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Frieden ist mehr
"'Für gewöhnlich', sagte Herr K., ‘sucht ein Mörder sich mit dem Nachweis zu entschuldigen, daß er den Mord unbedingt begehen mußte, wenn er weiter leben wollte. Die deutschen Kapitalisten, die immer wieder Kriege machen, welche übrigens immer wieder verloren werden, meiden die Entschuldigung, sie müßten sie machen, wie die Pest. Warum? Weil das hieße, der Kapitalismus kann nicht existieren ohne Krieg. Was die Wahrheit ist und der Grund dafür, daß man ihn abschaffen muß.'
‘Das heißt, sich die Argumentation leicht machen', sagte ein Hörer.
‘Das ist meine Absicht', sagte Herr K.."
(Bertolt Brecht, Geschichten vom Herrn Keuner, "Herr K. und die deutsche Politik.")
Der Krieg im Irak hat im ganzen Jahr 2004 die Welt beschäftigt. Bis heute sterben täglich zig Menschen bei Attentaten, regelmäßig metzeln vor allem amerikanische Soldaten im Rahmen "neuer Großoffensiven gegen Aufständische" Hunderte oder Tausende, oft Zivilisten, nieder. Amerikanische Konzerne der Rüstungsindustrie, der zivilen Produktion und Zulieferung machen mit dem Krieg ihr Riesengeschäft. Die Finanzierung des Krieges kostet die US-Bürger Milliarden, die sie unter hohem sozialen Druck durch Abgaben, Mehrarbeit, Lohnkürzungen und Zerschlagung des ohnehin mäßigen Sozialsystems aufbringen. Die massiven sozialen Widersprüche dieser Gesellschaft werden durch Gewalt, Angstmache, Disneyland und religiöse Heilsversprechen zu deckeln versucht. Äußere Kritiker dieses Kurses aus dem Lager anderer kapitalistischer Staaten (Frankreich, Deutschland, jetzt auch Spanien) werden ökonomisch unter Druck gesetzt, zum Beispiel indem amerikanische Großkonzerne wie General Motors mit der Schließung von Produktionsstandorten drohen (Opel) - die regierungsseitige Gegenwehr in Europa ist nicht sehr entschieden, teilt das europäische Kapital doch das Interesse der Ausweitung seines Einflusses und ist dabei auf die Kooperation mit Wirtschaft und Administration der USA angewiesen.
Hochrüstung, die Unterwerfung der weniger entwickelten Welt, vorwiegend ökonomischer Druck auf die "Bündnispartner", sozialer Verfall, kulturelle Verrohung und gewaltsame Unterdrückung von Konflikten nach Innen - das sind die klassischen Merkmale des Imperialismus. Das Kapital der hochindustrialisierten Staaten giert auf neue Märkte, neue Quellen billiger Rohstoffe und Produktion, drängt auf die Eliminierung von Konkurrenten und frißt und frißt. Für die Profite und private Verfügung Weniger werden immer neu und schwerer die Lebensgrundlagen aller gefährdet.
Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Krieg. Zivilisation, das ist Lebensfreude, Offenheit und Anteilnahme zwischen den Menschen, bewußte solidarische Verfügung über die allgemeinen Lebensbedingungen und ihre dynamische Erkundung und Entwicklung - wem ist das abzusprechen?
Aussicht dafür gewinnen heißt, die Überwindung von Konkurrenz und Krieg mit allen ihren Grundlagen anzustreben. Die Kultur dieses Kampfes ist die Kultur des Friedens.