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Draußen vor der Tür
"Ich stehe draußen, wieder draußen. Gestern abend stand ich draußen. Immer steh ich draußen. Und die Türen sind zu. Und dabei bin ich ein Mensch mit Beinen, die schwer und müde sind. Mit einem Bauch, der vor Hunger bellt. Mit einem Blut, das friert hier draußen in der Nacht. Und der Einbeinige sagt immerzu meinen Namen. Und nachts kann ich nicht mal mehr pennen. Wo soll ich denn hin, Mensch?"
Wolfgang Borchert, "Draußen vor der Tür", 1947.
Sogenannte deutsche Interessen (der Großhandel mit Opium?) würden am Hindukusch verteidigt. Das triumphalische Posieren bundesdeutscher Soldaten mit Totenschädeln in Afghanistan habe dem Ansehen der deutschen Armee bei der dort militärisch fürsorglich betreuten Bevölkerung keinen Abbruch getan.
Es ist wieder (mehr) Krieg. Wenn mit hochtechnisierter, staatlich organisierter physischer Gewalt die Politik per militärischen Mitteln fortgesetzt wird, sei dies nicht für Märkte, Rohstoffe und die Installierung von Vasallenregimes bzw. die Sicherung geostrategischer Stützpunkte zur Wahrung großer ökonomischer Interessen, sondern für die "Menschenrechte", die "Demokratie" gegen "den Terror" und für ähnliches Menschenheil.
Deutsche Waffen, deutsches Geld...
Die bundesdeutsche Armee ist an vielen Interventionsorten bei der militärischen Weise der "Globalisierung" beteiligt.
Dabei war das alles, nach dem Zweiten Weltkrieg, nach Diktatur, Verwüstung und Massenmord, anders gedacht, gewollt und gemeint gewesen: mit Frieden, Demokratie, sozialem Fortschritt und ziviler Entwicklung, in deutschen Landen wie weltweit (im Zentrum der UN-Charta steht der Gewaltverzicht!)- und: Nie wieder!
Das Zivile sollte Vorrang haben in Arbeit, Leben, Kunst und Wissenschaft sowie im Internationalen. Eine andere Welt sollte möglich sein. Das Wort Frieden hatte einen guten Klang.
Welche Verheerungen der Krieg im überlebenden, zurückkommenden Menschen anrichtet, zeigt "Draußen vor der Tür" mit seiner Hauptfigur Beckmann ("einer von denen"). Wolfgang Borchert schrieb dieses Werk Anfang 1947 innerhalb von acht Tagen. Er starb leider infolge eines kriegsbedingten Leberleidens am 20. November 1947 in einem Spital in Basel.
Dieses Theaterstück sagt Nein! zu aller Vernichtung und nachfolgender Heuchelei.
Die Bejahung allen sinnvollen Lebens kann auf dem Fuße folgen.
"Immer werden wir wieder auf den sicheren schwankenden Pontons stehen und eine Freude in uns fühlen, einen Mut in uns merken und eine Kraft in uns kennen. Immer wieder werden wir auf den Pontons stehen, mit dem Mut zum Abenteuer dieses Lebens, und den Atem der Welt unter unseren Füßen fühlen."
Wolfgang Borchert, "Die Elbe", 1946.
Filmabend: ,,Liebe 47“
eine Verfilmung des Wolfgang Borchert Bühnenstücks
Draußen vor der Tür
Regie: Wolfgang Liebeneiner
Eine Einführung zu Werk, Zeit und Zeitgenossenschaft von Wolfgang Borchert gibt
Dr. Wolfgang Beutin, Literaturwissenschaftler, Dozent und Autor.
Mittwoch, den 13.12.2006, 19 Uhr,
Gebäude der Erziehungswissenschaft, Von-Melle-Park 8, Raum 05