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America?!
"Selbstverständlich machen viele Regierungen Zugeständnisse an die Arroganz der Macht in Washington. Sie haben
Angst vor den USA und sprechen deshalb nicht aus, was sie glauben. Für uns gilt das nicht - wir haben keine Angst
vor der Zukunft."
(Jose Vincente Rangel, Vize-Präsident Venezuelas in der Wochenzeitung "Freitag".)
"Heute, wo es sich herumgesprochen hat,
Daß diese Leute bankrott sind,
Sehen wir auf den anderen Kontinenten (die zwar auch bankrott sind)
Allerhand anders, wie es uns vorkommt, schärfer."
(Aus: Bertolt Brecht, Verschollener Ruhm der Riesenstadt New York, 1929.)
Die Politik der Angst trifft auf ihre Grenzen. Die
Absicht der US-amerikanischen Konzerne, die George
Bush regierungsamtlich vertritt, durch weitere
Deregulierung des gesamtamerikanischen Marktes
("Freihandelabkommen") die Ausbeutung des südlichen
Kontinents erneut zu verschärfen, ist auf dem
Gipfeltreffen vergangener Woche gescheitert. Der
Widerstand in der lateinamerikanischen Bevölkerung,
ihr aufklärender Kampf gegen die Armut und gegen die
militärische Aggressivität des nördlichen Nachbarn, für
die Entschuldung ihrer Länder, für souveräne
Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln und für soziale
Entwicklung, haben es ermöglicht. Die Regierungen dieser
Länder nehmen sich zusehendes kooperativ dieser
Ziele an.
Der Neoliberalismus hat seinen Zenit erkennbar überschritten.
Die Versprechen der vermeintlichen Sieger der
Systemkonkurrenz Sozialismus/Kapitalismus büßen an
Bindungskraft ein: Keine "Friedensdividende" hat sich
eingestellt, keine allgemeine Prosperität, kein verbreiteter
Wohlstand, von persönlicher Zuversicht und allgemeiner
Zivilität ganz zu schweigen. Der entfesselte
Kampf internationalen Kapitals hat die Welt nicht friedlicher,
nicht demokratischer und nicht sozialer gemacht.
Die persönliche Unsicherheit durch die kriegerisch brutalisierte
"Standortkonkurrenz", die auch den Alltag der
industriellen Metropolen prägt (Stichworte: "Humankapital"
und "Rohstoff Bildung"), ruft breite Ablehnung
hervor.
So wankt die weltweite Dominanz des Profitheckens
angesichts des realen Erfordernisses, daß das Wirtschaften,
Verteilen, Informieren, Kommunizieren,
Politisieren, Lernen, Forschen, Gestalten die Bedürfnisse
einer ganzen Menschheit befriedigen muß. Die machtpolitisch
aufgepumpten Akteure des kalten Ökonomismus
treffen zunehmend auf Verständigung, Einsicht
und Vernunft als menschliches Begreifen und Verändern
der eigenen Lebensbedingungen. Davon kann es nie
genug geben.
Erreicht ist also der Zweifel und die zunehmend
begründete Ablehnung der Dominanz von Konkurrenz
und partikularer Bereicherung. Um die Konkurrenz prinzipiell
zu überwinden, sind Erkenntnisse und
Errungenschaften für die soziale Emanzipation der
Menschheit, die in Literatur, Kunst, Wissenschaft und
Philosophie, in Institutionen und Alltagskultur tradiert
sind, wiederzuentdecken und weiterzuentwickeln. Die
sozialen und die Friedensbewegung (und -bewegten)
tragen hierfür überall Verantwortung.
Die humane Nützlichkeit des eigenen Tuns wirkt gegen
die Angst vor der Zukunft, weil sie sich gegen jene richtet,
die von dieser Angst leben.