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SP03 Artikel 8/9

Konsumieren oder entfalten?

"Wurde erfolgreich gearbeitet, werden die Gelder erneut freigegeben. Wenn dies aber nicht der Fall ist, erhalten die nicht erfolgreichen Fakultäten bzw. die Hochschulleitung ihren Anteil nicht ausgezahlt. Es entsteht ein Sanktionsmechanismus, der geeignet ist, das Vertrauen der Studenten in das "Studentische Vereinsmodell" zu sichern. Gerade dieses Vertrauen ist der entscheidende Faktor, will man Studienbeiträge im Konsens mit den Studierenden einführen."

(CHE - Centrum für Hochschulentwicklung, Bommerholzer Thesen)

Zur Durchsetzung von Studiengebühren hat das CHE in Zusammenarbeit mit ausgesuchten Studierenden ein "Studentisches Vereinsmodell" entwickelt: Studierende sollen mit Studienbeginn zu 'Einzahlern' in einen Verein werden, der durch eine Kommission einzig mit dem Sanktionsmechanismus 'Geld' Einfluss auf Fakultäten und Hochschulleitung nehmen soll. Dabei wird auf das "Eigeninteresse" der Studierenden gesetzt, denn bessere Studienbedingungen sind ja ein berechtigtes Anliegen. Doch die "Zufriedenheit" der Kunden soll allein aus der Freiheit entstehen, zu entscheiden, welches Lehrangebot konsumiert wird, nicht aber darin, selbst über die Bedingungen und Inhalte des eigenen Studiums in Kooperation mit Lehrenden und anderen Studierenden zu verfügen. Ziel ist es, die Beteiligungsmöglichkeiten der Demokratischen Gruppenuniversität zu zerstören.

Dass kritische Tätigkeit insgesamt unterbunden werden soll, wird deutlich darin, dass diese "studentischen" Gebührenvereine die Verfasste Studierendenschaften als demokratische Interessenvertretung der Studierenden ablösen sollen. Kritische Wissenschafts- und Hochschulpolitik mit gesellschaftspolitischem Anspruch, als Ausdruck eines verallgemeinerbaren Eigeninteresses der Studierendenschaft, soll durch Eigennutz unter Konkurrenzbedingungen abgelöst werden. Dem entgegen gilt es, die Aufgabe der Verfassten Studierendenschaft als politische Interessenvertretung weiterzuentwickeln. Es müssen Grundlagen dafür erkämpft werden, dass alle Studierenden eigentätig für die Realisierung ihrer verallgemeinerbaren Interessen wirken können. Mittels einer solidarischen Praxis der Studierenden ist für eine Stärkung organisierter studentischer Interessenvertretung zu wirken. Wir tun dies in Fachschaftsräten, in der Fachschaftsrätekonferenz und in der Akademischen Selbstverwaltung: Für eine solidarische Gesellschaft und für Hochschulen, die sich an den Bedürfnissen und Interessen der Menschen orientieren und nicht an deren Verwertbarkeit.

Veröffentlicht am Mittwoch, den 1. Januar 2003, http://www.harte--zeiten.de/artikel_54.html