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Leerer Bauch studiert nicht gern

Zum Kampf für das Studentenwerk

Bisher arbeitet das Studentenwerk für die sozialen, kulturellen und gesundheitlichen Voraussetzungen eines sinnvollen Studiums. Dafür wurde die ehemalige Selbsthilfeeinrichtung in den 1970er Jahren in eine staatlich geförderte Anstalt öffentlichen Rechts umgewandelt. Für die erste soziale Öffnung der Hochschulen sollten soziale Benachteiligungen ausgeglichen werden. Auch das damals neu eingeführte BAföG (Vollzuschuß für 70 Prozent der Studierenden, auch für Schüler) war dabei zuträglich. Die relativ guten sozialen Bedingungen für Viele beförderten , kritische Wissenschaft zur Lösung gesellschaftlicher Probleme frei von sozialem Druck zu betreiben. Das Studentenwerk der 70er gehört deshalb zu den zentralen sozialen Voraussetzungen der demokratischen Massenuniversität. Eine weitgehend eigenverantwortliche Entwicklung des Studentenwerks in Selbstverwaltung durch Mitarbeiter, Studierende und Hochschulverwaltungen ist entsprechend in gruppen-demokratischen Gremien gewährleistet.

Die von Wissenschaftssenator Dräger beabsichtigte 50-Prozent-Kürzung der Studentenwerkszuschüsse soll diesen emanzipatorischen Ansatz beseitigen. Nicht mehr Menschen sollen an Hamburgs Hochschulen solidarisch lernen können. Nur paßgenau auf die Wirtschaft zugeschnittene Absolventen und Absolventinnen soll es geben. Diese von den Unis handzuverlesenden Studierenden jedoch sollen nach des Senators Vorstellungen unter erhöhtem sozialen Druck ihr Studium zügig und zielstrebig durchziehen. Neben Studiengebühren und anderen Drangsalierungswerkzeugen soll dafür das Studentenwerk zu einem Dienstleistungsbetrieb verbogen werden. Wer mehr zahlen kann soll mehr bekommen. Privatwirtschaftliche Konkurrenten, mit entsprechend niedrigen Löhnen, und gestrichene staatliche Subventionen sollen die Anpassung an die Konkurrenz befördern. Dafür soll massiver Personalabbau betrieben werden. Am Ende soll ein profitabler Cateringbetrieb mit Beratungszentrum für gestreßte Studierende stehen. Das ist zu verhindern!

Das Studentenwerk ist eine öffentliche Aufgabe, deshalb muß es staatlich gefördert und ausgebaut werden. Es fördert guten und preiswerten Wohnraum. Die Mensen sichern allen Studierenden schmackhaftes und zugleich preiswertes Essen. Die Sozial- und BAföG-Beratung des Studentenwerkes bietet Hilfe bei der Suche nach einer Lösung für individuelle soziale Probleme. Unabhängig von der unmittelbaren Bildungsinstitution und doch in der Hochschule angesiedelt, bietet sie Beratung frei von persönlichen Abhängigkeiten. Durch die Möglichkeit begrenzter Kreditvergabe zu günstigen Konditionen läßt sich häufig die Spitze des Drucks nehmen. Die beispielhaft skizzierte soziale Qualität des Studentenwerks muß also gefördert und ausgebaut werden.

Dafür müssen Studierende und Mitarbeiter des Studentenwerks solidarisch gegen den angedrohten Sozialkahlschlag aus Lohndrückerei, Kündigungen und Preiserhöhungen vorgehen. Der Rechtssenat versucht, seinen profitorientierten Totalumbau der Stadt durch Spaltung und Vereinzelung durchsetzungsfähig zu machen. Deshalb wird es darauf ankommen, die zahlreichen Proteste in der Stadt gegen die allen Kürzungen gemeinsame Verschärfung der sozialen Lage zur Profitmaximierung zu orientieren. Der gemeinsam von Universität, Studierenden, Angestellten und Gewerkschaften geführte Kampf für das Studentenwerk muß relevanter Teil werden. Gegen den Widerstand der Bevölkerung der Stadt haben Handelskammer und Senat schlechte Karten. Wissen verbindet und massenhafte Aufklärung wird materiell wirksam.

V.i.S.d.P.: Olaf Walther & Golnar Sepehrnia, c/o Studierendenparlament, VMP 5, 20146 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg
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Veröffentlicht am Montag, den 1. November 2004, http://www.harte--zeiten.de/artikel_243.html