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,,Im Westen nichts Neues“
,,Wir sind der Auffassung, daß Kriege nur dann und nur so lange geführt werden können, als die arbeitende Masse sie entweder begeistert mitmacht, weil sie sie für eine gerechte und notwendige Sache hält oder wenigstens duldend erträgt. Wenn hingegen die große Mehrheit des werktätigen Volkes zu der Überzeugung gelangt - und in ihr diese Überzeugung, dieses Bewusstsein zu wecken, ist gerade die Aufgabe, die wir Sozialdemokraten uns stellen -, wenn, sage ich, die Mehrheit des Volkes zu der Überzeugung gelangt, daß Kriege eine barbarische, tief unsittliche, reaktionäre und volksfeindliche Erscheinung sind, dann sind die Kriege unmöglich geworden - und mag zunächst der Soldat noch den Befehlen der Obrigkeit Gehorsam leisten!“
(Rosa Luxemburg, Rede vor der Frankfurter Strafkammer, 1914)
Vor 90 Jahren, am 1. August 1914 begann mit der Kriegserklärung des deutschen Kaisers an das zaristische Rußland der Erste Weltkrieg. Im Kampf um die weltweite Vorherrschaft, im Dienste profitheischender Monopolkonzerne, denen es in Europa ,,zu eng“ geworden war, lieferten sich die Großmächte Deutsches Reich und Österreich-Ungarn einerseits sowie Rußland, England und Frankreich andererseits einen industriellen Vernichtungskrieg. Mit Kriegswerkzeugen auf dem höchsten Stand der Technik, mit Giftgas, Panzern, ersten Kampfflugzeugen und modernster Artillerie wurden 8,5 Millionen Menschen ermordet, 21 Millionen verwundet, weitere Millionen starben an Hunger und Seuchen in Folge des Krieges. Erst durch zwei Revolutionen - 1917 in Rußland und 1918 in Deutschland - konnten die imperialistischen Kräfte zurückgedrängt und der Krieg beendet werden.
In seinem 1929 erschienenen pazifistischen Roman ,,Im Westen nichts Neues“ schrieb Erich Maria Remarque, orientiert an eigenen Erlebnissen, über die alltägliche Barbarei des Krieges, die die Menschen auf ,,schwermütige Weise verroht“. Der wieder erstarkenden kriegerischen Hetzpropaganda von Deutschnationalen und Faschisten zum Trotz wurde diese beeindruckende Anklage gegen Krieg und Kriegstreiber zum bis dahin meistverkauften Buch in der Geschichte der deutschen Literatur. Rechte Kommentatoren werteten diesen Erfolg als schwere ,,kulturpolitische Niederlage“. Als 1930 die Verfilmung von ,,Im Westen nichts Neues“ in die deutschen Kinos kam, sprengten Horden der NSDAP und der SA unter Führung von Joseph Goebbels die Vorführungen mit Stinkbomben und Mäusen und lieferten sich fünf Tage lang Straßenschlachten mit der Polizei, bis ein Aufführungsverbot für den Film erlassen wurde. Aus den kritischen Erfahrungen des menschenverachtenden Weltkrieges sollten keine positiven Schlußfolgerungen gezogen werden können.
1933 siegten die Faschisten und das deutsche Großkapitals über die hartnäckig kämpfende Arbeiterbewegung und bürgerliche Humanisten, die für menschliche Lebensbedingungen eintraten. Von da an begann erneut die perverse Mobilisierung von Menschen, Industrie und Infrastruktur für die vernichtende Kriegsmaschinerie - mit weltweit einem Mehrfachen an Toten und Verwundeten und einem unfaßbaren Ausmaß an kultureller Destruktion und Verrohung. Erst mit dem Sieg über die Faschisten in Italien und Deutschland konnten unter der Losung ,,Nie wieder Faschismus - Nie wieder Krieg“ 1945 weitreichende Schritte für die Überwindung des Krieges und der Konkurrenzgesellschaft verankert werden. Gegen die erstarkende sozialistische Alternative im kapitalistische Befreier wie Kapitalisten der befreiten Länder nicht auf militärische Überlegenheit verzichten: Großkonzerne und -banken, die wesentlichen Profiteure beider Weltkriege, wurden - trotz Alliierter Abkommen und Volksabstimmungen - nicht enteignet. Die Entmilitarisierung wich bald der Wiederaufrüstung. Die dennoch gegen Altnazis und neue Reaktionäre in den 1960er und 70er Jahren erreichte sozial-liberale Kultur der Entspannung und Zivilisierung von Konflikten wurde durch die antikommunistischen Mobilisierung gegen die Warschauer Vertragsstaaten relativiert. Nach dem vorläufigen Sieg des kapitalistischen Systems 1989 soll wieder international uneingeschränkt das Recht des Stärkeren gelten. Die US-Administration und ihre Bündnispartner setzen imperialistische Unterwerfung und Ausbeutung nun wieder auf die Tagesordnung.
Die analytische Auseinandersetzung mit dem Krieg und seinen imperialistischen Grundlagen weltweit verschärfter Ausbeutung und Konkurrenz, die tätige Erinnerung und aktuelle Kritik an deren zerstörerischer Wirkung sowie die solidarische Gegenwehr ist dagegen andauernde wegweisende humanistische Aufgabe. Anläßlich des 90. Jahrestages des Beginns des Ersten Weltkrieges zeigen wir daher die Verfilmung von Erich Maria Remarques Antikriegs-Werk ,,Im Westen nichts Neues“ und laden ein zur anschließenden Diskussion über die Geschichte des Imperialismus, des antimilitaristischen Kampfes, über deren heutige Bedeutung und die Tagesaufgaben aller, die für weltweiten, dauerhaften Frieden wirken wollen.
,,Im Westen nichts Neues“
Film- und Diskussionsveranstaltung
zum 90. Jahrestag des Beginns des Ersten Weltkriegs.
Freitag, den 30. Juli 2004, 18 Uhr
Café Paranoia, im PI, Von-Melle-Park 8, Raum 132
Fachbereich Erziehungswissenschaft, Werkstattgebäude,
zu erreichen über die Binderstraße am Ende der Sackgasse