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Kulturkrieg

Über das Standortmarketing als Waffe im 'Kampf der Metropolen' und die humane Alternative dazu.

"Wie ich während meines Aufenthalts in New York vor wenigen Tagen feststellen konnte, ist man weltweit neugierig auf unser neues Wahrzeichen: Man ist gespannt auf einen der besten Konzertsäle, der in ein architektonisch besonderes Gebäude gebettet ist. Wir stärken Hamburg als Metropole - im In- und Ausland"
Ole von Beust bei der Grundsteinlegung zur Elbphilharmonie am 2. April 2007.

"Hamburg muss so attraktiv sein, dass Menschen in die Hansestadt kommen und hier ihre Begabungen und ihre Kreativität einbringen, zu ihrem eigenen und der Stadt Nutzen. Zugleich braucht eine wachsende Stadt zusätzliche Unternehmen, die zu einer höheren Wertschöpfung beitragen; die Wirtschaft muss schneller wachsen als die Bevölkerung, damit sich der Wohlstand für alle erhöht. Die Voraussetzung für beides ist eine anhaltend hohe Lebensqualität, denn nur eine attraktive Stadt zieht Menschen und Unternehmen an."
Broschüre der Handelskammer Hamburg: "Standpunkte: Metropole der Dynamik - Hamburgs Weg in die europäische Spitze", 2003.

'Hamburg' gegen den Rest der Welt - für dieses Prinzip sollen sich nach dem Willen des CDU-Senates unter Ole von Beust mit dem Konzept "Wachsende Stadt" alle und jeder, über die realen gesellschaftlichen Widersprüche hinweg, Unternehmen wie Arbeitende, Verwaltung, Hochschulen, Millionäre, Arbeitslose und Studenten versammeln. Dafür gäbe es: "Wohlstand für alle", so die Handelskammer, die eigentliche Stichwortgeberin für diese Politik.

Mit dieser verschleiernden Parole sollten schon zu Zeiten von Adenauer und Erhard die Reihen fest geschlossen werden für eine Restauration der deutschen Wirtschaftsmacht, um nach der Befreiung von Faschismus und Weltkrieg weitreichendere Schlußfolgerungen für die Grundverhältnisse in diesem Land (Denazifizierung, Demilitarisierung, Demonopolisierung und umfassende Demokratisierung von Wirtschaft und Gesellschaft) zu verhindern. Das Resultat: Der manifesten Alternative im Osten Deutschlands und anders gerichteten Bemühungen in den 1970er-Jahren zum Trotz konnten die deutschen Konzerne ihren Platz an der Sonne als Exportweltmeister zurückerobern, wobei man es den USA überließ, die entsprechenden wirtschaftlichen Verhältnisse weltweit immer wieder militärisch abzusichern und gleichzeitig über die Jahrzehnte steigende Arbeitslosenzahlen wieder zur Normalität wurden.

Die schwer krisenhafte Zuspitzung des Widerspruchs zwischen privatem Reichtum in den Händen weniger und öffentlicher wie massenhaft individueller Armut soll mit der Politik des rechten Hamburger Senates aggressiv beantwortet werden. Im ökonomischen Krieg der 'Standorte' sollen 'leistungsschwache' Regionen selbst innerhalb Deutschlands ihrem Schicksal überlassen werden und 'Hamburg' allein den Kampf gegen andere Metropolen in aller Welt aufnehmen. Dabei bestünde die Attraktivität des 'Standortes' für internationale Kapitalanleger nicht mehr nur in Wirtschaftsförderung und Lohndumping, sondern auch in der "Lebensqualität", damit die hier lebenden Arbeitskräfte strebsam und in permanenter Konkurrenz zu den Mitmenschen "ihre Begabungen und ihre Kreativität einbringen", zum Nutzen der ansässigen Unternehmen. Kultur sei: Eine saubere Innenstadt, renommierte Schulen und Hochschulen und eben auch gigantomanische Prestigeprojekte wie die Elbphilharmonie (selbstverständlich finanziert zu Lasten sozialer Errungenschaften der Stadt). Bespaßung und Befriedung der Bevölkerung bilden die anti-emanzipatorische Strategie der gesellschaftlichen Rechten angesichts zunehmend demütigender sozialer Unsicherheit, politischer Ausgrenzung und kultureller Zurichtung.

Eine ernsthaft menschliche Kultur der Solidarität ist Voraussetzung und Resultat des Widerstandes gegen diese kapital-devote Politik. Der Kampf für Frieden, für besseren Lohn, für Verteidigung und Ausbau sozialer Errungenschaften entlarvt die Lügen und Verschleierungen des Standortmarketings. Weltweite Zusammenarbeit für soziale Entwicklung und ein aufgeklärt-humanes Verhältnis der Menschen zueinander ist die kulturell-praktische Alternative zur Unterordnung.

Infos zum Hamburger Ostermarsch am 09.04.2007

V.i.S.d.P.: Niels Kreller, Schützenstr. 57, 22761 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg.
Veröffentlicht am Dienstag, den 3. April 2007, http://www.harte--zeiten.de/artikel_570.html