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Krieg ist Krieg
,,Also wir haben ja eine sehr umfangreiche Ausbildung, auch gerade unsere innere Führung, die auf die Werte unseres Grundgesetzes besonders Bezug nimmt, auf die Achtung der Menschenwürde, aber auch beispielsweise die besondere Situation im Auslandseinsatz. Sie müssen sehen, wir haben über 200.000 Soldaten jetzt in den Auslandseinsätzen gehabt, hier handelt es sich um eine Situation im Frühjahr des Jahres 2003. Das ist durch nichts zu entschuldigen, aber wir müssen deshalb auch die notwendigen Konsequenzen ziehen, um insbesondere auch eine, sozusagen Beeinträchtigung der Situation für all diejenigen Soldatinnen und Soldaten zu verhindern, die einen hervorragenden Einsatz leisten und die jetzt unmittelbar doch auch dadurch mit in die Kritik einbezogen werden.“
,,Verteidigungs“minister Franz Josef Jung in der Tagesschau am 25.10.2006 als Kommentar zu Photos, auf denen deutsche Soldaten in Afghanistan mit Leichenteilen zu sehen sind.
,,Da gab es vier Jahre lang ganze Quadratmeilen Landes, auf denen war der Mord obligatorisch, während er eine halbe Stunde davon entfernt ebenso streng verboten war. Sagte ich: Mord? Natürlich Mord. Soldaten sind Mörder.“
Kurt Tucholsky, alias Ignaz Wrobel, ,,Der bewachte Kriegsschauplatz“, Weltbühne 1931, 4.8.1931.
Verachtenswerte Einzelfälle seien es, wenn deutsche Soldaten am Hindukusch ihr makaberes Spiel mit Totenschädeln getrieben hätten. Der permanente Verfassungsbruch durch Kriegseinsätze in aller Welt ist zweifellos kein Einzelfall mehr. Der zivilisatorische Bruch mit dem als Lehre aus Faschismus und Weltkrieg im Grundgesetz verankerten Friedensgebot (Artikel 26: ,,Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, sind verfassungswidrig.“) ist das eigentliche Verbrechen. Wer systematisch Menschen, die sich dafür hergeben, Soldat zu werden (ob aus falscher Überzeugung oder weil ihre soziale Lage sie keine andere Alternative sehen läßt ), dazu ausbilden läßt zu töten, wird sich kaum beschweren können, wenn es bei diesem Mordhandwerk dann nicht besonders kultiviert zugeht.
Die nun inkriminierten Photos sollen im Jahr 2003 aufgenommen worden sein - zur gleichen Zeit als im Foltergefängnis Abu Ghraib irakische Gefangene durch amerikanische Soldaten gequält und erniedrigt wurden. Auch dort waren die betreffenden Fußtruppen bald gefunden und verurteilt. Das perverse Verbrechen des Krieges im Irak wie in Afghanistan geht unterdessen weiter (so auch die willkürliche Internierung im Lager Guantanamo und in anderen US-Stützpunkten weltweit).
In Kürze steht der Bundestag, wie jedes Jahr seit 2001, erneut vor der Entscheidung, das Mandat für die Beteiligung deutscher Truppen am Kriegseinsatz ,,Enduring Freedeom“ in Afghanistan und am Horn von Afrika zu verlängern oder zu beenden. Das aktuelle Beispiel (wie auch schon der Hinweis des ehemaligen Guantanamo-Häftlings Murat Kurnaz, daß deutsche Soldaten der Sondereinheit KSK sich in Afghanistan an Folterungen beteiligten) macht erneut deutlich, welche Zerstörungen die Brutalität des Krieges auf allen Seiten nicht nur physisch, sondern auch an Kultur und Psyche hinterläßt. Die Bürgerkriege, die heute in Irak und Afghanistan herrschen, haben just diese Quelle (womit nicht beschönigt werden soll, welche üble tätige Rolle die Besatzungstruppen dort zugleich weiterhin spielen). All das ist ein erneuter, dringender Anlaß, den Einsatz deutscher Truppen in diesen Kriegen zu stoppen und damit für deren Beendigung zu wirken. Um dies zu erreichen, braucht es den Druck einer entschiedenen Friedensbewegung. Die Kultur des Friedens ist unduldsam.