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Golnar Sepehrnia, Olaf Walther; Antrag an den AS

Leitlinien zur Präsidentschaft

Anläßlich der Sondersitzung des Akamemischen Senats zur Wahl einer Universitätspräsidentin / eines Universitätspräsidenten
haben die linken studentischen AS-Mitglieder folgende programmatischen Leitlinien vorgelegt:

"Als kompetenter und engagierter Berater hochrangiger Politiker hat sich Wolfgang Panofsky seit 1945 vehement
für atomare Rüstungskontrolle und Abrüstung eingesetzt. Seine enge Verbundenheit mit der Universität Hamburg
zeigte er durch zahlreiche Vorträge zu diesen Fragen. Bis zum heutigen Tag hat Wolfgang Panofsky wissenschaftliche
Projekte an der Universität Hamburg und am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik durch
wertvollen fachlichen und persönlichen Rat unterstützt.
Mit der Ernennung zum Ehrensenator dankt die Universität Hamburg Wolfgang Panofsky für seine langjährige
wissenschaftliche Verbundenheit und würdigt sein friedensförderndes Engagement in der Wissenschaft."

Ernennungsbeschluß des Akademischen Senats vom 1. Juni 2006.

1) Dann gibt es nur eins...

Ob nun gefühlt, gemeint, gedacht, geforscht, gesagt oder geschrieben: Daß der Krieg möglicherweise nicht der
Vater, sondern die Mutter aller Dinge sei, macht ihn (oder sie) nicht besser und die dogmatische Aussage über den
Ursprung allen Seins als fatale Handlungsmaxime nicht richtiger.
Zivile Bedingungen und Entwicklungen ermöglichen das Leben der Wahrheit, die martialisch unbedrohte demokratische
Partizipation, die produktive Kontroverse zur freudigen Realisierung des Allgemeinwohls.
George W. Bush hat sich als "Kriegspräsident" bezeichnet.
Die Universität braucht einen Friedenpräsidenten/eine Friedenspräsidentin.

2) Die Universität als Republik

Unter hohem äußeren Druck ist Demokratie als Struktur, Haltung und Praxis einer Institution und all ihrer Mitglieder für ein vernünftiges Zusammenwirken lebenswichtig und entwicklungswürdig.
Das faire gleichberechtigte Zusammenspiel von kollegialem Präsidium, Akademischem Senat, Kammer, Konvent,
Fakultätsräten und den Organen der Interessenvertretung (Personalräte, AStA) ist am meisten gedeihlich für das
Wissen schaffen und seine Subjekte.
Hierfür hat ein Präsident/eine Präsidentin besondere Verantwortung.

3) Soziale Offenheit

Studiengebühren sind ein Zwangsmittel zur sozialen Selektion und zur Einengung der Persönlichkeiten respektive
der Wissenschaften. Sie sollen suggerieren, der Mensch sei erst dadurch, daß er kaufe oder käuflich sei. Wer Menschen
gleichwertig betrachtet und behandelt, mißt ihnen höhere Bedeutung bei.
Ein Präsident/eine Präsidentin sollte Studiengebühren aus Gründen der Menschlichkeit ablehnen.

4) Geschichte, Genauigkeit und Zukunft

Was ist, ist geworden; was geworden ist, ist gemacht; was gemacht ist, ist zu verantworten; was ist, ist nicht alternativlos.
Die Welt ist nicht zum Besten.
Wissenschaften sollten andere Möglichkeiten ergründen und in Stadt und Land zum Erfordernis machen. Das
Stirnrunzeln der Handelskammer sei kein Hindernis.
Vernunft ist eine öffentliche Angelegenheit.
Ein Präsident/eine Präsidentin darf sich mit den Übeln nicht abfinden.

"Abendblatt: Was war in Ihren Anfangszeiten anders als heute? Was war besser, was war schlechter?
Flimm: Damals war besser, daß wir gelernt haben, Texte bis in die hinterste Ecke auszuloten, um den Blick in die
Menschen zu öffnen. Man wollte den Riß zeigen, der durch die Welt geht. Man erkennt heute in den Aufführungen
den Kulturverlust durch Vereinfachungen und Verknappungen. Ich sehe gerne Aufführungen, die ausführlich die
vielen Möglichkeiten des Schauspielers und des Menschen zeigen. Dazu gehören aber Regisseure, die in die Texte
hineingehen wollen, anstatt sie sich vom Halse zu halten. Ich glaube, das Theater ist utopieloser geworden."

Jürgen Flimm Interview mit dem "Abendblatt" vom 22/23. Juli 2006, S. 7.

Wissenschaft, Kunst und Leben haben eine gewisse Verwandtschaft.

Golnar Sepehrnia, Olaf Walther
Hamburg, den 25. 07. 2006

Veröffentlicht am Dienstag, den 25. Juli 2006, http://www.harte--zeiten.de/dokument_420.html