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Wer ist Woyzeck?

Ein klassisches Stück hat Aktualität

,,Woyzeck. Ja Herr Hauptmann, die Tugend, ich hab's noch nit so aus. Sehn Sie, wir gemeine Leut, das hat keine Tugend, es kommt einem nur so die Natur; aber wenn ich ein Herr wär und hätt ein' Hut und eine Uhr und eine Anglaise und könnt vornehm reden, ich wollt schon tugendhaft sein. Es muß was Schönes sein um die Tugend, Herr Hauptmann. Aber ich bin ein armer Kerl.“
Georg Büchner, ,,Woyzeck“, Niederschrift 1836.

,,Ich verachte Niemanden, am wenigsten wegen seines Verstandes oder seiner Bildung, weil es in Niemands Gewalt liegt, kein Dummkopf oder kein Verbrecher zu werden,- weil wir durch gleiche Umstände wohl Alle gleich würden, und weil die Umstände außer uns liegen.“
Georg Büchner an die Familie, Februar 1834.

Du bist Woyzeck.

(In den allermeisten Fällen eher als August Thyssen.)

Udo Di Fabio, Aufsteiger und Verfassungsrichter, Autor der konservativen Kampfschrift ,,Kultur der Freiheit“ - die eine Abrechnung mit den 68ern sein soll -, will zurück zur Spießigkeit der 50er Jahre. ,,Nicht Restauration, sondern Innovation“ ist für ihn das wesentliche Merkmal der Nachkriegszeit und des Kalten Krieges der Adenauer-Ära. ,,Der Traum vom persönlichen Glück, vom bescheidenen Wohlstand, vom Aufstieg für den Fleißigen, er wurde wahr.“ Geschichte ist quasi ein Märchen. Statt Unken und Kröten gibt's Heimatfilm.

Nach Paul Kirchhof (2003) und Friedrich Merz (2004) ist Udo Di Fabio von der ,,Frankfurter Allgemeine(n) Sonntagszeitung“, im Zusammenwirken mit der ,,Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ (finanziert von den Metallarbeitgebern), zum ,,Reformer des Jahres 2005“ gekürt worden.

Hier wird eine neue altbackene Offensive der Tugenden der Bescheidenheit versucht. Das ist geistige Ordnungspolitik auf dem Feld der Kultur und reiht sich ein in das hölzerne Reden des Bundespräsidenten, die Kampagne ,,Du bist Deutschland“ sowie die Fortsetzung des Sozialabbaus der großen Koalition in der Bundeshauptstadt. Die Politik des Senats in Hamburg entspricht noch besser dem konservativ-neoliberalen Programm. So werden Umstände gemacht, die die Menschen ungleicher machen.

Dagegen spricht ein kulturelles Erbe, zu dem zweifelsohne auch Georg Büchner mit seinem literarischen und politischen Schaffen und Wirken gehört. Der Autor unter anderem des ,,Woyzeck“ sowie von ,,Der Hessische Landbote“ (,,Friede den Hütten! Krieg den Palästen!“) war ein Streiter für und Verfechter von geistiger Aufklärung und sozialer Gerechtigkeit. Das ist nach wie vor aktuell wie wegweisend vernünftig. Die Umstände müssen menschlich gestaltet werden.

Deshalb laden wir ein zum:

Filmabend: ,,Woyzeck“

eine Verfilmung von Werner Herzog
nach dem gleichnamigen Stück von Georg Büchner.
(In den Hauptrollen Klaus Kinski und Eva Mattes.)

Eine Einführung zu Werk, Autor, Zeit und Zeitgenossenschaft von Georg Büchner gibt
Dr. Wolfgang Beutin, Literaturwissenschaftler, Dozent und Autor.

Mittwoch, den 07.12.2005 19 Uhr,
Gebäude der Erziehungswissenschaft,
Von-Melle-Park 8, Raum 206

Termin: "Woyzeck"

V.i.S.d.P.: Olaf Walther & Golnar Sepehrnia, c/o Studierendenparlament, VMP 5, 20146 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg
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Veröffentlicht am Dienstag, den 29. November 2005, http://www.harte--zeiten.de/artikel_348.html