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Kooperation statt Konkurrenz
,,Zum kritischen Selbstverständnis kommt es daher über einen Kampf politischer ,Hegemonien', kontrastierender Richtungen, zuerst im Feld der Ethik, dann der Politik, um zu einer höheren Ausarbeitung der eigenen Auffassung des Wirklichen zu gelangen. Das Bewußtsein, Teil einer bestimmten hegemonischen Kraft zu sein (das heißt das politische Bewußtsein), ist die erste Phase eines darüber hinausgehenden progressiven Selbstbewußtseins, in dem Theorie und Praxis schließlich eine Einheit bilden.“
Antonio Gramsci, ,,Notizen zu einer Einführung und einer Einleitung ins Studium der Philosophie und der Kulturgeschichte“, Kerkerheft Nr. 11, 1932-1933.
Bei den Wahlen zum Akademischen Senat der Universität, in dem drei studentische Plätze zu besetzen sind, ist die gemeinsame Liste von jusos und Liste LINKS mit 670 Stimmen zweitstärkste Liste geworden. Die streitbare Einheit von weitreichender sozialer und kultureller Gesellschaftsperspektive, humanistischer Radikalität und daraus abgeleitetem reformpolitischen Wirken ist mit klarem Stimmenzuwachs eindeutig bestätigt worden. Das gibt einen Sitz.
Mit 714 Stimmen konnte nur die gemeinsame Kandidatur von Mediziner-, Jura-, WiWi- und Pferdestall-Liste knapp mehr Stimmen vereinigen. Diese Klientel-Listen camouflieren mit dem Anschein basisdemokratischer Interessenvertretung ihr implizites Programm der aggressiven Bejahung der Konkurrenz. In größtenteils stiller Zustimmung zur Drägerschen Politik der Hochschulprivatisierung, -segmentierung und Entwissenschaftlichung vertreten sie ständische Servicepolitik. So sind sie der Sammeltümpel für die spontane Zustimmung zum konkurrenzhaften Alltag - von Burschenschaften und CDU-Anhängern bis hin zu rechten Sozialdemokraten und Liberalen sind hier Stimmen eingefangen worden. Ebenfalls ein Sitz.
Die Grüne Hochschulgruppe (GHG) verliert mit 498 deutlich an Wähleranteil. Hart aber gerecht: Die grüne Sabotage studentischer Interessenvertretung durch Übereinstimmung mit dem Gang und Gäbe (immerhin: bei Schill und Beust ist eine Grenze) - versteckt hinter einem diffusen Linksgefühl - zieht nicht mehr. Diesmal nur noch einen Sitz.
Die Fachschaftsliste (FSL) hat mit 331 Stimmen für unauffällige, aber solide kritische Hochschulpolitik, insbesondere im AStA und der FSRK, ein anständiges Ergebnis für das opponieren gegen die Restriktionen des Rechtssenats erhalten.
Die Realos (Rechte SPD, 188 Stimmen) und die LUST (Liberale, 84 Stimmen) sind von dem Magneten der Klientel-Listen eingesogen worden, der RCDS als Regierungsjugend ist erfreulicherweise gar nicht erst angetreten. Sie alle haben für die akademische Selbstverwaltung keine Bedeutung.
Die Wahlbeteiligung ist trotz deutlich verkürzter Wahlzeit auf 2502 Wähler stark gestiegen. Hier manifestiert sich die wachsende Bedeutung der Akademischen Selbstverwaltung als Ort inneruniversitärer Aufgabenbestimmung und Verständigung. Dies gilt es auszubauen.
Für die kooperative Einheit und Entwicklung der Universität, für die Stärkung humanistischer Wissenschaftskultur und der demokratischen sowie sozialen Grundsätze und Ziele der Universität wider den rechten Senat haben sich also weit über die Hälfte der Wählerinnen und Wähler ausgesprochen (jusos/Links, FSL, GHG). Hier werden verantwortungsbewußte Wissenschaften, Gebührenfreiheit, demokratische Hochschulen und solidarisches Lernen gewollt.
Insgesamt eine Minderheit sucht teils getäuscht, teils aggressiv ihr Heil in der Zustimmung, die Hochschulen zu leistungsbornierten, restriktiven, gebührenpflichtigen und eher handwerklichen als wissenschaftlichen Eliteschmieden zu machen, in der Hoffnung sich in der verschärften gesellschaftlichen Konkurrenz um Arbeitsplätze und Prestige durchzusetzen (WiWi/Medi/Jura/Pferde, Realos, Lust). Der Konkurrenz als gesellschaftlich dominantem Prinzip wird im tiefen Glauben an den eigenen Vorteil zugestimmt.
Kooperation gegen Konkurrenz - wir werden unsere Tätigkeit intensivieren. Entgegen der alltäglichen Gehetztheit, der anti-vernünftigen merkantilen Selektion und Normierung von Fächern, Inhalten und Menschen im Steigen und Fallen der Konkurrenz sowie gegen die sich so hinterrücks verbreitenden Gebote der Unterordnung und Unmündigkeit muß die entschiedene Verteidigung, Weiterentwicklung und praktische Verallgemeinerung humanistischer, demokratischer und sozialer Maßstäbe in der Universität und durch die Universität bewirkt werden. Bewußte, kultivierte Kooperation in den Wissenschaften und ihren zivilgesellschaftlichen Institutionen ist als Not-wendigkeit menschlicher Entfaltung für und durch alle zu erreichen.
Die Opposition der Wissenschaftseinrichtung zum rechten Senat ist dafür inhaltlich und politisch zu schärfen.
Ergebnis der Wahlen zum Akademischen Senat der Universität Hamburg 2004
(im Vergleich die Wahlen zum Akademischen und Großen Senat 2003, n.a. = nicht angetreten)
Liste | Stimmen | Prozent | Sitze |
---|---|---|---|
Jura-, Wirtschaftswissenschaften-, Mediziner-, Pferdestalliste * | 714 (+ 444) | 28,5 (+ 14,6) | 1 (+1) |
Gemeinsame Liste jusos und Liste LINKS | 670 (+188) | 26,8 (+1,9) | 1 (+/-0) |
Grüne Hochschulgruppe | 498 (-9) | 19,9 (-6,3) | 1 (-1) |
Fachschaftsliste | 331 (-17) | 13,2 (-4,8) | 0 (+/-0) |
Realos (rechte SPDler) | 188 (n.a.) | 7,5 (n.a.) | 0 (n.a.) |
LUST (FDPler) | 84 (-26) | 3,4 (-2,3) | 0 (+/-0) |
RCDS (CDUler) | n.a. (-198) | n.a. (-10,2) | - |
sonstige | n.a. (-21) | n.a. (-1,1) | - |
Wahlbeteiligung: | 2502 (+562) + | 6,4 (+1,7) |
* 2003 Mediziner, WiWi, Pferdestall getrennt angetreten / + ungültige Stimmen: 17 (+13)