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,,Mephisto“

Der Film eines Romans einer Karriere

,,Mephistopheles:
Ich bin der Geist, der stets verneint!
Und das mit Recht; denn alles, was entsteht,
Ist wert, daß es zugrunde geht;
Drum besser wär's, daß nichts entstünde.
So ist denn alles, was ihr Sünde,
Zerstörung, kurz, das Böse nennt,
Mein eigentliches Element.“
(Johann Wolfgang v. Goethe, ,,Faust 1“.)

Im ,,Mephisto“ von Klaus Mann ist ein versessen künstlerischer Mitläufer des Nazi-Regimes charakterisiert. Das Werk steht konzentriert gegen die Anpassung.

,,Warum schrieb ich meinen Roman ,Mephisto‘? Das dritte Buch, das ich im Exil - 1936 - veröffentlichte, handelt von einer unsympathischen Figur. (...)
War es der Mühe wert, über eine solche Figur einen Roman zu schreiben? Ja; denn der Komödiant wird zum Exponenten, zum Symbol eines durchaus komödiantischen, zutiefst unwahren, unwirklichen Regimes, der Mime triumphiert im Staat der Lügner und Versteller.
,Mephisto‘ ist der Roman einer Karriere im Dritten Reich.“

(Klaus Mann, ,,Der Wendepunkt/ Ein Lebensbericht“, 1949, rororo TB, S. 336.)

Das Buch fand rege öffentliche Anteilnahme. In der DDR wurde es 1956 neu aufgelegt.

In der BRD wurde die Schurkenerzählung 1965 neu ediert und schon 1966 auf Antrag der Erben von Gustaf Gründgens (der 1963 verstorben war) gerichtlich verboten. Die sarkastische Erzählung war zu heikel für das westliche Nachkriegsdeutschland. Eine Verfassungsbeschwerde des Verlages von 1971 war nicht erfolgreich. Mit einigem Abstand zum Geschehen konnte der Roman 1981 dann doch veröffentlicht werden.

Im selben Jahr erschien der gleichnamige Film des ungarischen Regisseurs István Szabó. Auch hier wird der ehrgeizige Lebensweg eines ruhmsüchtigen Schauspielers bis in den (deutschen) Faschismus entfaltet.

Die Rolle des Hendrik Höfgen ist im Film weniger diabolisch und boshaft angelegt als im Roman von Klaus Mann. Klaus Maria Brandauer spielt die Hauptrolle des Opportunisten verunsicherter und gehetzter.

Gleichwohl kommt ebenso wie in der literarischen Explikation die gefährliche Problematik der sogenannten reinen Kunst und das höchst Heikle des schauspielerischen Ehrgeizlings, der sich nicht durch umstehende Brutalität und Zerstörung respektive eindringliche Ratschläge von Freunden und Kollegen von seinem karrieristischen Egowahn abbringen läßt, sehr eindrücklich zum Ausdruck.

Und heute?

Die dekadente Zuspitzung der Karriere im Faschismus bleibt auch aktuell noch ein Lehrstück.

,,A-Politik, das bedeutet einfach Anti-Demokratie, und was das heißen will, auf welche selbstmörderische Weise sich der Geist dadurch zu allem Geistigen in Widerspruch setzt, das kommt erst in bestimmten akuten Situationen höchst leidenschaftlich an den Tag.“
(Thomas Mann, ,,Kultur und Politik“, 1939.)

Aufklärerische Verantwortung und kritische Vernunft als bewußte eigene Gesellschaftlichkeit sind stets eine menschliche Herausforderung.

V.i.S.d.P.: Olaf Walther & Golnar Sepehrnia, c/o Studierendenparlament, VMP 5, 20146 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg
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Veröffentlicht am Mittwoch, den 5. Januar 2005, http://www.harte--zeiten.de/artikel_248.html