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"Leitlinien für die Verteilung und Verwendung von Studiengebühren" - eine Realsatire
"Die Studiengebühren dienen der Verbesserung von Studium und Lehre."
"Leitlinien...", siehe oben, Präsidiumsvorlage für den zentralen Ausschuß für Studium und Lehre (ALSt) sowie den Akademischen Senat (AS).
"In Europa ist viel über den Krieg nachgedacht worden. Die Engländer taten es vorher, die Franzosen während des Krieges, die Deutschen nachher."
Kurt Tucholsky, "Nationales", 1926.
Auch in Hamburg ist viel über Studiengebühren nachgedacht worden.
Die Mehrheit der Studierenden - wohl auch der Universität insgesamt, was der AS wieder bestätigt hat (siehe Rückseite) - hält Studiengebühren, für das, was sie sind: unsozial, dekultivierend und demokratie- wie wissenschaftsfeindlich.
Schenkt mensch der präsidialen Vorlage, an der die forsch-moderne Kanzlerin der Uni beteiligt ist, Glauben, so ist das nicht so, sondern die Gebühren (Bankenfinanzierungsbeitrag) tragen sogar zu "einer Intensivierung des Intellektuellen Lebens an der Universität" bei. Das gehöre zu den weniger gut meßbaren Effekten. Hier kann das erste Mal gelacht werden.
Zu den meßbaren Effekten gehöre eine verbesserte Lehrevaluation, gehörten kürzere Studiendauern, geringere Abbrecherquoten sowie eine größere Nachfrage nach Studien- und Promotionsplätzen. Hier soll also erreicht bzw. gemessen werden, was Herr Dräger so dringlich von den Hochschulen erwartetet respektive mit den Studiengebühren ohnehin erreichen will: Leistungsdruck, braves Studieren, Marktkonformität, hohes Tempo auf schmaler Spur, eine vermeintlich heile Welt und die Wiederwahl der CDU. Entgleisungen sind so vorprogrammiert.
Die Einnahme von Studiengebühren durch die Universität soll außerdem Wunder vollbringen helfen. Die "Verbesserung des Lehrangebots und der Betreuungsrelation", die "Verbesserung des Studiums", die "Verbesserung der Studieninfrastruktur" und die "Verbesserung der allgemeinen studentischen Infrastruktur und Dienstleistungen" - all dies werde durch die Studiengebühren herbeigezaubert. Unter dem letzten Punkt ist auch "Sicherheit und Sauberkeit des Campus" zu finden. "Wer Ordnung liebt und Sauberkeit/ Ist gern devot und stets bereit." (studentisches Spruchband zur Amtseinführung der konservativen Präsidentin Monika Auweter-Kurz.)
Kurzum: Die präsidialen Überlegungen zu den Studiengebühren sind - mehr ungewollt als gewollt - ein Witz.
Im Einklang mit der Ablehnung des Zwangsmittels sollten sich also neue, frischere Gedanken gemacht werden. Bonne Chance.