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Beschluß der Studierendenparlaments vom 24.11.2005

Marketing für Kriegswirtschaft unterbinden

Zur "Firmenkontaktmesse bonding"

"Anstatt nur vernünftig zu sein, bemüht euch
Einen Zustand zu schaffen, der die Unvernunft der einzelnen
Zu einem schlechten Geschäft macht!"

Bert Brecht

Ende November veranstaltete die bonding-Hochschulgruppe ("Marketing leben") an der Universität Hamburg eine "Firmenkontaktmesse" und der Fachbereich Chemie stellte die Räumlichkeiten bereit. Der bondingFörderkreis liest sich wie das Who-is-Who der deutschen Großkonzerne. Die sogenannten Wirtschaftscluster des Leitbildes "Wachsende Stadt" von Handelskammer und rechtem Senat prägen die Unternehmensauswahl. Ziel der sich präsentierenden Unternehmen ist die "Rekrutierung" von Absolventen. Rüstungsgroßkonzerne (z. B. EADS und ThyssenKrupp) und rüstungsrelevanten Produzenten sowie das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung stellten mindestens 60% der beteiligten Unternehmen* und umwarben schon im Vorfeld mit ihren kriegswirtschaftlichen Absichten die Studierenden. Mit Fotos von Fregatten, Panzerschützen und Militäringenieurinnen wurde getreu dem bonding-Motto "Bewerben heißt sich verkaufen" den Studierenden nahegelegt, ihre Arbeitskraft in den scheinbar krisensicheren Jobs der Rüstungswirtschaft zu verkaufen. Hier sollen sie mitwirken an der Perfektionierung der Tötungsmaschinerie, der Legitimation von Kriegen, dem PolitMarketing zur Hochrüstung für angeblich humanitäre Kriegseinsätze.

Häufig läßt sich die Firmengeschichte der an der Messe beteiligten Rüstungskonzerne in die Zeit beider Weltkriege zurückverfolgen, nicht selten übten sie oder ihre Vorgänger Druck auf die Regierungen und Bevölkerung aus und kooperierten eng mit den Kriegführenden Administrationen um Rüstung und Krieg vorzubereiten sowie zu führen und mehrten schon damals ihre Profite aus dem Geschäft mit dem Tod. Auch heutzutage ließen sich die völkerrechtswidrigen Angriffskriege gegen Jugoslawien, Afghanistan und Irak nicht ohne die Produkte jener Unternehmen führen. Von der Kriegswaffenproduktion bis zur künstlichen Hüfte, vom synthetischen Sprengstoff bis zu modernen Kommunikationsmitteln verkaufen die Firmen dem Militär die zur Kriegführung geeigneten Waren. Eine Vorahnung von den Verheerungen des Krieges gibt der 10.000fach verteilte Hochglanzkatalog der Firmenmesse in dem Menschenbild von den umworbenen Arbeitskräften: "Lass Dich von uns fesseln, Du kommst nie wieder von uns los!" heißt es über einem Bild eines entblößten und an einen Stamm gefesselten, vor Schmerz schreienden Mannes. Der Verwertungsdruck wendet sich quasi als Krieg nach innen gegen die durch ihre inhumane Arbeit gemarterten Menschen.

Die Universität Hamburg hat sich und ihren Mitgliedern die Aufgabe gestellt, "zur Entwicklung einer humanen, demokratischen und gerechten Gesellschaft beizutragen" (Leitbild). Diesen Anspruch gilt es zu verwirklichen. Die Lebensbedingungen aller Menschen lassen sich nur verbessern, wenn Krieg und Zerstörung von den Menschen zum schlechten Geschäft gemacht werden. Ziel der Wissenschaft muß daher die Überwindung des Krieges werden. Die Kriegsursachen offenlegen und ihre Legitimierung entschleiern, den Weg bereiten für zivile Konfliktlösung, für Abrüstung, für die Überführung von Rüstungs- in zivile Produktion und eine an den Bedürfnissen der Menschen orientierten Friedensproduktion entwickeln, das ist sinnvolle Arbeit die allen Menschen Nützliches schafft. Die Studierenden sind dafür entscheidender Faktor.

Das Studierendenparlament der Universität:

  1. 1. lehnt Militäreinsätze in jeder Form ab und stützt sich dabei auf die UN-Charta, die als Schlußfolgerung aus zwei Weltkriegen und Faschismus ein prinzipielles Gewaltverbot vorsieht,
  2. 2. fordert die Universitätsleitung und Uni-Marketing GmbH auf, der bonding-Hochschulgruppe keine Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen,
  3. 3. fordert die bonding-Hochschulgruppe dazu auf, die Zusammenarbeit mit rüstungsrelevanten Unternehmen unverzüglich einzustellen,
  4. 4. lädt die bonding-Hochschulgruppe ein, mit dem Studierendenparlament die Notwendigkeit kritischer Verantwortung der Wissenschaft und der Beendigung des Karrierismus zu diskutieren.

*ABB, Aeroconseil, Aerotec, Airbus, Altran, Atena, Bertrandt, BMW, Bosch, DaimlerChrysler, DOW, Dräger-Safety, ESW, Ferchau-Engineering, FuE, hp, IBM, IMPaC, MAN, P3, Philips, PricewaterhouseCoopers, Prostep, Rücker, SAP, Sennheiser, Shell, Siemens, Still, Stryker Leibinger, Unilever, Wacker, Yacht.

Veröffentlicht am Donnerstag, den 24. November 2005, http://www.harte--zeiten.de/dokument_414.html