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Studierendenparlament der Universität Hamburg, Beschluß

Das Menschliche menschlich gestalten!

Zum 60. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz

,,Wir waren dort halt alle Untermenschen“, sagt Anita Lasker-Wallfisch im aktuellen ,,Spiegel“-Gespräch über das KZ Auschwitz, das sie überleben konnte. Alles Menschliche war den Nazis und ihren Schergen Material: zur Ausbeutung und für den Krieg. Über eine Million Menschen wurden in den Gaskammern und Krematorien in Auschwitz brutal und kalkuliert ermordet. Als die sowjetischen Soldaten das KZ am 27. Januar 1945 befreiten, trafen sie auf 7.650 Überlebende, von denen die Hälfte in den folgenden Wochen verstarb. Allein 7,7 Tonnen Frauenhaar standen fertig für den Transport verpackt.
Alle als jüdisch deklarierten Menschen in Europa zu vernichten, war ein Ziel der brutalen NS-Diktatur. In einem unbarmherzigen Eroberungs- und Vernichtungskrieg sollten alle Menschen unterjocht und ausgebeutet werden. Überleben sollte eine Frage der ,,Rassenzugehörigkeit“, der Unterordnung und des ökonomischen Kalküls sein.
,,Auschwitz war einer der reichsten Plätze der Welt.“ (Anita Lasker-Wallfisch): Bis zu 10.000 Auschwitz-Häftlinge mußten allein in den nahe gelegenen Fabrikanlagen von Europas größtem Konzern, der IG Farben, für ,,kriegswichtiges Material“ schuften. Die Deutsche Bank unterhielt in Auschwitz eine eigenständige Dependance.

Die Befreiung der KZ-Häftlinge in Auschwitz erfolgte durch die Rote Armee, die Befreiung der Menschheit von Faschismus und Weltkrieg erfolgte durch die internationale Anti-Hitler-Koalition, wozu die Menschen - organisiert wie individuell - gehörten, die emigriert waren, die illegale Widerstandsarbeit leisteten, die Verfolgten halfen, die widersprachen und die in den Folterkellern und KZs gefangensaßen.

Für das Studierendenparlament der Universität Hamburg bedeutet das, jeglichen faschistischen Machenschaften von Beginn an entgegenzutreten. Wir fordern das unbedingte Verbot aller faschistischen Organisationen und Parteien, vor allem der NPD.
Im übrigen ist das Studierendenparlament der Auffassung, daß die studentischen Verbindungen zu verbieten sind.

Die menschenwürdige Gestaltung der Lebensverhältnisse aller Menschen sind - zumal als Schlußfolgerung aus Krieg und Faschismus - Ausgangspunkt historisch verantwortungsvoller wissenschaftlicher Tätigkeit: Frieden und Abrüstung, soziale Sicherheit und demokratische Rechte für alle, ein uneingeschränktes Asylrecht und der Kampf gegen jegliche rassistische und antisemitische Hetze sind dafür wesentlich. Dafür müssen die Hochschulen sozial offen, demokratisch verfaßt, öffentlich und ausreichend finanziert und frei von ökonomischen Zwängen und außerwissenschaftlichen Interessen sein.
Eine gesellschaftliche Kultur des kritischen Lernens in sozialer Verantwortung streben wir an - dies ist der Gegensatz zum braunen Ungeist!

Veröffentlicht am Donnerstag, den 27. Januar 2005, http://www.harte--zeiten.de/dokument_313.html