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Studienerfolg
,,Solange die bewußte gemeinsame Planung menschlicher Lebensverhältnisse unter Beteiligung aller, darin die vielseitige Entfaltung menschlicher Lebensmöglichkeiten, nicht gesellschaftliche Wirklichkeit geworden ist, ist der bewußte solidarische Kampf um die Schaffung einer solchen gesellschaftlichen Wirklichkeit die einzig sinnvolle übergreifende Lebensperspektive.“
Klaus Holzkamp, ,,Sinnliche Erkenntnis“, Historischer Ursprung und gesellschaftliche Funktion der Wahrnehmung, Frankfurt am Main, 1973.
,,Obwohl die Studienerfolgsquote der Hamburger Hochschulen in der Tendenz sogar leicht besser als im Bundesdurchschnitt ausfällt, stellen die niedrigen Studienerfolgsquoten in beinahe allen Aufgabenfeldern eine Verschwendung öffentlicher Ressourcen einerseits und individueller Lebenszeit der Studierenden andererseits dar.“
Empfehlungen der ,,Dohnanyi-Kommission“, S. 27 f.
Studienerfolg? Das ist Lust an der Erkenntnis der Grundlagen, Zusammenhänge und Veränderbarkeit der menschlichen Gesellschaft; ist lebendiger, interdisziplinärer wissenschaftlicher Austausch über Fragen und Einsichten; ist universelle Neugier; ist sozial verantwortliches Lehren und Lernen; ist das (wachsende) Selbst-Bewußtsein der wissenschaftlich Tätigen und anteilnehmende Verständigung zwischen ihnen. Kurz: Studienerfolg ist wissenschaftliche Weltaneignung zur bewußten, solidarischen Hebung der sozialen Verhältnisse als der allgemeinen und damit eigenen Lebensbedingungen.
Die soziale Lage der Studierenden (fast 80 Prozent arbeiten), die geringen Aussichten auf sinnvolle Arbeit, die Unterfinanzierung der Hochschulen, die neoliberale Lehre von Nutzen und Natürlichkeit der Konkurrenz, die kulturelle Dominanz der Konfliktvermeidung statt der Konfliktlösung, der Lockruf privater Investoren für gewinnversprechende Forschung und Lehre, die hektische ,,Modernisierung“ nach uralten, ökonomistischen Effizienzdogmen - all dies behindert die Nutzung und Entwicklung der kulturellen, sozialen und wissenschaftlichen Möglichkeiten der demokratischen Massenuniversität. Die Intensivierung der individuellen Isolation wäre die Folge.
Die Funktion von Studiengebühren (richtiger: Strafgebühren für Nicht- Konformismus) ist dabei, diese unmenschliche Praxis einzig am wirtschaftlichen Ertrag orientierter Bildung, Wissenschaft und Kultur als scheinbar alternativlos durchzusetzen. Studieren soll die angstgetriebene Jagd nach dem Studienerfolg ,Marke Handelskammer‘ sein. Äußere Anforderungen und damit die scheinbare Rationalität der Unterwerfung sollen das menschliche Erkenntnis- und Entfaltungsinteresse vollständig ersetzen.
Auch intelligente Ausbeutung und Ausbeutung der Intelligenz ist unmenschlich.
Wem nützen Studiengebühren? Nicht der Entfaltung der Einzelnen in einer Gesellschaft gleicher, bewußt heiterer Menschen, sondern den privatwirtschaftlichen Interessen Weniger, die willige und billige Produzenten, Entwickler, Designer und Konsumenten wünschen.
Wider die Dequalifizierung der Wissenschaften zu Standortvorteilen und die herabwürdigende, konkurrenzhafte Praxis in Forschung, Lehre und Studium zur Anwendung der wissenschaftlich Tätigen als Werkzeuge privater Interessen ist eine studentische Lebensweise als kritische, solidarisch kooperative, andauernde Verfügungserweiterung aller zu entwickeln. Solange der lebenslange, freie Zugang zu Wissenschaft und Kultur nicht verwirklicht ist, sind Gebührenfreiheit, soziale Absicherung, kulturelle Entfaltung, problemlösungsorientierte und damit allgemein nützliche Wissenschaften als Grundlagen friedlicher und demokratischer Entwicklung täglich, bewußt und kämpferisch anzustreben und durchzusetzen.
Studienerfolg ist entweder (potentiell) tägliche Verfügungserweiterung und optimistische Lebensweise oder er ist nicht.
,,Artikel 13
(1) Die Vertragsstaaten erkennen das Recht eines jeden auf Bildung an. Sie stimmen überein, daß die Bildung auf die volle Entfaltung der menschlichen Persönlichkeit und des Bewusstseins ihrer Würde gerichtet sein und die Achtung vor den Menschenrechten und Grundfreiheiten stärken muß. Sie stimmen ferner überein, daß die Bildung es jedermann ermöglichen muß, eine nützliche Rolle in einer freien Gesellschaft zu spielen, daß sie Verständnis, Toleranz und Freundschaft unter allen Völkern und allen rassischen, ethnischen und religiösen Gruppen fördern sowie die Tätigkeit der Vereinten Nationen zur Erhaltung des Friedens unterstützen muß.
(2) Die Vertragsstaaten erkennen an, daß im Hinblick auf die volle Verwirklichung dieses Rechts
(...)
c) der Hochschulunterricht auf jede geeignete Weise, insbesondere durch allmähliche Einführung der Unentgeldlichkeit, jedermann gleichermaßen entsprechenden seinen Fähigkeiten zugänglich gemacht werden muß; (...)“
(Internationaler Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte vom 19. Dezember 1966, von der BRD 1973 ratifiziert)
Sitzung des Akademischen Senats
Donnerstag, den 27. Mai 2004
AS-Sitzungssaal, Edmund-Siemers-Allee 1, Raum 308
Auf der Tagesordnung unter anderem:
Studiengebühren - ,,Bereinigung der Statistik“?