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Der Mensch ist keine Ware

,,Da die Warenbesitzer sich nicht als Menschen gegenübertreten, die in der Kooperation bewußt aufeinander bezogen sind und ihre arbeitsteilige Produktion vernünftig planen, sondern als isolierte Privatpersonen, jeder nur seinem eigenen Interesse verpflichtet, besitzt die ,eigne gesellschaftliche Bewegung‘ der Austauschenden ,für sie die Form einer Bewegung von Sachen, unter deren Kontrolle sie stehen, statt sie zu kontrollieren‘ (Marx, MEW 23, S. 89)“
Klaus Holzkamp, ,,Sinnliche Erkenntnis“, Historischer Ursprung und gesellschaftliche Funktion der Wahrnehmung, Frankfurt am Main, 1973.

Zwei Volksbegehren ,,Bildung ist keine Ware“ und ,,Unser Wasser Hamburg“, für die noch bis Montag, den 6. September Unterschriften gesammelt werden, wenden sich gegen die von der Handelskammer geforderte und dem Rechtssenat beabsichtigte Privatisierung der Berufsschulen und des Trinkwassers. Die Wirtschaft fordert gesteigerten Einfluß auf die Berufsschulen, um das Duale Ausbildungssystem wegzuputzen und 100 ,,Einstiegsberufen mit Kammerzertifikat“ wie Garderobenfachmann oder Parkwächter einzuführen, für die generelle Abwertung aller Arbeitsverhältnisse.

Die Privatisierung der Einrichtungen staatlicher Daseinsfürsorge ist Bestandteil der Strategie der ,,Wachsenden Stadt“: der Unterwerfung aller Lebensbereiche unter das Profitdiktat. Dabei soll der Mensch vom gesellschaftlichen Subjekt zum sich unterwerfenden Rohstoff (,,Humankapital“) erniedrigt werden. Im Interesse des Kapitals soll dabei der Widerspruch zwischen gesellschaftlicher Produktionsweise und privater Aneignung des gesellschaftlich produzierten Reichtums weiter verschärft werden.

Maskiert hinter der Floskel von ,,mehr Eigenverantwortung“, hetzt der Rechtssenat für die gnadenlose Konkurrenz des zum Anschlag getriebenen ,,Jeder ist seines Glückes eigener Schmied.“ Hängenlassen, Rempeln, Drübersteigen - alles eine Begabungsfrage? Die Würde des Menschen soll jedenfalls auf den Lohn seiner Arbeit reduziert - und beides gemeinsam gesenkt - werden. Die Kommerzialisierung der Grundversorgung - ob Gesundheitsfürsorge, Bildung, Kultur oder Wasser - soll die große Mehrheit aller Menschen für eine bescheidene Partizipation am beachtlichen gesellschaftlich produzierten Reichtum zum Verkauf ihrer Arbeitskraft zwingen. Wer nicht leistet, für den bleiben allenfalls Brackwasser, Billigjobs und bürgermeisterliche ,,Nächstenliebe“ übrig. Letzterer verkündete sein schwer rechtes Menschen- und Gesellschaftsbild bereits vor gut einem Jahr in seiner Rede vor dem Übersee- Club, der Vereinigung schwerreicher Pfeffersäcke: ,,Markt als Prinzip und soziale Gerechtigkeit als Ausdruck von Nächstenliebe.“ Zweck dieser gesteigerten sozialen Ungleichheit ist die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen. Das konsumptorische Privatleben soll diese Wunden dann wieder heilen.

Die humanistische Entwicklung von Gesellschaft und Persönlichkeit durch egalitäre Anteilnahme, bewußte Kooperation und solidarische Lebensweise sind die aufgeklärt- kontrahente Option zu verwertungskonformer Unterwürfigkeit, dem Versprechen bescheidenen Wohlstands und alltäglicher Konkurrenz. Wer sich gegen die Verwertungsanforderungen Verantwortung für die kultivierte Entwicklung der Menschen und damit der Menschheit erlaubt, hat echte Lebensfreude, wird für andere verläßlicher und gewinnt durch seine Tätigkeit Vertrauen in die Möglichkeiten der Menschen und ihre Entwicklung.

Die Volksbegehren für öffentliche Grundversorgung müssen deshalb zum Auftakt für einen ,,Heißen Herbst“ zur Beendigung des zweiten Rechtssenats werden, mit Tarifkämpfen und Protestaktivitäten, u.a. für die bedarfsgerechte Finanzierung der Bildungseinrichtungen, Lehrenden und Lernenden.

V.i.S.d.P.: Olaf Walther & Golnar Sepehrnia, c/o Studierendenparlament, VMP 5, 20146 Hamburg.
Herausgegeben von: juso-hochschulgruppe & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg
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Veröffentlicht am Mittwoch, den 1. September 2004, http://www.harte--zeiten.de/artikel_269.html