Menü | HomePublikationenharte zeiten › Flugblatt der juso-hsg vom

Links und lebendig für Solidarität

Uni als Teil der Gesellschaft

Die Universität ist ein Raum in dem gesellschaftliche Entwicklungen ganz maßgeblich mit bestimmt werden. Hier können und müssen in den Wissenschaften globale, soziale, ökologische und ökonomische Probleme analysiert und Lösungen zu ihrer Überwindung gesucht werden. Die Bildung muß Mittel sein, um die Kritikfähigkeit jeder/jedes einzelnen zu erweitern und somit eine Demokratisierung der Gesellschaft voranzutreiben. Dieser Anspruch an universitäre Forschung und Lehre geht aus von einem auf Egalität, Gleichberechtigung, sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Verantwortung ruhenden Gesellschaftsbild. Hochschulen müssen sich an den Aufgaben und der Verantwortung für eine eben solche Gesellschaft orientieren.
Zur Zeit entfernt sich das deutsche Bildungswesen sehr von diesem Ziel. Denn herrschende Politik ist es, alle Lebens- und Arbeitsbereiche, bei weitem also nicht nur die Bildung, durch Hierarchisierung und Entdemokratisierung den Verwertungsbedingungen des Marktes zu unterwerfen.

Wir greifen ein

Wir jusos und fachschaftsaktive an der Hochschule setzen dieser Entwicklung unsere oben benannte Zielvorstellung entgegen und greifen auf verschiedenen Ebenen aktiv in die Auseinandersetzung ein. Fachschaftsaktive sind Mitstudierende, die (nicht zu aller erst als jusos) in den Fachschaftsräten ihrer Institute hochschulpolitisch wirken und auf diesem Wege auch zur gesamtuniversitären Politik gelangt sind. Sie sind ein wichtiges Glied in der juso-hochschulgruppe weil sie den Kontakt zu Instituten und Fachbereichen und somit zur studentischen Basis wahren. Aber auch fachbereichsübergreifend gilt es unsere Positionen zu vertreten: natürlich als Teil der Verfaßten Studierendenschaft (VS) und, wenn es die Wahlergebnisse erlauben, im Allgemeinen Studierendenausschuß (AStA) sowie im Studierendenparlament. Zudem aber auch als VertreterInnen in den Gremien der akademischen Selbstverwaltung, in denen Fragen der Lehr- und Forschungsinhalte ebenso wie der Studienstruktur und der Mittelvergabe erörtert und entschieden werden. Wichtig ist es uns aber auch, den Diskurs um die Aufgaben von Bildung und Wissenschaft in unserem Sinne in eine möglichst breite Öffentlichkeit zu tragen, um dort für eine demokratische und solidarische Gesellschaft zu streiten. Denn wir beschränken uns natürlich nicht (und schon gar nicht dieses Jahr) auf bildungspolitische Fragen, sondern treten für einen deutlichen Politikwechsel in allen gesellschaftlichen Bereichen ein.

Arbeit für nächstes Jahr

Damit ihr einen etwas genaueren Eindruck von unseren Zielen unserer konkreten Arbeit bekommt, stellen wir exemplarisch einige unserer Arbeitsschwerpunkte knapp umrissen vor:
Die Zielrichtung im Bereich der Hochschulpolitik ist oben schon umrissen, aber wie kommen wir dahin. Zum Beispiel gilt es, sowohl an der uni- als auch landes- und bundesweit studentische Interessenvertretung besser zu organisieren und zu koordienieren. Bestehende Strukturen wie der (bundesweite) freie zusammenschluß von studierendenschaften (fzs) und die Landes Asten Konferenz müssen genutzt und ausgebaut werden. Wichtig wird es sein, in die Debatte um ein neues Hamburger Hochschulgesetz einzugreifen, um u.a. die im Hochschulrahmengesetz angelegte Teilung der Studierenden in Masse und Elite und die mögliche Diskriminierung sozial schwächer gestellter zu verhindern und dabei gleichzeitig auf eine Hochschulreform im Sinne einer demokratischeren und gesellschaftlich verantwortlich handelnden Hochschule hin zu wirken. Ferner gilt es, sich mit den Problemen auseinander zu setzen, welche die Globalisierung des Uni-Haushaltes mit sich bringen, weiter massiv gegen eine Privatisierung der Wissenschaft und Bildung zu kämpfen und immer den Zusammenhang zwischen der fortschreitenden Entdemokratisierung und Marktanbindung der Uni und z.B. dem Sozialabbau, durch Zusammenarbeit mit anderen gesellschaftlichen Gruppen, zu thematisieren und gemeinsam mit ihnen dagegen an zu gehen.

In diesem Zusammenhang ist es zu sehen, daß auch sozialpolitische Themen einen Schwerpunkt in unserer Arbeit darstellen. So gilt es, für eine bedarfsdeckende, elternunabhängige Ausbildungsfinanzierung für alle Menschen zu streiten, es muß auf eine Verbilligung des Semestertickets hingearbeitet werden und den vielen spezifischen sozialen Problemen der einzelnen Studierenden muß Rechnung getragen und entgegengetreten werden.

Noch immer ist weder an der Uni noch in anderen gesellschaftlichen Bereichen eine gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft für Frauen ebenso gesichert wie für Männer. Deshalb ist ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit eine aktive Frauen- und Gleichstellungspolitik. Hier gilt es beispielsweise, sich an der Weiterentwicklung der universitären Frauenförderrichtlinien zu beteiligen und ihre Anwendung zu kontrollieren, bei möglichen Gesetzesänderungen in den Hochschul- und Ausbildungsförderungsgesetzen frauenpolitische Maßgaben einzufordern, geschlechterspeziefische Lehr- und Forschungsinhalte zu fördern usw.

Die rechte Polemik der etablierten Parteien, deren zunehmende Besinnung auf eine Law-and-Order-Politik und die ökonomische Stoßrichtung hin zum Neoliberalismus dessen Befürworter soziale Ängste schüren und damit zu einer ausländerfeindlichen Stimmung beitragen, greifen ineinander mit dem Wiedererstarken der Neuen Rechten und, im universitären Umfeld, der Burschenschaften, Korps und Verbindungen. Deshalb bedarf es einer starken antifaschistischen und antirassistischen (Aufklärungs-)Arbeit, die in einem breiten Bündnis linker Kräfte stattfinden muß.

Natürlich sind das nur einige unserer Arbeitsschwerpunkte, nicht erwähnt sind zum Beispiel Kulturpolitik, Wissenschaftspolitik und Ökologie, als Einblick soll das aber zu nächst genügen. Detailliert findet ihr unsere Vorstellungen zu einer AStA-Politik im nächsten Jahr in unserem Arbeitsprogramm. Und am meisten erfahrt ihr natürlich in den wöchentlichen Gruppensitzungen.

Wir freuen uns auf Deinen Beitrag.

V.i.S.d.P.: Niels Kreller, Schützenstr. 57, 22761 Hamburg.
Herausgegeben von: juso-hochschulgruppe & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg.
Veröffentlicht am Donnerstag, den 7. Mai 1998, http://www.harte--zeiten.de/artikel_163.html