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Stine muß weg: Für die Universität als Ort humanen Lernens
,,Modernes Leitbild:
Hochschule Anbieter von Leistungen
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Studierende Nachfrager nach Leistungen zur Investition in eigene Chancen“
Handelskammer Hamburg, ,,Hamburger Hochschulen reformieren - Mehr Freiheit für unternehmerisches Handeln“, Seite 5, Abbildung 5: Traditionelles und modernes Leitbild, 1999
,,Bildung mündiger Menschen: Ihren Bildungsauftrag sieht die Universität in der Entwicklung von Sachkompetenz, Urteilsfähigkeit und der Fähigkeit zu argumentativer Verständigung auf wissenschaftlicher Grundlage. Für alle Menschen will sie ein Ort lebenslangen Lernens sein und ein öffentlicher Raum der kulturellen, sozialen und politischen Auseinandersetzung.“
Leitbild der Universität Hamburg, 1998
,,Über STiNE können Studierende, Lehrende und die Verwaltung ihren Uni-Alltag schnell und effizient per Mausklick organisieren.“
Homepage der Universität Hamburg, ,,Stine stellt sich vor“
Stine - das Studieninfonetz - soll die Verwaltung der Universität fit für ihre neoliberale Zukunft machen. Die sieht so aus: Studierende seien Scheinerwerbsmaschinen, die zwecks Steigerung vorzeigbarer Ausbeutungskompatibilität entsprechenden Zertifikaten nachjagen. Uni-Alltag sei somit nur noch Administration: Online-Bewerbung, Internet-Rückmeldung und Scheinausdruck. Die Komplexität der universitären Einheit von Forschen und Lehren, der gemeinsamen sozialen Entwicklung der Menschen im Prozeß der kooperativen Erarbeitung und Aneignung wissenschaftlicher Erkenntnisse soll mit Stine in das enge Korsett des technokratisch Erfaßbaren gepreßt werden. Die menschliche Kultur - eine Reihe von 1en und 0en?
Schon mit den restriktiven Bachelor-Studienordnungen ist ein scharfer Widerspruch geschaffen worden zwischen Lernen als das emanzipatorische Verstehen sozialer Zusammenhänge zu denen jedes Individuum sich verhalten muß einerseits und der strikten Gängelung der Bildungssubjekte durch strenge Regularien, deren Nichteinhaltung hart sanktioniert ist andererseits. Doch war hier im gemeinsamen Arbeitsprozeß der solidarisch kreative Umgang mit unvernünftigen Vorgaben noch möglich, nun aber sollen Lehrende, Lernende und Verwaltung der umfassenden Kontrolle durch Stine unterliegen, die keine Abweichung duldet. Restriktionen im Studium erscheinen dabei den Studierenden nicht mehr als von Menschen getroffene und veränderbare politische Entscheidungen sondern als anonyme technische Unverrückbarkeit. Zusätzlich wird die Möglichkeit solidarischer und demokratischer Überwindung von Übeln des Studienalltags hart beschränkt, weil eben diesen Übeln nicht mehr gemeinsam in den Veranstaltungsräumen und Fluren begegnet wird, sondern sie die Einzelnen isoliert vor ihrem Bildschirm daheim überfallen. (Das hat offensichtlich auch den einen und die andere dazu animiert, neue Restriktionen zu setzen, wie zum Beispiel die Teilnehmerzahlbeschränkung als Standart).
Die Schwierigkeiten bei der Einführung von Stine sind daher nicht einfache Kinderkrankheiten eines ansich die Menschen in ihrer progressiven Entwicklung unterstützenden Werkzeugs sondern notwendige Folge des Widerspruchs zwischen der Komplexität und Dynamik menschlicher Kultur und Wissenschaft in kritischer gesellschaftlicher Verantwortung und einem technokratischen System zur Deformierung der Menschen zu nützlichen Zwergen. (So ist etwa der Umstand, daß viele Studiengänge und Nebenfächer nicht durch in das System einpflegbare Studienordnungen fest geregelt sind, Ausdruck der lebendigen Auseinandersetzung der Universität mit den sozialen, kulturellen und politischen gesellschaftlichen Entwicklungen die nun für die EDV-Verwaltbarkeit abgetötet werden soll.)
Die Abschaffung von Stine ist daher ein notwendiger Schritt, um die Universität als öffentlichen Raum der kulturellen, sozialen und politischen Auseinandersetzung zu konstituieren. Stine muß weg.