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Rot ist die Hoffnung
„Die Herrschenden in den internationalen Machtzentren sind nur an einer ‚Kultur light‘ aus Talkshows und Groschenromanen interessiert, mit der die Menschen am Nachdenken gehindert werden. Uns obliegt es, eine globale Kultur des Widerstandes zu schaffen.“
Der kubanische Kulturminister Abel Prieto im Interview mit der „jungen Welt“ am 7. Februar 2004
Der Druck der US-amerikanischen Kriegstreiber auf die gesellschaftspolitische Alternative vor der eigenen Haustür wird nicht nur ökonomisch, militärisch und politisch, sondern auch restriktiv kulturell ausgeübt. Bekämpft wird das solidarische Wirken für die kulturelle Entfaltung als erstes menschliches Bedürfnis. Menschliche Fähigkeiten, Genüsse und Produktivkräfte Aller können erst auf der Grundlage sozialer Gleichheit verwirklicht werden. Diese Alternative zum Kapitalismus soll als Realität, als Möglichkeit und als Wunsch ausgelöscht werden. Denn sie steht gegen die profitbringende Ausbeutung von Mensch und Natur.
Von internationalen Medienkonzernen wird dafür mit hohem Aufwand politisch und kulturell die massenhafte Duldung dieser zerstörerischen Praxis immer neu abgesichert. Dafür dient die in Inhalt und Form geplante kapitalkonforme Zurichtung von Kultur, Bildung und Wissenschaft. Alltägliche kapitalistische Kultur schafft Zerstreuung gegenüber den Zumutungen des Alltags, bringt Glücksmomentchen, voyeuristische „Befriedigung“ und kreiert Illusionen, die von der Verfolgung realistischer Ziele zur bewußten und kollektiven Bedürfnisbefriedigung ablenken sollen.
In diesem Sinne sollen Forschung und Lehre die Einpassung der Menschen und ihrer Erkenntnisse in eine Wirtschaftsweise realisieren, deren Ziel nicht humane Entwicklung, sondern Mehrung privater Reichtümer ist.
Täuschung und Druck sind die Mittel der Herrschenden, Vereinzelung und Ausgeliefertheit häufig die Folge - wenn nicht die Menschen sich ihres Verstandes zur kooperativen Verständigung bedienen: über gemeinsame Interessen und Gefährdungen sowie über deren Ursachen und die Strategien und Ziele des Widerstandes dagegen.
Die letzte Vollversammlung der Studierenden am 5. Februar hat daher formuliert: „Wir haben in der Uni und der Öffentlichkeit deutlich gemacht, dass wir uns gegen die marktkonforme Umgestaltung aller gesellschaftlichen Bereiche und die Dienstbarmachung der Hochschulen für diesen Zweck wenden und für Demokratisierung, bedarfsdeckende staatliche Hochschulfinanzierung, soziale Grundsicherung, die Öffnung der Hochschulen und kritische Wissenschaft in gesamtgesellschaftlicher Verantwortung streiten. Wir begreifen uns als Bestandteil gesamtgesellschaftlicher Opposition und agieren solidarisch mit anderen sozialen Bewegungen.“
Dies ist mit den studentischen Protesten der letzten Wochen begonnen und hat mit der Großdemo am 7. Februar unter dem Motto „Wissen verbindet“ einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. In der Resolution heißt es zur Fortsetzung der Proteste nun: „Von dieser Demonstration unseres kritischen Engagements ausgehend, werden wir die vorlesungsfreie Zeit nutzen, um unsere Ziele und die Strategien zu ihrer Durchsetzung vertiefend zu diskutieren und weiterzuentwickeln. Wir werden dabei unseren gemeinsamen Reichtum an wissenschaftlicher und kultureller Erkenntnis aufgreifen und unsere Positionen weiterhin in der Öffentlichkeit geltend machen. Dafür werden AGs zu den Themen Studiengebühren & Hochschulfinanzierung, Bürgerschaftswahlkampf und alternative Seminare regelmäßig tagen.
Wir werden das Sommersemester beginnen mit weiteren kritischen Veranstaltungen und einer Vollversammlung in der zweiten Vorlesungswoche. Statt einer Rückkehr in den bisherigen Alltag wird so der Einstieg ins kommende Semester Ausdruck der Kontinuität unseres solidarischen Widerstands.“ Damit gewinnen wir stadtpolitische Bedeutung.
Eine Kultur der solidarischen Widerständigkeit als kritische Distanz zu den Normalitätsgeboten, Anforderungen und Illusionen, insbesondere zur neoliberalen Verwertungsdoktrin ist zu entwickeln. Sie wird verwirklicht in der Verstetigung kritischer Praxis in gesellschaftlichen Auseinandersetzungen. Kollektive soziale Aktion wird so zum Alltag. Auf diese Weise geschaffene bewußt-kooperative Gesellschaftsveränderung befreit von Einschränkungen. Die Verbindung hochschulpolitischer Aktivitäten mit dem friedenspolitischen Engagement erweitert die gesellschaftliche Perspektive gemeinsamen Handelns. Der studentische Protest gewinnt so internationalen Zusammenhang.
Konsequente Erkenntnis ist Genuß.