiten besonders gefordert. Die solidarische Bedeutung des Einzelnen für das Gesamt wächst und wird zunehmend erkannt.
In diesem Spannungsfeld handeln auch die Mitglieder der sechs nun neugewählten Fakultätsräte. Die meisten ihrer nicht-studentischen Mitglieder sind wenig bereit, sich kollegial und couragiert für die allgemein nützliche Entwicklung der Universität gegen das neoliberale "Teile und Herrsche" des politischen Senats einzusetzen.
Trotzdem sind infolge der fakultätsübergreifenden Kooperation und Initiative von Studierenden vielfach Positionen und Beschlüsse erarbeitet worden, die Kritik an Studiengebühren, der Unterfinanzierung und der verwertungsorientierten BA/MAisierung des Studiums zum Ausdruck bringen. Die kontinuierliche politische Aufklärungsarbeit, die bewußte Verknüpfung des Engagements in der Verfaßten Studierendenschaft mit der Tätigkeit in der Akademischen Selbstverwaltung sowie die kollegiale Zusammenarbeit mit nicht-studentischen Gremien-Mitgliedern wirken so für eine positive Entwicklung aller Beteiligten.
Auf dieser Basis konnte die Wahlbeteiligung trotz verkürzter Wahlfrist mehr als verdoppelt werden. Das erhöht die politische Bedeutung dieser Gremien. Es zeigt auch, wie die Beteiligung an den akademischen Wahlen qualifiziert gestärkt werden sollte.
Die kritischen Aktiven ("Sozial, Demokratisch, Emanzipatorisch" u.a.) - verbunden durch die Fachschaftsrätekonferenz und engagiert in Rechtswissenschaft, Geisteswissenschaften, Mathematik-Informatik-Naturwissenschaften, Sozialwissenschaften und Erziehungswissenschaft-Psychologie-Bewegungswissenschaft - konnten fast überall ihre Ergebnisse verbessern, (siehe umseitige Tabelle). Einbußen hinnehmen mußten vor allem die AStA-Koalitionäre, also die service- und karriereorientierten Listen "Jura" und "WiWi" sowie die Realo-Sozialdemokraten ("Jusos and Friends"). Das Bewußtsein der Notwendigkeit gemeinsamer emanzipatorischer Praxis dominiert also gegenüber der Delegation politischer und sozialer Interessen. Hier ist auch die positive inhaltliche Erfahrung des Gebührenboykotts bemerkbar.
Damit ist die studentische Interessenvertretung auf Fakultätsebene kritischer positioniert als vorher. Nun wird es darum gehen, das Engagement gegen die kommerzielle Zerstörung von Wissenschaft und Kultur zu vertiefen, eine konstruktive Haltung der Gremien zum Gebührenboykott zu erwirken und das verschärfte Kürzungs- und "Leistungs"-Diktat des politischen Senats und von Teilen der Uni-Leitung zurückzuweisen.
Frieden, demokratische Partizipation, sozialer Fortschritt, kulturelle Entfaltung sowie die Freude an der politischen Kontroverse sollten als Sinn und Zweck einer produktiven Entwicklung neu verallgemeinert werden. Für Alle - von Allen.