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Verantwortung.

,,Vor uns liegt, wenn wir richtig wählen, eine beständige Ausweitung von Glück, Wissen und Weisheit. Sollen wir stattdessen den Tod wählen, bloß weil wir unsere Streitereien nicht vergessen können? Wir wenden uns als Menschen an unsere Mitmenschen: Erinnert Euch Eures Menschseins und vergeßt alles andere! Wenn Ihr das vermögt, dann öffnet sich der Weg zu einem neuen Paradies. Könnt Ihr es nicht, dann droht Euch allen der Tod.“
Russel-Einstein-Manifest, 9.7.1955

Als vor 60 Jahren, am 6. August 1945, im strahlend blauen Himmel über Hiroshima die Atombombe explodierte, verloren in einem einzigen Augenblick über hunderttausend Menschen ihr Leben, weitere hunderttausende Menschen erlagen in der Folgezeit den Verbrennungen und Strahlenschäden. Mit dem ,,Manhattan Project“ (Kosten über 2 Mrd. US-Dollar, rund 150.000 Mitarbeiter) hatten namhafte Naturwissenschaftler im Dienste militärischer Machtpolitik die Kräfte, die die Welt in ihrem Innersten zusammenhalten, zur destruktiven Nutzung freigesetzt. Angesichts der selbst mithervorgebrachten Zerstörungsgewalt bereuten viele Wissenschaftler bald ihre Mitwirkung und bekämpften fortan jede Entwicklung sowie den weiteren Einsatz von Atomwaffen.

Die Erschließung der Kernkräfte durch die Naturwissenschaften macht die Frage, wem die Wissenschaft nutzt, zur Menschheitsfrage. Seit der Zündung der Atombombe ist die objektive Notwendigkeit, die ideologische und praktische Trennung von ,,freier“ Forschung und ihrer politisch zweckbestimmten Anwendung zu überwinden, auf brutale Weise unleugbar bewiesen. Wissenschaft muß die Verantwortung für die kultivierte Fortexistenz und Entwicklung der menschlichen Gattung realisieren.

Die geplante Kooperation des Fachbereichs Physik der Universität mit dem Forschungsreaktor II in München-Garching (FRM II) im Rahmen eines Sonderforschungsbereichs für Nanotechnologie bricht hart mit diesem Grundsatz.

Mit dem Forschungsreaktor umgeht das CSU-regierte Land Bayern den von der rot-grünen Bundesregierung beschlossenen Ausstieg aus der Kernenergie. Weil durch diesen Aus-stieg insbesondere die Siemens AG um ihre ,,internationale Wettbewerbsfähigkeit“ auf dem profitablen Gebiet der Kernenergie fürchtet, nutzte sie ihre Position im Hochschulrat der TU München, um den Forschungsreaktor zu initiieren und den Auftrag für den Bau zu erhalten. Für ihr Geschäft dient der Siemens AG die zivile Nutzung als akademisches Deckmäntelchen. Doch wie bei allen anderen Kernreaktoren sind auch beim Betrieb dieses Forschungsreaktors Strahlung und Störfälle bis hin zum GAU nicht auszuschließen; die Entsorgung des Atommülls ist ungeklärt. Und vor allem: Der Forschungsreaktor wird mit hochangereichertem atomwaffenfähigen Uran betrieben.

Die stufenweisen Beseitigung aller zivilen Nutzung dieses Urans war bereits international vereinbart; waffenfähiges Uran wäre so perspektivisch aus dem Handel zu ziehen. Dies bedeutete den immensen politischen Fortschritt, im Sinne des Atomwaffensperrvertrags die weitere Entwicklung und Verbreitung von Atomwaffen zu erschweren. Mit dem Betrieb des Forschungsreaktors ist nun die zivile Nutzung des hochangereicherten Urans wieder gängige Praxis und wird durch die BRD auch international wirksam positiv sanktioniert.

Um so erforderlicher ist es, daß die Universität als Ganze ihre soziale, ökonomische und ökologische Verantwortung wahrnimmt und sich für die Überwindung von Atomenergienutzung, die Abschaffung von Atomwaffen und die Unterbindung profitsüchtiger, undemokratischer Einflußnahme auf staatliche Entscheidungen engagiert. Mit seiner Entscheidung, die Zusammenarbeit mit dem FRM II abzulehnen und damit der Unterwanderung der atomaren Abrüstung und des Atomausstiegs entgegenzutreten, hat der Akademische Senat der Universität diese Verantwortung wahrgenommen*.

Die Überwindung der Zerstörung der menschlichen Gesellschaft durch Krieg, Konkurrenz und Profitstreben ist jedoch von so zentraler Bedeutung, daß die Schaffung einer friedlichen Welt leitend für alle Wissenschaften werden muß.

Die Kooperation der Universität Hamburg mit dem Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik (IFSH) und die Einrichtung einer Professur für ,,Naturwissenschaft und Friedensforschung“ sind hierfür richtige Ansätze.

Der Kampf für die beständige Ausweitung von Wissen und Weisheit gerichtet auf soziale Gleichheit, allgemeine humane Gesundheitsversorgung sowie sinnvolle Bildung, Kultur und Arbeit für Alle als Grundlage dauerhaften Friedens ist Angelegenheit aller Hochschulmitglieder.

Die Kooperation als gesellschaftliches Prinzip der Nützlichkeit gegen das geschäftliche Prinzip der ausschaltenden Konkurrenz ist heirfür förderlich.

Beschluß des Akademischen Senats vom 17.02.2005

Sitzung des Akademischen Senats am 10.03.2005

Zum Geleit VIII

V.i.S.d.P.: Olaf Walther & Golnar Sepehrnia, c/o Studierendenparlament, VMP 5, 20146 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg
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Veröffentlicht am Mittwoch, den 2. März 2005, http://www.harte--zeiten.de/artikel_252.html